Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
erinnerte sie sich nicht mehr, wie sie bewegt wurde. Erst als sie sich fest auf den Vorgang konzentrierte, begannen ihre Finger langsam, vom kleinen Finger ausgehend, sich nacheinander zu krümmen.
»Ich glaub es nicht …«, flüsterte sie, während sie die Finger immer schneller bewegte.
»Hast du schon mal von Deinoforo gehört?«, fragte Meriph und stand mit zur Schau gestellter Gleichgültigkeit auf.
»Der war ein Krieger im Heer des Tyrannen.«
»Richtig. Und der besaß auch eine solche Hand.«
Mit einem Mal erstarrten Adharas Finger. »Ist das ein Verbotener Zauber«, fragte sie misstrauisch.
Meriph drehte sich langsam um. »Ich habe die Schwarze Magie nie ausgeübt und werde es nie tun. Aber beschäftigt habe ich mich damit und dabei herausgefunden, dass sich einige Verbotene Formeln mit der regulären Magie kombinieren lassen, allerdings nur solche, die die natürliche Ordnung nicht auf den Kopf stellen. Die Belebung deiner Hand ist ein Zauber, den ich selbst erfunden habe. In diesen Dingen bin ich sehr erfinderisch.«
Der Gnom legte die Instrumente zurück, während Adhara immer noch wie verzaubert ihre Finger betrachtete. Obwohl sie taub waren, ließen sie sich doch in allen Feinheiten wie die einer echten Hand bewegen. Sie versuchte, damit das Heft des Dolches zu umschließen, den Meriph ihr als Ersatz für ihren eigenen, der im Kampf gegen Keo abgebrochen war, gegeben hatte: Es ging tadellos.
»Dreh dich mal zum Eingang, dann zeige ich dir noch etwas anderes«, sagte der Gnom schließlich.
Adhara gehorchte.
»Jetzt öffne die Handfläche und denke an einen Zauber.«
Adhara versuchte es mit einem banalen Versteinerungszauber. Schon schoss ein violetter Strahl aus ihrer Hand und verlor sich jenseits des Eingangs.
»Fantastisch«, murmelte sie ungläubig.
»Ich habe einen kleinen Verstärker in die Hand eingebaut. Der wird dir helfen, einen Zauber rascher zu
vollziehen, ohne dass du dazu die Formel sprechen musst.«
Adhara sah ihn ergriffen an. »Danke«, sagte sie.
Meriph wandte den Blick ab. »Es war mir ein Vergnügen. Und jetzt geh!« Er machte eine ungeduldige Geste. »Du hast mir genug Zeit gestohlen!«
Adhara packte ihre Sachen zusammen, wie berauscht von der Tatsache, dass ihr dabei auch die linke Hand gehorchte.
»Auf dem Tisch liegt noch was. Steck es ein«, sagte der Gnom, ohne sich umzudrehen. Es handelte sich um etwas Trockenfleisch, einen Laib Käse, ein paar Äpfel und ein Schwarzbrot.
»Danke für alles«, sagte Adhara noch einmal, während sie die Vorräte im Quersack verstaute.
Doch Meriph antwortete nicht, stand nur gebeugt da und schürte das Feuer.
Adhara war schon fast draußen, als er noch hinzufügte: »Du solltest gut bei Kräften sein, wenn du zum Heiligtum gelangst. Der Weg dorthin wird dich viel magische Energie kosten und deine Gesundheit sehr belasten. Deshalb solltest du dich ein paar Tage ausruhen, bevor du aufbrichst, um Amhal zu retten, oder du wirst sterben.«
Adhara nickte. »Ich werde versuchen, daran zu denken.« Sie stand einen Moment reglos da und schaute ihn an.
»Viel Glück«, sagte der Magier schließlich. »Was du dir da vorgenommen hast, ist zwar Wahnsinn. Aber wenn du tatsächlich davon überzeugt bist … dann viel Glück«, wiederholte er noch einmal.
Adhara lächelte, drehte sich um und machte sich auf den Weg zurück.
Die Feuerkämpferin hatte wenig Zeit, und die Strecke, die vor ihnen lag, war lang, deshalb trieb sie Jamila bis zur völligen Erschöpfung an. Aber nicht nur dem Drachen setzte dieser anstrengende Weg zu.
Adhara hatte beschlossen, die Sonnenberge zu überqueren, und als sie höher stieg, war unter ihr bald alles hoch verschneit. Obwohl in der ganzen Aufgetauchten Welt der Winter bitterkalt war, hatte Adhara mit solchen Verhältnissen nicht gerechnet und war überhaupt nicht darauf vorbereitet.
Es war schwierig, einen geschützten Schlafplatz zu finden, und so schlief sie auf Bäumen, auch weil ihr Drache in dem dichten Gehölz nicht landen konnte. Zum Wärmen hatte sie nur das magische Feuer und ihren Umhang.
Als sie endlich das Land des Wassers erreichten, fühlte sie sich bereits fiebrig. Sie ärgerte sich fürchterlich über diese unvorhergesehene Schwächung, aber sie konnte ihren Zustand nicht einfach verdrängen. Meriph hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass sie nur in guter Verfassung das Heiligtum aufsuchen durfte. Da kam ihr eine Idee.
Nihals Abenteuer kannte sie in- und auswendig. Niemand hatte
Weitere Kostenlose Bücher