Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes
Arm sah, habe ich es nicht fassen können«, lachte Tori.
»Du kannst mich ruhig noch duzen«, forderte Dubhe ihn auf, »auch wenn ich mittlerweile eine alte Frau bin, bist du immer noch älter als ich.«
Tori zwinkerte ihr zu. »Tja, das ist eben der Fluch und der Segen unserer Rasse. Wir Gnome leben lange!«, rief er, hob seinen Bierkrug und stieß mit der Königin an.
Über die Gegenwart zu reden, war für beide schwieriger. Sie waren vollkommen verschiedene Wege gegangen, und von den Personen, die sie einmal gewesen waren, schien nichts übrig geblieben zu sein.
»Solche Geschäfte wie in früheren Zeiten mache ich schon lange nicht mehr. Ich beliefere nur noch das Heer. Dabei hätte ich die aktuelle Notlage ausnutzen und irgendwelche Mittelchen verkaufen können, die angeblich vor der Seuche schützen. Aber das ist nicht mehr mein Stil«, erklärte Tori.
»Ja, die Lage ist wirklich nicht rosig. Und ich bin auch nicht mehr die, die ich einst war«, seufzte Dubhe.
Ohne lange zu überlegen, vertraute sie Tori ihre Gedanken an. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da war der Gnom der Einzige gewesen, dem sie überhaupt
trauen konnte. Seine geradlinige Art, seine Bereitschaft, ihr jederzeit zur Seite zu springen, wenn sie seine Hilfe brauchte, hatte sie nie vergessen und war ihm auch heute noch dankbar dafür.
»Ich besitze nicht mehr die Kraft früherer Jahre, und so ein Krieg ist doch eher was für junge Leute«, bemerkte sie mit einem erschöpften Lächeln.
Der Gnom zuckte mit den Achseln. »Aber auch auf die Erfahrung kommt es an, und davon besitzt du mehr als genug. Wie man hört, halten deine Soldaten große Stücke auf dich. Mit dir hat sich das Kriegsgeschick gewendet.«
Dubhe wandte den Blick ab. »Aber auch so können wir den Krieg nicht gewinnen. Gewiss, die Soldaten baut es auf, dass die Königin ihnen nahe ist und sogar Seite an Seite mit ihnen kämpft. Doch in der Schlacht selbst bin ich eher eine Last.« Sie streckte eine Hand aus und betrachtete die Falten, die wie ein Spinnennetz ihren Handrücken überzogen. »Ich bin alt und schwach, und mein Körper ist den Strapazen nicht mehr gewachsen. Hätte ich doch bloß meine Jugend wieder … Nicht dass ich eitel wäre, es geht mir nicht um die Schönheit der Jugend. Ich wünsche mir bloß die Gewandtheit und Kraft früherer Jahre zurück«, schloss sie bekümmert.
Schweigend saß Tori vor ihr und drehte nachdenklich den Bierkrug zwischen den Händen. »Und du glaubst wirklich, dass dir damit gedient wäre?«, fragte er dann.
Dubhe blickte ihn verständnislos an.
Der Gnom stellte den Bierkrug auf dem Tisch ab und
lehnte sich fast verschwörerisch zu ihr vor. »Ich habe viel geforscht in all den Jahren und es zu etwas gebracht in meiner Kunst. Dabei habe ich … wie soll ich sagen? … auch gewisse Dinge entdeckt.«
Dubhe blickte ihn weiterhin zweifelnd an.
»Mit anderen Worten, ich habe Elixiere entwickelt, die ganz andere Wirkungen haben als die Betäubungsmittel, mit denen ich dich damals versorgt habe. Sagen wir, ich habe mein Geschäftsfeld ausgeweitet. Und besonders eines dieser Mittel könnte auch für dich interessant sein. Es sorgt nämlich dafür, dass die Kräfte der Jugend wiederkehren.«
Dubhes Herz begann, schneller zu schlagen. Sie wusste, dass der Gnom kein Aufschneider war. Und als sie noch im Dunstkreis der Assassinengilde agiert hatte, hatte sie eine Frau kennengelernt – Rekla, die gemeingefährliche Wächterin der Gifte -, die trotz ihres fortgeschrittenen Alters immer jung aussah.
»Ich habe ein paar Proben dabei«, erklärte Tori, »auch wenn solcherlei Waren zurzeit nicht sehr gefragt sind. Im Gepäck auf meinem Karren hätte ich ein Fläschchen…«
Er lehnte sich wieder zurück und wartete auf ihre Antwort. Dubhe verharrte schweigend in der vorgebeugten Haltung.
»Ich glaube ja nicht, dass du es nötig hast«, fügte der Gnom nun doch hinzu, »aber wenn du interessiert bist …«
Dubhe nahm einen Schluck Bier und dachte noch einen Moment lang über den Vorschlag nach. »Wie viel soll es denn kosten?«, fragte sie dann.
»Für dich gar nichts«, lächelte Tori und wurde sofort
wieder ernst. »Die Wirkung hält nicht lange an, gerade mal die Dauer einer Schlacht. Aber vor allem musst du bedenken: Für die Einnahme zahlt man einen hohen Preis. Ist die Wirkung verflogen, ist man älter als zuvor. Das heißt, je mehr man davon nimmt, desto schneller altert man.«
»Das ist also eine Art Pakt mit dem Teufel.«
»Tja,
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