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Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes

Titel: Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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zu werden, an Unschuldigen vergangen. Und was noch schlimmer war, sie selbst hatte ihn dabei unterstützt. Ihr schwindelte, und sie musste die Augen schließen und sich einen Moment mit beiden Händen an den Armlehnen festhalten.
    »Das darf nicht wahr sein«, murmelte sie.
    »Aber es funktioniert tatsächlich«, bemerkte Milo mit einem merkwürdigen Unterton in der Stimme.
    Theana riss die Augen auf. »Ob es funktioniert, ist ganz ohne Bedeutung. Sollen wir etwa Leben opfern, um andere Menschen zu retten?«, schrie sie jetzt.
    »Das Blut einer einzigen Nymphe reicht aus, um Dutzende zu heilen. Es ginge doch nur darum, wenige
Leben zu opfern, um die gesamte Aufgetauchte Welt zu retten!« Aus flammenden Augen starrte Milo sie an. »Was haben wir denn mit unseren eigenen Forschungen erreicht? Die Gefährten, die einst mit mir die Arbeit aufnahmen, sind alle tot, und mein eigener Körper wird für immer von den Spuren der Krankheit gezeichnet sein. Das Sterben geht weiter, unsere Städte versinken im Chaos, und als wenn das noch nicht genug wäre, erobern die Elfen Stück für Stück unser Land. In solchen Zeiten darf man sich den Luxus, auf die Moral zu schauen, nicht erlauben.«
    Es war noch nicht lange her, da hätte es keiner ihrer Mitbrüder gewagt, ihr so zu widersprechen und einen solchen Standpunkt zu vertreten. Ihr Wort war Gesetz für die Gemeinde, in der sie fast als Heilige galt.
    »Überlegt doch, wie viele sterben müssen, wenn Ihr darauf besteht, Uro zu bestrafen und seine Behandlungsmethode zu ächten. Und was, wenn es gar keine Alternative dazu gibt? Wenn dies der einzige Weg ist, um die Vernichtung aller Völker und Rassen, die die Aufgetauchte Welt besiedeln, zu verhindern?«
    Schwer wie Felsbrocken schlugen diese Worte ein, und Theana fühlte sich wie zermalmt unter ihnen.
    »Bittest du mich tatsächlich, mit Vorbedacht eine Unzahl unschuldiger Geschöpfe zu töten …?«, zischte sie.
    »Was ist schon dabei? Bedeutet diese Epidemie denn kein Massaker? Dass Tausende Unschuldiger an der Seuche sterben, nehmt Ihr hin. Aber wenn es darum geht, sich der Nymphen zu bedienen, um ein höheres Ziel zu erreichen, meldet sich Euer Gewissen.«
    Theana spürte, wie sich zu ihren Füßen ein Abgrund
auftat, wie Milos Worte sie in Versuchung führten. Denn eine abartige Logik wohnte ihnen inne, eine Logik, die sich mit den klaren Gedankengängen verband, die Kalth ihr gegenüber geäußert hatte. Sie müssten ein wirksames Gegenmittel finden, koste es, was es wolle, hatte er gesagt. Doch der Gedanke, Blut mit neuem Blut hinwegzuwaschen, entsetzte sie. Sie durfte nicht nachgeben. Sie durfte es einfach nicht.
    »Schweig«, schrie sie und sprang auf. »Was du da forderst, ist ein Irrweg! Ich werde alles Material beschlagnahmen lassen, das Uro in seiner Behausung gehortet hat. Und ihn lasse ich festnehmen. Wir werden ein anderes Mittel finden. Ich persönlich werde dafür sorgen!«
    Milo schaute sie von der Seite her an. Etwas Unheimliches lag in seinem Blick, als er sagte. »Ihr solltet Euch diese Gelegenheit nicht entgehen lassen, Herrin.«
    »Ich habe meine Entscheidung getroffen. Und nun geh und tu, was ich dir aufgetragen habe«, wies sie ihn an in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
    Und in der Tat fügte Milo nichts mehr hinzu, verneigte sich nur und wandte sich zur Tür. Doch Theana hielt ihn noch einmal zurück.
    »Glaub mir, ich habe schon ein Lösung im Sinn«, sagte sie zähneknirschend.
    Milo drehte sich noch nicht einmal zu ihr um, verharrte nur einen Moment und verließ dann den Raum.
    Theana konnte sich kaum beruhigen. Sie zitterte vor Empörung; was sich da gerade zugetragen hatte, war zu bedeutsam. Jetzt konnte sie nicht mehr vor der Entscheidung davonlaufen. Es war Zeit, die Zügel wieder fest in die Hand zu nehmen.

DRITTER TEIL

    ADHARAS ENTSCHEIDUNG

19
    Die verschollene Bibliothek
    Wie in eine andere, antike Welt tauchte Adrass in eine modrige Finsternis ein. Die Luft war kalt, und um sich zu orientieren, entzündete er ein magisches Feuer. Nun konnte Adhara, die ihm gefolgt war, drei Stufen erkennen, die die obersten einer Wendeltreppe zu sein schienen. Ohne zu zögern, machte sich Adrass an den Abstieg, wobei sich schnell herausstellte, dass seine Flamme nicht ausreichte. Sie brauchten mehr Licht, und dafür sorgte Adhara. Sie murmelte einige Worte, woraufhin eine kleine, helle Kugel zwischen ihren Fingern Gestalt annahm. Verstört blickte sie darauf und wunderte sich, wie

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