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Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes

Titel: Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Lager hier ist nichts für dich. Hier herrscht Krieg, und in diesem kämpfe ich, wie du bemerkt hast, an vorderster Front. Hier gibt es niemanden, der ständig auf dich aufpassen könnte. Denn in nächster Nähe steht der Feind, und glaub mir, das ist eine sehr ungemütliche Sache. Hier fließt Blut, hier wird gestorben, hier werden Soldaten zu Bestien. Das alles hat nichts Heroisches, und ich möchte nicht, dass du dieses Grauen mit ansehen musst, das ich Tag für Tag vor Augen habe.«
    »Das weiß ich doch alles selbst. Ich habe das halbe Königreich durchwandert und dabei viel Schreckliches gesehen. Ich weiß, was Krieg bedeutet.«
    Dubhe blickte ihre Enkeltochter eindringlich an und hatte das Gefühl, dass sie tatsächlich aus eigener Anschauung sprach.

    »Wir wurden angegriffen und müssen uns verteidigen. Und ich spüre genau, dass ich dabei helfen kann.«
    »Du denkst vielleicht, du könntest mit einem Schwert umgehen. Aber das ist nicht wahr. Denk nur daran, wie das mit Amhal gelaufen ist.«
    »Nein, ich glaube eben nicht, dass ich schon so weit bin. Deswegen bitte ich dich ja, bei dir bleiben zu dürfen, damit du mich im Schwertkampf ausbildest.«
    Amina seufzte tief und schwieg jetzt. Sie hatte gesagt, was sie loswerden wollte. Nun kam alles auf ihre Großmutter an. Und Dubhe war ehrlich beeindruckt. Denn was ihre Enkeltochter dargelegt hatte, wirkte klug und durchdacht und zeigte überdies deutlich, dass sie sich tatsächlich verändert hatte. Vieles davon hatte sie sich auch schon überlegt. Es stimmte, dass der Hof nicht das passende Zuhause für Amina war, dass sie dort verblühen würde mit den engen Fesseln all der protokollarischen Vorschriften und Verpflichtungen. Und ebenso stimmte es, dass ein Charakter wie der ihre nach Taten verlangte. In dem Mädchen steckten Fähigkeiten, die sich nur im Kampf entfalten konnten. Das hatte sie gleich im ersten Augenblick bemerkt, als die verwundete Amina ins Feldlager gebracht worden war. Mit dem Mut und der Beharrlichkeit, die sie bei der Befreiung der Gefangenen und ihrer gemeinsamen Flucht bewiesen hatte, hätte sie, in die richtigen Bahnen gelenkt, zu einer außergewöhnlichen Kriegerin werden können.
    »Nein«, sagte Dubhe schließlich und schüttelte den Kopf. »Das darfst du nicht von mir verlangen.«
    »Warum denn nicht? Hast du vielleicht keine Lust, mit mir zu trainieren?«

    »Darum geht es nicht. Aber ich will nicht, dass du meinem Weg folgst.«
    Dubhe spürte, wie sie ein langer Schauer durchlief. Denn genau mit diesen Worten hatte vor vielen, vielen Jahren Sarnek, ihr Meister, sie davon abbringen wollen, in seine Fußstapfen zu treten und Auftragsmorde zu begehen. Amina war so wie sie selbst in der Jugend, nur entschlossener, stärker. Sie sah, wie eine Geschichte sich wiederholte, sich auf verschlungenen Wegen drehte, die immer wieder zum Ausgangspunkt zurückführten.
    »Es ist ja nicht so, dass du mich in eine bestimmte Richtung drängen würdest, und auch ich suche mir den Weg nicht aus. Es ist der Charakter, der darüber entscheidet, was aus jemandem wird. Und ich bin mir sicher, auch wenn du jetzt ablehnst, wird das Leben eine andere Gelegenheit finden, mir meinen Wunsch zu erfüllen. Denn das ist mein Schicksal, Großmutter. Und auch du kannst es nicht ändern.«
    Diese Worte waren zutiefst wahr, und Dubhe fühlte sich bis ins Mark getroffen.
    »Ich bitte dich, denk noch mal darüber nach. Sorg nicht dafür, dass ich lebendig begraben werde«, flehte Amina, und ihre Augen und ihre Miene flehten mit, ehrlich und aufrichtig.
    »Lass mir ein wenig Zeit«, sagte Dubhe schließlich verwirrt.
    Die Prinzessin lächelte, ein sanftes, dankbares Lächeln. Sie trat auf die Großmutter zu und nahm sie in den Arm. Im ersten Moment waren beide befangen, doch dann gaben sie sich der Berührung hin. Dubhe drückte diese schmalen Schultern vor ihr, und Amina
schlang ihr die Arme um den Hals. Endlich fühlten sie sich einander nahe.
     
    Die Königin nahm sich einige Tage Zeit, um über die Sache nachzudenken. Es war keine einfache Entscheidung, und sie wollte alles, was dafür oder dagegen sprach, mit klarem Verstand gegeneinander abwägen. Aber es war nicht so leicht, die Gefühle zum Schweigen zu bringen. Zu lebhaft und schmerzlich erinnerte Amina sie an ihre eigene Vergangenheit. Eigentlich hatte sie sich nie gefragt, wie Sarnek sich gefühlt haben mochte, als sie so klein und verloren vor ihm gestanden und ihn gebeten hatte, ihm folgen und als

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