Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
sich in alle Richtungen verströmten und auf diese Weise ein Netz sich ständig erneuernder verworrener Muster schufen. Die imposante Fassade wurde von einem nachtschwarzen Spitzbogen gekrönt, turmhoch und schmal.
Da erst verstand sie, dass Meriphs Elixier doch gewirkt hatte. Denn irgendwo in einem Winkel ihres Gedächtnisses gab es diesen Ort bereits. Adrass musste ihr die Erinnerung an dieses Heiligtum, wie Sennar es in seinem Buch beschrieben hatte, eingepflanzt haben. Vor allem aber war dieser Ort das Vermächtnis einer Sheireen, wie auch sie eine war. Es war Aelon, das Heiligtum des Landes des Wassers. Über dem Architrav des Portals prangte in schnörkellosen Buchstaben der Schriftzug: JHAR AELON.
Das andere Aelon , übersetzte sie im Geiste.
Tatsächlich war dieser Palast ganz anders, als sie ihn erinnerte. Das Aelon, das Nihal und Sennar aufgesucht
hatten, war ein herrlicher, von einer positiven reinen Magie durchdrungener Ort. Er war ganz aus Wasser geschaffen, denn als die Sheireen die Wände hatte berühren wollen, waren ihre Finger in dieser kristallenen Flüssigkeit versunken.
Das Material, aus dem Jhar Aelon errichtet war, schien zwar ebenfalls die Beschaffenheit von Wasser zu haben, war aber von einem grellen Rot. Blutrot hätte man es genannt, wäre es nicht so außerordentlich transparent gewesen. Obwohl es der Form nach identisch mit dem Heiligtum war, das die vorherige Sheireen aufgesucht hatte, ging von diesem hier etwas Beunruhigendes aus.
Misstrauisch trat Adhara näher. Meriph hatte sich nicht dazu geäußert, was sie in dieser anderen Realität erwarten würde, und nun fragte sie sich, welchen Sinn die merkwürdigen Eigenschaften dieses Ortes haben mochten, vor allem aber, worauf dieser Name hinweisen sollte. Jhar Aelon, das schien sich auf eine Wesenheit zu beziehen, die Aelon gleichzeitig war und nicht war.
Sie gelangte zum Eingang. Obwohl sie nur noch einen Schritt von der Schwelle entfernt war, konnte sie dahinter nichts als Finsternis ausmachen. Unheimlich plätscherte und gluckerte die Flüssigkeit, die die Wände und das ganze Gebäude schuf. Adhara nahm das Heft ihres Dolches noch fester in die Hand, atmete einmal tief durch und trat ein.
Zwei Säulenreihen, die sich in sprudelnden Bändern in die Höhe wanden, teilten den Innenraum in drei Längsschiffe ein. Sie funkelten gelblich, so als sei es
Feuer, das ihnen Strahlkraft verlieh. Alles bestand aus derselben Flüssigkeit, die auch die Wände und sogar den Fußboden bildete, von dem aus, wie Adhara selbst durch die dicken Sohlen ihrer Stiefel spürte, eine fast unerträgliche Hitze zu ihren Füßen drang.
Der Raum war nicht besonders breit, dafür aber so ungeheuer lang, dass sie die gegenüberliegende Wand nicht erkennen konnte. Dennoch fühlte Adhara, dass sie dort hinten den Dolch finden würde, so wie Nihal dort am anderen Ende auf Ael, den Elfenstein des Heiligtums, gestoßen war.
Entschlossen und dennoch umsichtig, die blitzende Klinge vorgereckt, drang sie tiefer in den Raum ein. Obwohl sie keinen festen Grund unter den Füßen hatte, hallten ihre Schritte auf dem Fußboden wider.
Zunächst war es nur dieses Geräusch, das sie begleitete, zusammen mit dem Gluckern der Flüssigkeit, die unaufhörlich strömte. Irgendwann aber hörte sie unterdrücktes Gelächter. Höhnisch klang es, schrill und herzlos. Adhara nahm Kampfstellung ein. Allerdings hatte sie keine Ahnung, aus welcher Richtung ihr Gefahr drohte, denn um sie herum war bald ein Gewirr von Stimmen, Flüstern, Schreien. Es war, als hätten die Wände selbst zu reden begonnen, und an ihnen formten sich dämonische Gesichter, groteske, höhnisch lachende Fratzen, die nichts Menschliches hatten, Gestalten mit furchterregenden Reißzähnen, die aus übergroßen Mäulern ragten, Geschöpfe mit langen Hörnern und riesigen Augen mit mehreren funkelnden Pupillen.
Das erste Ungeheuer löste sich aus der Wand und
raste auf sie zu. Adhara riss den Dolch hin und her, zerschnitt den Raum vor sich und trennte das Monster in der Mitte durch. Es löste sich sofort in die Flüssigkeit auf, aus der es bestand und die zu Boden klatschte und so Adhara bespritzte. Wo die Spritzer die Feuerkämpferin berührten, durchfuhr sie ein brennender Schmerz. Von überall her drangen weitere Ungeheuer auf sie ein. Sie wirbelte herum, rotierte um die eigene Achse, versuchte die Missgeburten mit der Klinge zu treffen, während um sie herum das Wasser weitersprudelte. Schaffte sie es, die
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