Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
für mich zu sterben. Aber vor allen Dingen wirst du auf meiner Seite stehen«, erwiderte der Prinz und setzte San einen Zeigefinger auf die Brust. »Ein Marvash kann ganz außerordentliche Zauber vollbringen, Zauber, die zerstören, vernichten, ausrotten. Selbst ganze Völker.«
»Das sind Hirngespinste.«
»Nein, so steht es in den Heiligen Schriften. Ich habe die Formel gefunden.«
Sans Miene wurde ernst.
»Wie viele Menschen hast du getötet, als du noch unter ihnen lebtest?«, fuhr Kryss fort. »Und wie viele würdest du noch töten wollen, wenn dir die Rückkehr möglich wäre? Auszurotten liegt in deiner Natur. Und das weißt du.«
San schwieg einige Augenblicke und überlegte, ob der junge Prinz wohl Recht hätte. »Wie dem auch sei. Es interessiert mich nicht«, sagte er dann. »Ich möchte lieber sterben. Denn als Toter werde ich wenigstens die Person wiedersehen können, die ich liebe.«
Kryss blickte ihn eindringlich an. »Du hast jemanden verloren, den du liebst?«
San biss sich auf die Lippen. »Ja, in meinem ganzen Leben habe ich niemanden so geliebt wie ihn.«
Kryss wartete einen Moment, bevor er sagte: »Ich kann dafür sorgen, dass er zurückkehrt.«
Sans Herz setzte einen Schlag aus. »Das ist unmöglich«, murmelte er.
»Für die Magier meines Vaters ist nichts unmöglich, vor allem, was Verbotene Formeln angeht, sind sie unübertroffen.«
»Ich habe es selbst versucht, aber ohne Erfolg«, erwiderte San.
»Deine Magie ist auf Zerstörung ausgerichtet, nicht auf Erschaffung. Die Wiedererweckung von Toten ist ein Verbotener Zauber, der dir wesensfremd ist.«
San schwieg, starrte auf seine Hände, seine Ketten. Es könnte alles anders werden, es könnte der Anfang
eines neuen, besseren Lebens sein, in dem sich die Fehler der Vergangenheit ungeschehen machen ließen.
»Schwöre mir, dass du die Wahrheit sagst«, flüsterte er.
»Wenn du tust, was ich dir sage«, antwortete Kryss kühl.
»Alles, was du willst«, entgegnete San.
»So wirst du den, den du liebst, wieder an deiner Seite haben.« Der Prinz zeigte ihm ein Fläschchen. »Sobald ich gegangen bin, nimmst du das hier ein. Es wird aussehen, als seiest du gestorben. Man wird dich hier rausschaffen und zum Schandacker bringen. Dort werde ich dich holen. Und dann bist du mein, mit deinem Körper und deinem Geist. Einverstanden?« Er streckte den Arm zu San aus.
Der blickte ihn ungläubig an und ergriff dann den Arm des Königssohns unterhalb des Ellbogens, wie es die Elfen taten, wenn sie einen Handel abschlossen. »So sei es«, sagte er.
23
Vor dem Aufbruch
M eriph bereitete alles Notwendige vor. Er vermischte den Inhalt einiger kleiner Gefäße und legte die erforderlichen Instrumente in einer Reihe auf dem Tisch zurecht.
Als er entschlossen Adharas metallene Finger in die Hand nahm, erfasste sie ein leichtes Zittern.
»Immerhin hat es geholfen«, erklärte sie. »Die Zersetzung war so weit fortgeschritten, dass Adrass die Hand amputieren musste.«
Aufmerksam betrachtete Meriph dem Stumpf. »Keine schlechte Arbeit … Letztendlich hat mein Schüler wohl doch etwas bei mir gelernt.«
Dann machte er sich an Adharas Arm zu schaffen. Er nahm ein kurzes Stilett zur Hand und stach damit an den verschiedensten Stellen in die Haut. Es war eine schmerzhafte Prozedur. Jedes Mal, wenn er die Spitze herauszog, quoll ein kleiner, runder Blutstropfen hervor, bis es schließlich so viele waren, dass sie sich zu einem komplizierten Muster auf Adharas Arm zusammenfügten. Darüber goss Meriph eine zähe gelbliche
Flüssigkeit, die exakt dem Weg folgte, den das Blut vorgezeichnet hatte. Dann stockte sie und leuchtete auf, als sei sie in Brand gesetzt worden. Doch wenig später erlosch sie wieder und mit ihr verschwanden auch die Stiche in der Haut.
Jetzt nahm er Adhara die Eisenhand ab und machte sich daran zu schaffen. Es dauerte, und da er ihr den Rücken zugewandt hatte, konnte sie nicht sehen, was er da tat.
Nach einiger Zeit, die der Feuerkämpferin unendlich lange vorkam, befestigte er die künstliche Hand an Adharas Handgelenk. »Wie fühlt sie sich an?«
Adhara warf einen Blick darauf. »Genau wie vorher. Wie soll sie sich denn anfühlen?«
»Versuch mal, sie zu bewegen.«
»Das geht nicht.«
»Komm, versuch es richtig«, drängte Meriph.
Gerade einmal zwei Monate waren vergangen, seit sie ihre echte Hand verloren hatte, und immer noch hatte sie manchmal das Gefühl, sie sei ihr niemals abgenommen worden. Doch mit einem Mal
Weitere Kostenlose Bücher