Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
zügeln. Kryss gelingt, was ihr noch nicht einmal zu versuchen wagt.«
»Das ist unmöglich, San. Tote können niemals ins Leben zurückkehren.«
»Das denkst aber auch nur du. Kryss ist da ganz anderer Meinung.«
»Auch mit der schwärzesten Magie kann ihm das
nicht gelingen. Selbst dem Tyrannen misslang der Versuch, Verstorbene zu neuem Leben zu erwecken: Er beschwor nur deren Schatten, Wesen ohne eigenen Willen, die für ihn kämpfen sollten. Dabei experimentierte er hemmungslos mit Verbotenen Zaubern. Und ebenso erging es Yeshol, der sein Leben der Sekte der Assassinen weihte und sich dem wahnsinnigen Traum verschrieb, Aster ins Leben zurückzuholen. Auch er scheiterte.«
»Aber ich habe ihn bereits gesehen ! Mit meinen eigenen Augen«, schrie San. »Kryss hat ihn mir gezeigt. Er schwebte zwischen den Welten und rief nach mir. Und auch er hat mich erkannt.«
Theana schüttelte den Kopf. Jetzt war es an ihr zu lächeln. »Und dafür hast du tatsächlich deine Seele verkauft? Dafür hast du unsere Ausrottung begonnen? Nein, San, zwischen unserer und der jenseitigen Welt liegt eine Barriere, die auch der mächtigste Magier nicht durchbrechen kann. Nur die Toten kommen wieder mit den Toten zusammen. Was Kryss dir gezeigt haben mag, war reine Illusion: Es ist das Gleiche, was auch dein Großvater erlebt hat, als er die Frau, die er liebte, wiedersehen wollte. Er drang bis zu dem Abgrund vor, der uns vom Jenseits trennt, und traf Nihal zwischen den beiden Welten. Doch weder konnte er sie zu sich holen noch zu ihr hinübergelangen.«
Da schnellte San vor, packte sie an der Gurgel, schlug ihren Kopf gegen den Baumstamm und drückte zu. »Kryss kann es! Er hat es mir versprochen. Und ich werde Ido zurückerhalten und immer mit ihm zusammen sein!«
Theana röchelte, und je weiter sie die Augen aufriss, desto undeutlicher, verworrener wurden die Dinge, die sie umgaben. Als sie schon glaubte, nun sei es zu Ende, ließ San sie los. Keuchend stand er vor ihr und ballte die Hände immer wieder zu Fäusten.
»Nein, du bringst mich nicht dazu, dich sofort zu töten«, zischte er und richtete den Zeigefinger anklagend gegen sie. »Kryss wird deine Lügen widerlegen und dir das Maul stopfen.« Er löste sich von ihr und packte seine Sachen für den Aufbruch zusammen.
Theana rang nach Atem. »Wart’s nur ab, in Kürze wirst du erleben, wie dein großer, unmöglicher Traum zerplatzt«, sagte sie leise. »Und dann wird dir aufgehen, wie sinnlos das alles war, was du in den zurückliegenden Jahren getan hast.«
Zum ersten Mal tagte die Vollversammlung des Gemeinsamen Rates nicht in Neu-Enawar. Selbst in den dramatischen Zeiten, als die Seuche auf dem Höhepunkt war, hatten sich die Herrscher, Magier und Generäle weiterhin in der Hauptstadt getroffen, um ihr Vorgehen abzustimmen. Doch nun befand sich das gesamte Große Land im Belagerungszustand, und so hielt man es aus Sicherheitsgründen für ratsamer, in Laodamea zusammenzukommen.
Unter den Teilnehmern waren, wie fast immer, Königin Kalypso, der König des Landes der Felsen und der junge Kalth. Ihre Mienen wirkten finster und besorgt, nicht zuletzt, weil die Hohepriesterin Theana noch nicht eingetroffen und man ohne Nachricht von ihr war. Alle Blicke waren jedoch auf eine große, muskulöse
Elfe mit kurz geschorenem Haar und einer Lanze in der Hand gerichtet. Shyra. Für Adhara war es nicht leicht gewesen, ihre Teilnahme zu erstreiten. Schließlich hatte sich Kalth für sie eingesetzt und die anderen überzeugt.
»Du kennst das Risiko, dem du uns aussetzt, Adhara. Kannst du uns bei deinem Leben schwören, dass wir dieser Elfe trauen können? Dass sie nicht von Kryss gesandt wurde?«
»Ja, das kann ich. In Orva haben wir Seite an Seite gekämpft, und ich habe noch nie jemanden getroffen, dessen Hass auf den Elfenkönig so tief geht wie bei ihr«, hatte Adhara geantwortet.
Trotz des Misstrauens der anderen Teilnehmer glaubte Kalth Adhara. »Gut, wenn es keine konkreten Einwände gibt, bin ich einverstanden. Es könnte von großem Nutzen für uns sein, jemanden auf unserer Seite zu haben, der Kryss so gut kennt.«
Zunächst gab es eine lange Befragung des unerwarteten Gastes. Die Distanz der Versammelten war spürbar, und im Grunde ihres Herzens konnte Adhara sie verstehen, denn schließlich kämpften die Elfen seit vielen Monaten nur mit einem einzigen Ziel: jede Rasse, die in der Aufgetauchten Welt sesshaft war, vollständig auszurotten. Und plötzlich saß nun
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