Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
eine Geweihte.«
»Nihal war die letzte, die die Götter aussandten.«
»Nein, das stimmt nicht, ich bin die letzte.«
»Auch wenn es so sein sollte. Ich habe nicht vor, mich noch einmal von den Göttern erpressen zu lassen: Was mir gehört, bleibt bei mir.«
»Du bist immer noch eine Wächterin!«, rief Adhara. »So furchtbar man dir auch mitgespielt hat, so furchtbar es sein mag, an diesem Ort zu leben, so bist du doch immer noch eine Dienerin Phenors. Und ich wurde Shevrar geweiht: Warum weigerst du dich also, mir zu helfen?«
Ael schwieg, und Adhara blickte auf den Dolch. Durch die vibrierende Oberfläche der Wand, die sie von ihm trennte, konnte sie ihn erkennen: Er sah noch prächtiger aus, als sie ihn von der Zeichnung in Meriphs Buch in Erinnerung hatte. Er funkelte wie ein Edelstein, und der Kontrast zwischen dem Weiß der Träne und dem Schwarz des Kristalls war betörend scharf.
»Umsonst bekommst du ihn nicht«, sagte Ael.
»Ich gebe dir alles, was du haben willst«, antwortete Adhara, ohne lange nachzudenken.
»Wirklich? Ich kann alles von dir verlangen?«
»Für den, den ich retten will, bin ich zu jedem Opfer bereit.«
Ein gemeines Strahlen blitzte in Aels Augen auf. »Ich will dein Elfenblut.«
Adhara war sprachlos. Sie verstand nicht, was dieser Wunsch für einen Sinn hatte, und noch weniger, wie sie ihn hätte erfüllen sollen.
»Du willst mein Blut? Meinen Tod?«
»Ich will das Elfische, das in dir strömt. Es waren die Elfen, die den Talisman fertigten, der die Elfenbeine barg, und eine Halbelfe hat mich in diesen Alptraum hineingezwungen. Für deren Schuld wirst du nun bezahlen.«
»Dein Wunsch ist mein Todesurteil.«
Ael lächelte. »Nein, nein. Ich nehme dir nur das, was elfisch an dir ist. Das wird keine großen Folgen für dich haben.«
Damit begann sie, durch das Mittelschiff auf und ab zu laufen. Ganz heiter wirkte sie jetzt. Adharas Blick folgte ihr, und eine leichte Unruhe ergriff ihr Herz.
»Allerdings«, fügte Ael plötzlich hinzu, wobei sie herumfuhr, »allerdings sind Phenors Dolch und ebenso der Stein, den ich zu bewachen hatte, Artefakte, die nur Elfen benutzen können.«
Adhara spürte, wie sich ihr Magen vor Schreck verkrampfte. »Aber ich muss den Dolch benutzen. Um Amhal zu retten und die Vernichtung der Aufgetauchten Welt zu verhindern.«
»Dann benutze ihn eben.« Ael beugte sich hinab und kam so dicht an sie heran, dass sich ihre Gesichter streiften: Von nahem war sie noch schöner, schön und
kalt, so dass es kaum zu ertragen war. »Benutze ihn – und ertrage die unaussprechlichen Qualen, die er hervorruft.«
Sie richtete sich wieder auf und entfernte sich ein Stück.
»Der Dolch nährt sich von deinem Fleisch, und während du ihn gebrauchst, wirst du leiden, so sehr leiden, wie du es dir überhaupt nicht vorzustellen vermagst. Ist die Person, von der du gesprochen hast, solch eine Marter wert?«
Adhara hielt dem boshaften Blick der anderen stand, während sie fragte: »Das heißt, ich kann ihn verwenden?«
»Ja, vorausgesetzt, du bist tatsächlich eine Sheireen, wie du es behauptest.«
Adhara biss sich auf die Lippen. »Gut, so sei es. Ich bin einverstanden, nimm dir von mir, wonach du verlangst.«
Ael klatschte in die Hände, und schon strömte aus allen Richtungen Flüssigkeit auf Adhara zu, drang in alle Öffnungen ein, in die Nasenlöcher, den Mund, verteilte sich unter ihrer Haut. Sie glaubte zu sterben, während die Säfte in ihrem Körper arbeiteten, sich an ihren Organen zu schaffen machten, bis sie plötzlich spürte, dass ihr etwas entrissen wurde.
Endlich zog sich die Flüssigkeit zurück, und Adhara blieb atemlos am Boden liegend zurück. Ael trat auf sie zu und baute sich vor ihr auf. Sie schnippte mit einem Finger, und der ersehnte Dolch hob ab und flog ihr in die Hände. Sie zeigte ihn Adhara, bevor sie ihn vor ihr zu Boden fallen ließ. Das Mädchen hörte, wie er schepperte.
Sie streckte die Hand aus, die sich fest um das Heft schloss.
»Du musst dich auf den Weg machen«, sagte Ael. »Dein Körper liegt schlafend im Sumpf. Du musst ihn wecken. Verlasse den Tempel und verwunde dich mit dem Dolch. Dein eigenes Blut wird dir dann den Weg weisen.«
Mit diesen Worten verschwand sie. In dem Heiligtum wurde es wieder still. Langsam richtete sich Adhara auf und bewegte sich auf den Ausgang zu. Den Blick auf den Dolch gerichtet, überschritt sie die Schwelle. Dann nahm sie die Waffe in die Eisenhand und öffnete die Handfläche der
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