Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes
erreichen. In dieser Grotte hauste irgendein gefräßiges Wesen, über dessen Natur Genaueres herauszufinden ihr der Mut fehlte. Da, wieder ein furchtbarer Schmerz, sie fuhr herum und sah es: Es war eine Art Schlange, mindestens sechs Ellen lang und durchsichtig. Unter der Haut erkannte sie die Umrisse einer langen Gräte, die ein schwaches Licht abgab, und darum herum ein Gewirr ineinander verschlungener Eingeweide. Und dann der Kopf: zwei riesengroße, nun geschlossene Augen über einem gigantischen Kiefer, der sich um ihre Wade geschlossen hatte.
Wieder versuchte Adhara es mit dem Dolch, stach hierhin und dorthin, doch das Ungeheuer war zu flink, schnellte hin und her und verbiss sich dabei immer schmerzhafter in ihrer Wade.
Da holte Adhara tief Luft, tauchte unter und hatte das Ungeheuer jetzt ganz nah vor sich: Es war tatsächlich furchterregend, eine Kreatur, geradewegs der Hölle entsprungen. Adhara hatte keine Ahnung, wie sie in diese Höhle gelangt war und dort überleben konnte. Aber sie verlor keine Zeit damit, sich darüber Gedanken zu machen. Zwei kräftige Hiebe, und sie hatte ihr den Kopf abgeschlagen, der aber, zu ihrem großen Entsetzen, in
ihrem Bein fest verbissen blieb. Vor Kälte und Schmerz zitternd, tauchte sie aus dem Wasser auf, versuchte, zu Atem zu kommen und diesen widerlichen Kopf loszuwerden. Doch es gelang ihr nicht.
Da nahm sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr. Sie blickte auf und sah es weiß und grünlich schimmern. Noch mehr dieser Ungeheuer. Zwei, drei, zehn … Mit denen konnte sie es unmöglich aufnehmen. Sie sprang auf und hetzte humpelnd, in panischem Schrecken, dem Ausgang entgegen. Ihre Lichtkugel, die schon sehr schwach geworden war, erlosch jetzt ganz, und in der Dunkelheit sah sie nur noch das phosphoreszierende Licht dieser monströsen Leiber funkeln, die unaufhaltsam auf sie zuschossen. In höchster Not zog Adhara wieder ihren Dolch und schaffte es sogar, das magische Feuer neu zu entzünden. Schon kam der Höhlenausgang in Sicht, und noch schneller humpelte sie darauf zu. Das Bein schmerzte höllisch bei jedem Schritt, und ihre nassen Kleider, die ihr schwer am Leib hingen, machten sie plump und schwerfällig, während der Strom, der ihre Beine umspülte, immer stärker zu werden schien.
Da waren sie schon, um ihre Beine herum spürte sie die schlängelnden Bewegungen dieser glitschigen Ungeheuer. Sie schlug um sich, ruderte mit den Armen, um schneller vorwärtszukommen, löste dann die Füße vom Boden und schwamm heftig strampelnd auf den Ausgang zu.
Endlich spürte sie unter den Fingern den Stein der Stufen, die sie beim Eintritt genommen hatte, klammerte sich daran fest, stieß sich mit aller Kraft ab und rollte aufs Trockene. So lag sie da, auf dem Rücken, die Arme
gespreizt, keuchte und keuchte und wollte gar nicht mehr zu Atem kommen. Erst nach einer ganzen Weile richtete sie sich auf und betrachtete ihr Bein. Der Schlangenkopf hing mit seinem alptraumhaften Maul und den langen, nadelspitzen Zähnen immer noch in der Wade fest. Es ging nicht anders, sie musste diesen Kiefer packen und ihn aus dem Fleisch lösen. Sie schrie vor Schmerz, aber die Operation gelang, und als sie die Wunde betrachtete, fasste sie schon wieder neuen Mut: Sie sah hässlich aus, schien aber nicht gefährlich zu sein. Adrass führte in seinem Quersack sicher etwas mit, womit sie sich behandeln ließ.
Adrass.
In dem elfischen Text stand, dass Eile geboten war. Beim Kampf hatte sie die entsprechende Steinplatte verloren. Aber das war halb so wild. Sie erinnerte sich an alles. Bemüht, das wunde Bein nicht zu belasten, lief sie den Weg zurück, der sie an diesen verfluchten Ort geführt hatte.
21
Aminas Entschlossenheit
A ufmerksam verfolgte Dubhe Aminas Genesung. Das Mädchen besaß einen starken Charakter und ließ sich nicht so leicht unterkriegen: Sie selbst tat alles dafür, dass sich ihr Gesundheitszustand ständig verbesserte, indem sie sich genau daran hielt, was der Heilpriester ihr ans Herz legte, und indem sie täglich ihre Übungen machte. Dubhe sah, dass es Amina tatsächlich von Tag zu Tag besserging, und freute sich von Herzen darüber.
Sie hatte eine unbekannte Zuneigung zu dieser Enkeltochter mit dem unausgeglichenen, hochemotionalen Wesen entdeckt. Nicht, dass sie das Mädchen früher nicht gemocht hätte, aber sie hatte eben nie Gelegenheit gehabt, sie richtig kennenzulernen. Ihre eigenen Verpflichtungen bei Hof sowie der Schutzschirm, unter dem Aminas
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