Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
Ungeheuer ein wenig auf Abstand zu halten und zu zerschneiden, bildeten sie sich im nächsten Augenblick jedoch wieder neu. Sie krochen am Boden zurück, erreichten die Wände, kletterten ein Stück hinauf und sprangen sie wieder an. Ein Kreislauf, der kein Ende nahm.
Wieder riss ein Ungeheuer das Maul auf und überschwemmte sie, tauchte sie von Kopf bis Fuß in diese dämonische Flüssigkeit ein. Adharas Fleisch verbrannte, wurde von dieser Säure zersetzt, die nun auch in ihren Mund drang und ihn aufzureißen versuchte. Es würde ihren Tod bedeuten, wenn sie sie schlucken würde. So versuchte sie, den Schmerz zu verdrängen, und konzentrierte sich mit allen Sinnen. Da leuchtete ihre metallene Hand in einem weißen, grellen Licht auf. Sie musste den Zauberspruch gar nicht aussprechen und konnte die Lippen weiter aufeinanderpressen: Die helle Kugel umhüllte sie, stieß die Flüssigkeit ab und hielt sie von ihrem Körper fern. Adharas Atem beruhigte sich. Die Barriere hielt, schützte sie vor den Monstern, die sie weiter angriffen und sich wütend gegen die Kugel
warfen. Aber sie schafften es nicht, sie zu zerreißen, so dass die rote Flüssigkeit an den vom Zauber erschaffenen Wänden hinunterrann. So konnte Adhara sich ein wenig erholen. Kaum war der Schmerz verblasst, richtete sie sich wieder auf und entfesselte mit der Eisenhand einen neuen Zauber, der augenblicklich ihre Waffe mit lodernden Flammen umhüllte.
Mit einem lauten Schrei und neuer Kraft warf sie sich wieder in den Kampf. Ihr Plan ging auf: Die Klinge durchstieß die Schutzmauer, die sie um sich herum errichtet hatte, und die Flammen verdampften die Ungeheuer der Reihe nach zu gelblichen Wolken. Immer halbherziger wurden die Angriffe, bis endlich eine Stimme ertönte, die alle anderen Geräusche überlagerte.
»Wie kannst du es wagen, mit Feuer ins Reich des Wassers einzudringen!«
Adhara fuhr herum. Hinter ihr hatte sich eine mächtige Gestalt aufgebaut: eine wunderschöne Frau, erschaffen aus eben der Flüssigkeit, aus der das ganze Gebäude und dessen Kreaturen bestanden. Ihr zu feinen Locken gekringeltes Haar schwebte durch die Luft und reichte zügelnd bis zum Dach und zu den Wänden. Sie trug ein langes Gewand mit breiten Ärmeln, das in der Taille mit einem Band gegürtet war, das wie aus Dornenzweigen geflochten aussah. Ihre Gesichtszüge waren vollkommen, aber auch entsetzlich, von Wut verzerrt, die Stirn in Falten gelegt. Ein Auge fehlte ihr, und an dessen Stelle klaffte ein schwarzes Loch.
»Ael«, flüsterte Adhara.
Die Frau lachte auf, ein so schallendes Lachen, dass
es das Gebäude in den Grundfesten erschütterte. »Jhar Ael«, stellte sie klar. »Einst war ich Ael, dann aber hielten Finsternis und Zerstörung Einzug. Seitdem bin ich ›die Andere‹.«
Adhara beugte das Knie und verneigte sich. »Ich bin Adhara, die letzte Sheireen.«
Aels Blick funkelte von noch größerer Wut. »Sheireen? Eine dem Shevrar geweihte Sheireen?«
»Ja, so wie alle Geweihten«, antwortete Adhara auf Elfisch.
Noch mächtiger baute sich die Frau vor ihr auf, ihr Haar verschmolz mit der Decke, die ihren Kopf fast berührte. Nun war ihr von irren Zügen verzerrtes Gesicht wie eine Mauer, die Adhara vom hinteren Teil des Innenraumes fernhielt.
»Eine dem Shevrar Geweihte! So eine wie Nihal also, die einst meinen Tempel zerstörte, die Macht des Talismans verschleuderte und mich zu diesem entsetzlichen Exil verdammte!«
Ihre Stimme war mittlerweile wie ein Donnerhall, und Adhara musste sich die Ohren zuhalten. Plötzlich gab der Fußboden nach, wurde vollkommen flüssig, und sie sank ein. Wieder überkamen sie brennende Schmerzen, während gigantische Wellen sie erfassten und gegen die Wände schleuderten.
Es dauerte eine Ewigkeit, während der sie die fast unwiderstehliche Verlockung verspürte, sich gehenzulassen. Die Flüssigkeit brannte, die Wellen ließen sie nicht zu Atem kommen, und jedes Mal, wenn sie wieder gegen eine Wand prallte, zerrissen fürchterliche Schmerzen förmlich ihren Körper. Aber sie war nicht
so weit vorgedrungen, hatte nicht allen Todesgefahren getrotzt, um ein solches Ende zu nehmen.
Mit letzter Kraft klammerte sie sich an einer der Säulen fest und kletterte dann so weit hinauf, dass das Wasser sie nicht mehr erreichte. Aber es war nur ein kurzer Triumph. Unter ihren Händen zerfloss die Säule selbst zu Wasser und riss sie in die Tiefe.
»Ich war es nicht. Weder habe ich dir den Elfenstein geraubt noch den Talisman
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