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Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes

Titel: Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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selbstverständlich ihr solche Zauber gelangen, die ihrem Gedächtnis eingegeben worden waren und die sie nie geübt hatte. Zu ihren Füßen wand sich die Treppe in einer engen Spirale in die Tiefe. Wie tief genau, hätte sie nicht sagen können. Es dauerte eine ganze Weile, bis auch die untersten Stufen erhellt waren. Unten angekommen, wartete Adrass auf sie, blass wie nie zuvor, während ihm kleine Schweißperlen auf der Stirn standen.

    »Alles in Ordnung?«
    »Was fragst du mich das? Du bist es doch, die dem Tod entgegengeht«, antwortete er barsch.
    Es war die Angst, die ihm zusetzte. Adhara spürte es genau.
    Sie standen in einem großen Raum, der völlig verfallen wirkte und vielleicht ganz eingestürzt wäre, hätten nicht Holzgerüste hier und dort das Gewölbe abgestützt. Von dem Fußboden aus buntem Marmor, der wohl schon seit langer Zeit zersplittert war, erhoben sich Bündel aus schlanken Säulen. Einige waren in der Mitte abgebrochen, andere ragten bis zur Decke auf. Alle waren eingeschwärzt, so als habe ein verheerendes Feuer die einstige Schönheit des Saales hinweggefegt. Hier und dort ragten die Reste von Stühlen und mächtigen Tischen aus den Trümmern hervor.
    »In diesem Saal war die Präsenzbibliothek untergebracht«, erklärte Adrass, während er mit seiner magischen Fackel umherleuchtete. In dem immensen Raum, der sich vor ihnen öffnete, wirkten die Säulen wie Stämme eines mächtigen, zeitlosen Waldes.
    »Wie groß ist der Saal?«, staunte Adhara.
    Adrass zuckte mit den Achseln. »Das lässt sich unmöglich sagen. Bis zu den Wänden sind wir nie gelangt.«
    Er ging weiter. Am Boden erkannte man kunstvoll gearbeitete Mosaike aus Marmor und schwarzem Kristall. Drachen, vielleicht auch Götter stellten sie dar. Adhara kniete nieder und fegte mit der Hand eine Stelle von Asche und Staub frei, die sich dort über unzählige Jahre abgelagert hatten, und darunter tauchte das Gesicht
einer alten Frau auf, die sie mit rätselhafter Miene anblickte. Auf der Stirn trug sie eine Art Edelstein, der in verschiedenen Grautönen glitzerte.
    »Komm jetzt, wir müssen weiter«, forderte Adrass das Mädchen auf.
    Dabei war es nicht so leicht, vorwärtszukommen. Der Fußboden war übersät mit Schutt und versengten Pergamentseiten, so dass sie immer wieder stolperten.
    »Berge solcher Pergamentreste haben wir gefunden«, erklärte Adrass, der ihre Gedanken erriet. »Zum ersten Mal kamen wir Erweckten hierher, weil wir einen sicheren Zufluchtsort suchten, an dem wir uns niederlassen konnten. Der trockene Brunnen schien uns ein idealer Eingang für einen größeren Versammlungssaal zu sein. Und so machten wir uns an die Arbeit und begannen zu graben. Nach wenigen Ellen stießen wir auf einen Hohlraum und fanden dann all das, was du hier siehst.« Mit einer Armbewegung deutete er in den grenzenlosen Saal. »Wir gruben also weiter und stellten nach und nach fest, dass es sich um eine Bibliothek handelte, die größte, die es in der Aufgetauchten Welt je gegeben hat. Schließlich legten wir auch noch einige darunter liegende Räume frei und stützten, wo es nötig war, die Decke mit den Holzgerüsten ab, die du vorhin gesehen hast.«
    Adhara blickte sich noch einmal bewundernd um. »Und was war das für ein Feuer?«, fragte sie. »Wodurch wurde das alles so zerstört?«
    »Das wissen wir auch nicht so genau. Wir haben keine Dokumente gefunden, die über die Geschehnisse damals Auskunft geben können. Aber wahrscheinlich
haben die Elfen zu jener Zeit, als sie von den anderen Rassen aus der Aufgetauchten Welt verdrängt wurden, den Entschluss gefasst, diesen Ort zu zerstören, und damit auch das ungeheure Wissen, das er beherbergte. Übrigens hat sich dieses Volk ja ohnehin bemüht, bevor es verschwand, alle Spuren seiner Vergangenheit auszulöschen.«
    Adhara durchlief ein Schauer. Welch ein unbändiger Hass musste die Elfen erfüllt haben, dass sie bereit waren, ihre eigene Kultur zu zerstören.
    Sie gingen weiter unter der bedrückend niedrigen Decke und verloren sich zwischen Säulen und Schutthaufen, die kein Ende nehmen wollten. Es sah alles gleich aus. Selbst Adrass schien nicht mehr sicher, ob sie auf dem richtigen Weg waren.
    »Was willst du eigentlich finden, wenn das überall so ausschaut?«, fragte Adhara irgendwann.
    »Das tut es aber nicht. Es ist nicht alles verbrannt«, antwortete Adrass gereizt.
    Sie hörte, wie schwer er atmete, und begann sich allmählich um seine Gesundheit zu sorgen. Dieses

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