Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes
so sieht’s aus.«
Dubhe konnte nicht verhehlen, dass der Vorschlag in ihren Ohren reizvoll klang. Doch es wäre Wahnsinn gewesen. Was, wenn die Wirkung mitten in der Schlacht verflog? Und wenn es die Lebenszeit zu stark verkürzte, wer sollte dann ihre Männer ins Feld führen?
Ich könnte mir das Mittel aber geben lassen und hier aufbewahren. Für den Notfall , dachte sie.
»Unter normalen Umständen würde ich dir von dem Mittel eher abraten. Die Nachteile sind sehr groß, aber das wird dir sicher schon klargeworden sein«, bemerkte Tori noch einmal.
»Bring mir trotzdem so ein Fläschchen«, erklärte die Königin entschlossen.
»Wie du möchtest«, antwortete der Gnom, wobei er sie lange anschaute. Dann kippte er den letzten Schluck Bier hinunter und stand auf.
Es war bereits Abend, als Dubhe Aminas Zelt betrat. Das Mädchen hatte sich schon niedergelegt, schlief aber noch nicht.
»Großmutter …«, murmelte sie mit müder Stimme.
Dubhe setzte sich zu ihr ans Lager und betrachtete sie.
Vielleicht lag es an Toris Besuch, der sie in die Zeiten zurückversetzt hatte, als sie so alt wie ihre Enkelin gewesen war, vielleicht auch an der Tatsache, dass ihr so umbarmherzig die Beschränkungen ihres Körpers vor Augen geführt worden waren.
Jedenfalls sagte sie: »Ich habe einen Entschluss gefasst.«
Auf einen Ellbogen gestützt, richtete Amina sich auf. Die Müdigkeit schien schlagartig verflogen zu sein.
»Du kannst bei mir bleiben, und ich werde mit dir trainieren.«
Das Gesicht des Mädchens erstrahlte zu einem ungläubigen Lächeln.
Dubhe hob einen Finger. »Aber nur unter zwei Bedingungen. Erstens: Du wirst erst dann in den Kampf ziehen, wenn ich denke, dass du dafür bereit bist. Und zweitens: Du wirst mir in allem gehorchen, egal, was es sein mag, und ohne Widerrede. Bist du damit einverstanden?«
Amina nickte begeistert. »Danke!«, rief sie und umarmte ihre Großmutter.
Dubhe legte ihr eine Hand auf den Kopf. »Warte erst mal ab mit deinem Dank!«, sagte sie leise und hoffte inständig, diese Entscheidung niemals bereuen zu müssen.
22
Chandra oder Adhara?
E s war nicht so leicht, vorwärtszukommen. Die Zähne dieser Seeschlange waren tief ins Fleisch ihrer Wade eingedrungen, und jeder Schritt schmerzte höllisch. Obwohl die Temperaturen dort unten ziemlich hoch waren, fror Adhara und zitterte.
Ich muss mich beeilen, sonst waren all diese Mühen vergeblich .
Keuchend und erschöpft traf sie bei Adrass ein. Sein Zustand hatte sich nicht verändert, seit sie ihn in dieser Halle zurückgelassen hatte. Röchelnd lag er am Boden, und zwei Rinnsale Blut liefen ihm aus den Mundwinkeln über das Kinn. Er war nicht mehr bei Besinnung.
Sofort machte sich Adhara daran, seinen Quersack zu durchwühlen. Er war vollgestopft mit allen möglichen Tiegeln, eingewickelten Kräutern und verschiedenen Papieren, aber zum Glück hatte er die einzelnen Substanzen beschriftet. Adhara versuchte, ruhiger zu werden und einen klaren Kopf zu bewahren.
Konzentriere dich. Erinnere dich an alles, was du gelesen hast , sagte sie sich.
Vor allem brauchte sie ein größeres Gefäß, um die
Arznei zusammenzumischen. Sie fand etwas Passendes, und dabei stießen ihre Finger auf einen ihr bekannten Gegenstand: das Lederetui mit den Instrumenten, die Adrass bei dem seltsamen Ritus, mit dem das Absterben ihrer Hand gebremst worden war, benutzt hatte. Die Erinnerung an die Schmerzen und die grauenhaften Gefühle, die damit verbunden gewesen waren, ließ sie erstarren.
Was tust du da? Ist dir nicht klar, wen du da retten willst?
Sie schüttelte den Kopf. Eine andere Wahl blieb ihr nicht. Sie gab etwas Wasser aus ihrer Feldflasche in das Gefäß und begann. Arnika . Hektisch ging sie die Etiketten auf den Tiegeln und Päckchen durch, fand das Kraut und gab es hinein. Fingerhut, Sonnentau, Tollkirsche . Sie erinnerte sich, dass es zur Tollkirsche einen besonderen Hinweis gegeben hatte. Aber wie lautete der? Die Konzentration fiel ihr schwer wegen der Schmerzen im Bein und der Nervosität, die sie ergriffen hatte. Und so waren es die ihr eingepflanzten Kenntnisse, die ihr weiterhalfen. Tollkirsche war sehr giftig und durfte nur in kleinen Dosen verwendet werden.
Wie klein?
Sie nahm eine Prise davon, in der Hoffnung, dass es reichen würde. Aber jetzt kam die wichtigste Ingredienz an die Reihe. Nymphenblut . In Adrass’ Quersack befand sich ein Fläschchen mit dieser Beschriftung, doch als sie es hervorholte, stellte sie
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