Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
wie die Schwertklinge in ihren Körper eindrang, merkte aber,
wie sie austrat und ihr alle Kräfte nahm. Es war ein Schwert aus Schwarzem Kristall, ein Schwert, das einmal einer Sheireen gehört hatte.
Warum verrätst du mich, Shevrar? , dachte sie überrascht und verzweifelt, während sie zu Boden stürzte.
Bäuchlings krachte sie vor Kryss’ Füße, und während ihre Hände auf dem Marmorboden Halt suchten, sah sie vor sich nur die Stiefel ihres Feindes.
Es tat weh, höllisch weh, doch mehr als die Wunde schmerzte es sie, besiegt worden zu sein.
Noch nicht einmal rächen konnte ich dich, Lhyr …
Tränen der Wut traten ihr in die Augen.
Mit einem Fuß hob Kryss ihr Gesicht an und drehte sie zur Seite, beobachtete mit verächtlicher Miene, wie sie dalag und nach Luft rang.
Shyra kniff die Augen zusammen.
»Was machst du denn hier? Ich dachte, Larshar hätte dich und das Geschmeiß, das du befehligst, längst vernichtet.«
Shyra blieb stumm, während die Konturen um sie herum immer mehr verschwammen und ihr eine Todeskälte, von den Fingern aus, in den Körper kroch.
Warum nur dieses erbärmliche Ende? , dachte sie mit grenzenloser Wut.
Kryss beugte sich über sie, packte ihr Gesicht und presste es zwischen den Fingern zusammen. »Antworte! Warum bist du hier?«
Plötzlich erkannte sie Shevrars letztes Geschenk an sie. Und sie lächelte.
»Nichts wird von dem bleiben, was du geschaffen hast«, murmelte sie, während sie Kryss in die Augen
blickte. »Ganz umsonst hast du dich verausgabt, denn bald wird alles, was du besaßest oder zu besitzen glaubtest, verloren sein.«
»Woher willst du das wissen?«, zischte er und verzog das Gesicht.
»Ich sehe es ganz deutlich, so wie ich dich jetzt sehe«, antwortete Shyra immer weiter lächelnd. »Und man wird sich nicht an dich erinnern, Kryss, niemand wird es.«
Noch fester presste der König Shyras Gesicht zusammen, dann zog er mit einer raschen Bewegung den Dolch. »Schweig«, rief er und rammte ihr die Klinge in die Brust. Auch jetzt wich das Lächeln nicht aus Shyras Gesicht, und mit diesem Lächeln verabschiedete sie sich von dieser Welt.
Einen Moment lang starrte Kryss sie wütend an. »Nichts kann mich aufhalten«, schrie er. Dann richtete er sich auf und wandte sich an San. »Bist du endlich fertig?«
Adhara drang weiter bis zu einem großen Saal vor. Sie wusste nicht, wozu dieser Palast diente, sie war nie hier gewesen. Vielleicht war es nur das Domizil irgendeines reichen Mannes, der kürzlich gestorben war.
Hier wird es geschehen. Dies ist der Ort, wo ich Amhal rette – oder diesen Versuch mit dem Leben bezahle .
Der Fußboden bestand aus Marmor, und die hintere Wand war von sechs Bögen durchbrochen, die auf zwei Säulenreihen ruhten. Die zweite öffnete sich auf eine Loggia, zu der eine breite Treppe hinaufführte, die man durch die drei inneren Bögen erkennen konnte. Der
Raum war überladen mit Stuckaturen und goldenen Verzierungen, eine üppige Pracht, die heftig der Lage widersprach, in der sich die Aufgetauchte Welt zurzeit befand. Es war ein Reichtum, der zu einer anderen Epoche gehörte und fehl am Platz wirkte. An den Wänden sah sie verschiedenste Fresken, die muskulöse Helden in plastischen Posen zeigten. Adhara erkannte Nihal. Deren Geschichte erzählten die Fresken. Wie seit vielen Jahrtausenden schien sie sich jetzt zu wiederholen. Mit einem neuen Marvash und einer neuen Sheireen.
Ich werde diesen Kreislauf durchbrechen. Dieser Krieg wird nicht wie die anderen enden , sagte sich Adhara.
Noch fester umfasste sie das Heft ihres Schwertes, die kalte metallene Hand lag unter der leicht zitternden aus Fleisch.
Da hörte sie ihn.
Zunächst noch fern, dann kam er rasch näher.
Ein leises Hämmern, das Trippeln hastiger Schritte auf dem Marmorboden, das vom Echo vielfach verstärkt wurde. Und da sah sie ihn, kaum deutlicher als einen schwarzen Schatten, der eine Ecke der Loggia durchquerte und die Treppe hinunterhastete. Adhara schlug das Herz bis zum Hals.
Seit dem Tag, als Adrass gestorben war, hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Seitdem war viel geschehen, und sie war wieder eine andere geworden. Als sie ihn damals kennenlernte, war sie ein naives Mädchen gewesen, das nichts wusste von sich und der Welt. Und als sie beim letzten Mal, in den Unerforschten Landen, gegen ihn gekämpft hatte, war sie immer noch ein unstetes Mädchen gewesen, das gerade von ihrem Vater hatte Abschied
nehmen müssen. Jetzt aber war sie eine
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