Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
gelebt.
»Komm, wir müssen weiter«, rief sie und rannte los.
Die Geheimtür war angelehnt. Mit der Schulter stieß Shyra sie auf. Dahinter war es stockduster. »Kanntest du die Tür?«
Adhara schüttelte den Kopf.
»Glaubst du, die sind schon drinnen?«, fragte sie die Elfe, obwohl sie die Antwort kannte.
Shyra tauchte in die Dunkelheit ein, und Adhara folgte ihr. Nach ein paar Schritten verebbte der Schlachtenlärm. Der Krieg, der draußen ausgefochten wurde, war zweitrangig geworden, so wie er auch San und Amhal im Grunde nie interessiert hatte. Von Anfang an trugen sie einen anderen Kampf aus.
Irgendwann drehte sich Shyra um. »Getrennt sind sie weniger stark«, sagte sie zu Adhara.
Die schien nicht zu verstehen.
»Die Marvashs, meine ich. Nur gemeinsam können sie es mit dir aufnehmen, deswegen sind sie zu zweit. Allein verfügt keiner von beiden über deine Kräfte. Deshalb, egal, was geschieht, du kümmerst dich nur um Amhal. Du lockst ihn, wohin du willst, jedenfalls fort von dem anderen Marvash, und konzentrierst dich nur auf ihn. Einverstanden?«
»Nein, Shyra, das ist meine Mission, es ist mein Risiko, ich habe mich so entschieden und möchte nicht, dass du …«
»Hör schon auf!«, unterbrach die andere sie. »Ja, du hast deine Entscheidung getroffen, und zwar in dem Moment, als du beschlossen hast, deinen Feind zu lieben. Aber für dich darf es jetzt nichts anderes mehr geben. Nur noch diese Entscheidung zählt. Kümmere dich nicht darum, wer sonst noch sterben könnte. Es geht nur um dich und ihn. Verstehst du?«
Adhara nickte langsam. Ganz deutlich trieb alles dem Ende zu, und mit Entsetzen spürte sie, dass sie Shyra niemals wiedersehen würde. »Ich will nicht, dass du stirbst.«
»Das habe ich auch nicht vor«, entgegnete Shyra mit einem grimmigen Lächeln. »Zumindest nicht, bevor ich meine Schwester gerächt habe. Ich wünsche mir so sehr, dass du es schaffst, der Geschichte eine andere Richtung zu geben.«
Adhara nickte, und so setzten sie ihre Verfolgung fort.
30
Vorahnung
F ast unbeobachtet durchstreiften sie die Stadt. Alle Kampffähigen standen auf den Wällen, Frauen und Kinder waren irgendwo in Sicherheit gebracht worden.
Sollen sie nur, gleich werden ohnehin alle sterben , dachte Kryss, während er neben den anderen durch die Gassen vorwärtsschritt. In dem Geheimgang hatte ihn wieder ein Hustenanfall heimgesucht, und immer noch brannte ihm die kalte Luft in der Kehle. Er musste sich beeilen. Viel Zeit blieb ihm nicht mehr.
Aber wenn heute alles so läuft, wie es laufen soll, und das wird es, ist mir der Sieg nicht mehr zu nehmen , sagte er sich entschlossen.
Sie suchten sich ein verlassenes Gebäude. Drei Soldaten, die die Tür hinter ihnen verrammelten, ließen sie draußen als Wache zurück, die anderen drangen mit Kryss tiefer ein und gelangten in einen großen Saal im Erdgeschoss.
»Hier müsste es gehen«, erklärte der König.
Zwei seiner Männer traten vor und stellten in der Mitte des Raumes eine Kiste ab. Der Magier öffnete sie
und holte einen kleinen metallenen Obelisken mit dreieckiger Grundfläche hervor.
Kryss’ Herz jubilierte. »Mach schon!«, sagte er. Der Elfenkönig konnte es kaum erwarten.
Rasch war der Obelisk aufgestellt. Nun holte der Magier aus seinem Gewand eine kleine Flasche hervor und goss die darin befindliche Flüssigkeit im Kreis um den Obelisken aus. Hingerissen und gleichzeitig von einer Ungeduld gepackt, die ihm die Kehle zuschnürte, verfolgte Kryss jede seiner Bewegungen. Er hatte das Gefühl, dass die Zeit plötzlich viel langsamer verging oder als habe der Magier die rituellen Handlungen vergessen und führe alles mit aufreizender Gelassenheit aus. Als ihm jemand eine Hand auf die Schulter legte, schrak er zusammen. Es war San.
»Was willst du?«, fragte er barsch.
»Zuerst müssen wir reden.«
Weiter kam San nicht, denn plötzlich drang unterdrücktes Geschrei durch die Tür.
»Verdammt, seht mal nach, was da los ist«, befahl der König seinen Soldaten.
»Das ist kein Feind für sie«, warf San ein, wobei er sein Schwert zückte. Dann blickte er Amhal an, dessen Hände am Heft seiner Waffe leicht zitterten, und fügte hinzu: »Komm! Sie ist es!«
»Halt, bleibt! Ihr habt mir hier zu dienen«, wollte Kryss sie zurückhalten.
San blickte ihn fast verächtlich an. »Es ist die Sheireen. Willst du, dass sie all unsere Pläne durchkreuzt?«
Der Elf biss sich auf die Lippen. »Aber beeilt euch!«
Die beiden Marvashs
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