Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
nicht die eines Mannes, dessen Wille gerade gebrochen worden war. Im Gegenteil waren seine Züge zu einer Grimasse verzweifelter Wut verzerrt.
»Da bedarf es schon mehr … als dieses Amuletts … um meinen Zorn zu zügeln«, keuchte San mühsam.
Langsam, so als wäre es eine übermenschliche Anstrengung für ihn, umfasste er das Amulett auf der Brust. Kryss war wie erstarrt vor Furcht und Verblüffung. Unmöglich. Es war vollkommen unmöglich, dass jemand einem solch mächtigen Zauber widerstand.
Immer fester umklammerten Sans Finger das Amulett, und schreiend riss und zerrte er daran, bis er es tatsächlich aus seiner Brust gelöst hatte.
»Los, ergreift ihn!«, rief Kryss hysterisch, doch auch seine Männer waren vor Schreck wie gelähmt und brauchten eine Weile, bis sie begriffen, was hier vor sich ging.
So konnte San ihnen zuvorkommen. Er sprang auf, umfasste sein halb verätztes, doch immer noch ausreichend scharfes Schwert und stürzte sich mit einem Aufschrei auf Kryss. Dem Soldaten, der sich dazwischen werfen wollte, hieb er mit einem Schlag den Kopf ab.
Der nächste Elf sprang herbei, und noch einer und wieder einer. Alle mähte er mit seiner Klinge nieder und ließ dabei ein irres Lachen erklingen, und er lachte und lachte, während er die Soldaten des Elfenkönigs einen nach dem anderen abschlachtete.
»Auch du entkommst mir nicht!«, schrie er völlig außer sich zu Kryss. »Dein Kopf wird der letzte sein, den meine Klinge fällt.«
32
Adhara und Amhal
S eit ihrer letzten Begegnung hatte sich Amhal sehr verändert. Wie viele Schlachten mochte er geschlagen, wie viele Feinde mit seinem Schwert durchbohrt haben, fragte sich Adhara, die eine neue Selbstsicherheit an ihm erkannte. Diese Sicherheit rührte nicht nur von dem Amulett her, sondern sein Gesicht strahlte auch die Gelassenheit eines Mannes aus, der die Situation im Griff zu haben glaubt und überzeugt ist, den Zweikampf nicht verlieren zu können.
Mit aller Wucht, das Schwert zu einem tödlichen Stoß vorgereckt, stürmte Amhal auf sie los. Die Feuerkämpferin sprang rechtzeitig zur Seite, doch auch er reagierte geistesgegenwärtig und gab seinem Schwert im letzten Moment noch eine andere Richtung. Nur weil sie augenblicklich eine magische Barriere um sich herum errichtete, prallte der Angriff ab, aber Amhal setzte nach und ließ einen Hieb nach dem anderen auf die Schutzwand niederknallen.
Irgendwann hielt er inne, stand, ruhig atmend, das Schwert noch erhoben, vor ihr und betrachtete sie. Der
Kampf schien ihn bisher keineswegs angestrengt zu haben. Adhara hingegen spürte, dass ihre Muskeln schmerzten. Sie wusste auch, warum. Jeden Schlag wog sie ab, spielte ihre Kräfte nicht aus. Ein tiefer Graben lag zwischen ihnen beiden: Amhal schlug zu, um sie zu töten, Adhara, um ihn zu entwaffnen.
Ich werde ihn verwunden müssen, das lässt sich nicht verhindern, dachte sie, wobei sie die metallenen Finger so fest zog, dass sie auf dem Stahl des Heftes kreischten.
Sie blickte auf Amhals behandschuhte Hände, die sein Schwert fest umklammert hielten, aber dennoch leicht zitterten. Die letzten beiden Finger des linken Handschuhs hingen schlaff herab.
Auch den wahren Amhal gibt es noch, es drängt ihn hervorzutreten, er zeigt sich in der Unruhe seiner Hände , sagte sich Adhara.
Sie stieß einen Schrei aus, stürmte vor und zielte dabei auf seine Hände. Amhal parierte mühelos, ließ seinen Beidhänder kreisen, machte einen Ausfallschritt und traf sie.
Adhara spürte, wie der Stahl das Fleisch ihrer Schulter aufriss, und konnte gerade noch rechtzeitig zurückweichen, bevor die Klinge tiefer eindrang. Das Blut spritzte. Sie ging auf Abstand und biss vor Schmerz die Zähne zusammen.
»Ein Gemetzel nach dem anderen habe ich in den letzten Monaten verübt. Glaubst du im Ernst, du könntest es mit mir aufnehmen und könntest etwas gegen die Leere in meiner Brust ausrichten? Deshalb bin ich dir überlegen: Ich habe keine Angst zu töten, ich will töten.«
Wieder hob Amhal sein Schwert, das von schwarzen Blitzen umzuckt wurde, und stürzte sich auf Adhara. Einen Moment lang schnürte das Entsetzen ihr die Kehle zu, doch dann kam ihr das Gedächtnis zu Hilfe. Sie nahm die Metallhand vom Heft des Schwertes, riss sie hoch und blockierte auf diese Weise die Klinge des Gegners. Während die schwarzen Blitze zuckten, entströmte ihren Fingern ein violettes Licht, das ihren stummen Zauber verstärkte und nach und nach das Blitzgewitter verschluckte.
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