Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes
hast, ist es verständlich, dass du mir nicht traust. Aber ich fühle, dass ich nicht an den Hof zurückkehren sollte. Weil der Weg, den mir das Schicksal vorherbestimmt hat, ein anderer ist.«
Dubhe seufzte. Vielleicht hatte sich Amina doch nicht verändert. »Über das Thema Rache und die anderen Flausen, die dir vielleicht durch den Kopf gehen, haben wir doch schon gesprochen. Und ich dachte eigentlich, du hättest es verstanden.«
»Das habe ich auch. Aber darum handelt es sich gar
nicht. Wenn es geht, lass mich bitte ausreden.« Amina holte Luft und fuhr da fort, wo sie unterbrochen worden war. »Du hast mir doch selbst gesagt, dass wir beide uns ähnlich sind. Und dass wir es brauchen, uns körperlich auszutoben, wenn uns etwas Schreckliches widerfährt. Ich habe lange darüber nachgedacht und ich finde, dass du damit verdammt Recht hast.«
Zielsicher hatte sie Dubhes wunden Punkt getroffen.
»Seit der Ermordung meines Vaters spüre ich in mir eine maßlose Wut. Ich habe versucht, sie zu dämpfen, indem ich mir vorstellte, wie ich Rache nehme, und der ganze lange Weg zur Front hatte im Grunde nur den Zweck, den Schmerz zu betäuben und ganz zu vertreiben. Aber durch unser Gespräch habe ich verstanden, dass das falsch ist und so nicht funktioniert. Und glaube mir, ich habe meine Lektion gelernt. Die Wut aber ist nicht besänftigt und pocht nach wie vor in mir.«
»Du musst eben lernen, damit zu leben und dich nicht davon beherrschen zu lassen«, unterbrach Dubhe sie. »Du wirst sehen, mit der Zeit gelingt dir das immer besser, die Wut verebbt, und dann wird alles leichter.«
Amina schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass es so sein wird. Und im Grunde glaubst du das selbst auch nicht.«
Das stimmte, und Dubhe fühlte sich ertappt.
»Du hast mir auch von meinem Bruder erzählt«, fuhr Amina fort, »und was du gesagt hast, hat mir sehr zu denken gegeben. Ich habe von Kalth nie besonders viel erwartet, aber er hat eine Aufgabe gefunden, die so perfekt zu ihm passt, dass er damit viel Gutes bewirken kann. All dieses viele Lesen und über den Büchern
hocken, das mir immer so sinnlos vorkam, wendet er jetzt nutzbringend an und hat es damit geschafft, nicht weniger als ein König zu werden. Und so habe ich mir überlegt, dass auch er vielleicht voller Wut war und dass er sich ganz genauso gefühlt hat wie ich. Aber seine Antwort war, die Ärmel hochzukrempeln, um das Königreich unseres Vaters zu retten.«
Dubhe hörte aufmerksam zu. Sie spürte, dass Aminas Worte von neuer Einsicht geprägt waren. Vielleicht hatte sie wirklich gründlich nachgedacht über die Dinge, die geschehen waren, nachgedacht und verstanden, worin nun ihre Aufgabe lag.
»Mein Weg war falsch«, fuhr Amina fort. »Ich habe mich Hals über Kopf in das erstbeste Abenteuer gestürzt, von dem ich dachte, es könnte mich von dem Schmerz erlösen. Aber das alles war ein großer Fehler. Glaub mir, ich meine das ganz ernst, und ich schäme mich dafür.« Sie errötete ein wenig, sprach aber weiter. »Nun geht es darum, zu entscheiden, wie es mit mir weitergehen soll. Und ich denke, das Wichtigste für mich wäre, mich für etwas Sinnvolles einzusetzen, das dabei hilft, das Erbe meines Vaters zu bewahren.«
»Ich freue mich, dass du zu diesem Schluss gekommen bist«, pflichtete Dubhe ihr bei. »Genau das habe ich auch gedacht.«
Amina lächelte schüchtern und setzte sofort wieder an. »Schon, aber du denkst, ich sollte nach Neu-Enawar zurückkehren. Doch soll ich dir mal sagen, was dort mit mir geschehen würde? Ich würde wieder wie lebendig begraben in diesem Palast festsitzen und hätte keine Möglichkeit mehr, irgendetwas zu tun. Wie meine Mutter
würde ich enden. Ich würde eingesperrt in meinem Zimmer leben und dort versauern. Deswegen bin ich weggelaufen.«
»Nein, so muss das nicht sein. Auch dort am Hof kannst du Sinnvolles leisten.«
»Warum sagst du das, wenn du im Grunde selbst nicht daran glaubst? Nein, ich habe mir schon genau überlegt, was ich tun sollte«, fuhr Amina fort. »Lesen und Lernen ist nicht meine Sache, und noch weniger sind es diese typisch weiblichen Tätigkeiten, die meine Mutter immer so gern bei mir gesehen hätte. Nein, ich habe mich immer für Schwerter und fürs Kämpfen begeistert. Und deswegen ist mein Platz auch hier.«
Ihre Großmutter schüttelte den Kopf. »Ich habe dich nur bei mir behalten, weil es zu gefährlich gewesen wäre, dich in deinem Zustand nach Hause zu schicken. Aber dieses
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