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Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen

Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen

Titel: Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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wollte sichergehen, dass wirklich niemand auf ihn aufmerksam wurde. Mit Sicherheit hätte Learco ihn an seinem Hof aufnehmen und vielleicht auch adoptieren wollen. Doch danach stand San nicht der Sinn. Er wollte allein bleiben – und einsam leiden.

    Irgendwo hatte er mal gelesen, dass die Zeit alle Wunden heile. Doch bei ihm schien das nicht der Fall zu sein. Mit jedem Tag, mit jeder Minute wurde ihm Idos Abwesenheit unerträglicher. Ihm war, als sei damals, als er ihn leblos an Oarf gelehnt gefunden hatte, ein Teil seiner selbst, der wichtigste, bei Idos Körper zurückgeblieben. Und mit jedem Tag wurde ihm bewusster, dass alles nur seine Schuld war. Auch wenn es Dohors Schwert gewesen war, das Ido getötet hatte, so hatte er mit seiner Unbesonnenheit die Katastrophe ausgelöst.
     
    Mit sechzehn begann San, sich als Kopfgeldjäger zu verdingen. Darin war er gut. Als Magier war er ein Naturtalent, und auch mit dem Schwert kam er immer besser zurecht. Dabei hatte niemand ihn je zu kämpfen gelehrt, er lernte aus Erfahrung, übte sich im Kampf gegen Räuberbanden, die in den dichten Wäldern hausten.
    Lange Zeit fristete er auf diese Weise sein Dasein. Er spürte gesuchte Banditen auf und übergab sie den zuständigen Stellen, strich das Kopfgeld ein und verschwand wieder. Doch etwas fehlte ihm. Oft erinnerte er sich an das einzige Mal, als er Menschen getötet hatte. Dabei hatte es sich um zwei Auftragsmörder gehandelt, die ihn entführen sollten, als er sich unter Idos Schutz in Zalenia in der Untergetauchten Welt versteckt hatte. Es war ein Erlebnis, an das er sich mit wohligem Schauer erinnerte. Damals hatte er sich stark gefühlt. Auch das zählte, aber das war es nicht allein. Es hatte ihm Vergnügen bereitet, diese Leben zu vernichten. Und auch wenn er sich das
noch nicht ganz eingestand, so vermisste er das Blutvergießen, das Töten und Morden.
    Sechs Jahre nach Idos Tod zeigte sich seine wahre Natur in all ihrer Bösartigkeit. Er war zwei Banditen auf den Fersen, die sich in einen Bauernhof geflüchtet hatten, der nur von einer Frau und ihrem Sohn bewohnt wurde.
    In der Nähe des Hauses legte sich San auf die Lauer und versuchte, die Banditen zur Aufgabe zu bewegen. Vergeblich. Irgendwann kamen sie zwar heraus, doch sie hatten die Frau und den Jungen als Geiseln genommen. San waren die Hände gebunden. Die Wut darüber packte ihn so heftig, dass er kaum noch Luft bekam. Und ohne dass er es eigentlich gewollt hatte, brach er aus seinem Versteck hervor und tötete mit einem Zauber beide Geiseln. Es war ein kaltblütiger Impuls. Wie versteinert standen die beiden Banditen da und starrten auf die toten Geiseln, da durchbohrte San sie mit dem Schwert. Er verspürte eine unheimliche Befriedigung, so als habe er sich einen lange gehegten Wunsch erfüllen können, so als habe ihn diese einfache Geste, die Klinge im Fleisch der Männer zu versenken, endlich zu seinem wahren Wesen finden lassen. Er stand zwischen den Leichen und lachte und lachte und konnte nicht mehr aufhören.
    Das Entsetzen kam später. Er begrub die Frau und den Jungen bei ihrem Haus und verscharrte die beiden Banditen irgendwo im Wald. Er weinte bei dem Gedanken daran, wie er getötet hatte: erbarmungslos, ohne zu zögern, doch vor allem mit einer Mischung aus Erregung und Vergnügen.

    Am nächsten Morgen schlug er den Weg Richtung Saar ein. Er konnte in der Aufgetauchten Welt nicht länger leben. Ein letztes Mal besuchte er Idos Grab. Und vergoss alle Tränen, die er in sich hatte.
    Als er sich schließlich wieder zu Oarf umwandte, entdeckte er in dessen Blick eine nie erlebte Feindseligkeit.
    »Bring mich zum Großen Fluss. Bring mich zum Saar, dort lasse ich dich frei, und wenn du dann deiner Wege ziehen willst, so kannst du das tun.«
    Eine Handvoll Erde von Idos Grab nahm er mit. Er brauchte etwas, das ihn daran erinnerte, woher er kam.
    Der Drache flog ihn zum Saar und setzte ihn auf der gegenüberliegenden Seite ab. Dort verharrte er am Ufer und schaute ihn reglos an. In den Jahren, die sie zusammen verbracht hatten, waren sie unsagbar eng zusammengewachsen, und San verstand sehr genau, welche Frage die funkelnden Drachenaugen ihm jetzt stellten.
    Dann hob Oarf schließlich die Vorderklauen, breitete seine mächtigen Schwingen aus und ließ ein donnerndes Brüllen zum Himmel aufsteigen. San legte sich die Hand aufs Herz. Egal, was geschehen mochte, Oarf würde für immer sein Drache bleiben. Noch ein Blick, dann drehte ihm das Tier den

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