Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
mir? , fragte sich Shyra.
Noch ein Angriff, dann trennten sie sich. Keuchend stand Shyra da, während San regelmäßig atmete.
»Ich kenne dich gut, unter meinem Kommando bist du zur Kriegerin herangereift«, rief er. »Das Fußvolk und anderes Gesindel, mit dem du dich umgeben hast, mag dich bewundern. Aber mich kannst du nicht beeindrucken. Dazu schlucke ich schon viel zu lange den Staub der Schlachtfelder. Viel, viel länger als du. Und jetzt bin ich an der Reihe.«
Damit ging er zum Angriff über, ließ den ersten gewaltigen Hieb von oben herabfahren. Shyra konnte ihn parieren und setzte nach, indem sie seine schwarze Klinge zurückschlug, um sich eine Lücke zu öffnen. Das gelang, doch als sie den entscheidenden Hieb mit der Spitze setzen wollte, hatte San die Deckung schon wieder geschlossen. Er nutzte den Schwung und holte zum nächsten Hieb aus, von der Seite, parallel zum Boden, drehte sich um die eigene Achse und zielte auf Shyras Flanke. Nur mit knapper Not konnte die Elfe ausweichen, wurde aber noch von der schwarzen Klinge gestreift, die einen langen Schnitt in die Haut gleich unterhalb ihres Brustpanzers zeichnete. Zum Glück schien die Wunde nicht tief zu sein.
»Glaub nicht, ich hätte dich verfehlt: Das war Absicht, ich spiele nämlich gern«, lachte San. Er ließ seine behandschuhten Finger über die Klinge gleiten und führte sie dann an die Lippen, um von Shyras Blut zu kosten.
Doch schon stürmte die Elfe wieder vor, und erneut prallte Streitaxt auf Schwert. Noch rasanter ließ die Elfe ihre Klinge tanzen und brachte San mit einem wuchtigen Schlag von unten aus dem Gleichgewicht. Es war nur ein Augenblick, aber der reichte Shyra. Sie zielte auf seinen Unterleib, San wich aus, und die Klinge traf seinen Oberschenkel.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht griff sich San an die Wunde. »Jetzt werde ich aber langsam ärgerlich«, zischte er.
Der Kampf ging weiter, noch heftiger als zuvor. Eine Schnittwunde am Arm, eine weitere im Schenkel, Shyra musste zurückweichen. Es waren nur Kratzer, aber sie zeigten, welcher Abgrund sie trennte.
Er ist der Marvash, und ich bin nur eine Priesterin Shevrars , dachte sie verzweifelt. Doch dann schüttelte sie den Kopf, während sie herumwirbelte und die Luft um sich herum wieder mit der Klinge durchschnitt. Sie traf, und San stöhnte auf. Wieder hatte sie sein Bein erwischt.
Mag er auch der Marvash sein, er ist allein. Um den anderen kümmert sich Adhara. Und außerdem wird mir die Kraft meines Hasses den Sieg schenken .
Das Bild ihrer Schwester, so wie sie ausgesehen hatte, bevor Kryss in ihr Leben trat, tauchte vor ihrem geistigen Auge auf und verdrängte alles andere. Es würde ihr die Kraft geben, die sie brauchte. Nur so konnte sie hoffen, einen Feind niederzuringen, der ihr dermaßen überlegen war.
Wieder prallten die Klingen aufeinander, und die Funken stoben auf. Doch San stand immer noch vor ihr, wie eine undurchdringliche Mauer, eine Barriere, die
sich zwischen ihr und dem Ziel ihres Rachedurstes aufgebaut hatte.
Da sah sie ihn, gleich hinter der Tür. Reglos, im Glanz seiner vollkommenen Schönheit stand er dort, so prachtvoll anzuschauen wie an dem verfluchten Tag, an dem sie beschlossen hatte, ihm und seinen Worten zu vertrauen. Kryss.
Er beobachtete sie, hatte sie längst erkannt, schien deswegen aber keineswegs erschrocken oder besorgt zu sein. In seinen herrlichen Augen stand nur Überdruss.
Sie schrie aus voller Kehle und stürmte wieder vor, noch wuchtiger kamen ihre Schläge, aber auch ungenauer. Und unüberwindbar, wie ein Fels, der nicht zu erklimmen war, stand San weiter vor ihr. Sie verpasste ihm einen Hieb, der gewaltig, aber auch so vorhersehbar war, dass sie selbst nicht daran glaubte, ihm damit beikommen zu können. Allerdings brachte sie ihn wieder aus dem Gleichgewicht. Einen Augenblick lang war der Weg frei, kein Hindernis stand mehr zwischen ihr und dem Elfenkönig. Sicher, er war von seinen Soldaten umringt, aber wenn sie alles gab – und der Hass, der sie antrieb, würde ihr Flügel verleihen –, würde niemand rechtzeitig eingreifen können.
Sollen sie mich danach ruhig töten. Dann werde ich endlich wieder bei dir sein, Lhyr. Dann kehre ich heim zu dir – mit dem Kopf deines Mörders in den Händen .
Sie ging ein wenig in die Knie – und sprang. Es war ein wunderbares Bild, wie sich Kryss’ Blick mit Entsetzen füllte, während sie auf ihn zuflog. Doch mitten im Sprung blieb ihr die Luft weg. Sie spürte nicht,
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