Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
wieder an deiner Seite haben. Bring diesen verfluchten Zauber zu Ende, und ich lasse ihn beschwören, hier vor deinen Augen«, sagte Kryss.
»Mit einem Schatten gebe ich mich nicht mehr zufrieden. Ich will Ido aus Fleisch und Blut. Gib mir endlich, was du mir versprochen hast.«
»Ich habe dir doch gesagt, du bekommst alles, was du willst. Morgen gebe ich Tyrash den Befehl, deinen Meister ins Leben zurückzuholen. Du bekommst ihn zurück, aber du kannst erst wieder mit ihm zusammen sein, wenn deine Aufgabe beendet ist. Die Aufgetauchte Welt darf nur noch von Elfen bewohnt sein, verstehst du? Erst wenn alle Menschen, alle Nymphen und Gnomen ausgerottet sind, wird Ido ganz bei dir sein.«
»Und dann wird er genauso sein, wie er einst gewesen ist?«, fragte San.
Auch wenn er sich Theana gegenüber nichts hatte anmerken lassen, so hatten ihre Worte bei San doch bohrende Zweifel geweckt. Und er fragte sich: Was, wenn Kryss ihn die ganze Zeit belogen hatte, wenn es
tatsächlich nicht möglich war, die Scheidelinie zwischen Leben und Tod aufzuheben? Wenn der Elfenkönig womöglich plante, sich seiner zu entledigen, sobald die Aufgetauchte Welt erobert war?
»Ganz bestimmt. Darauf gebe ich dir mein Wort.«
»Du darfst mich nicht anlügen.«
Kryss verzog das Gesicht. »Habe ich das je getan?«
San schaute ihn eine Weile schweigend an und zischte dann: »Nein, darauf lasse ich mich nicht mehr ein. Ich will Ido, und zwar sofort. Ich vertraue dir nicht mehr. Deine Machtgier ist zu groß. Mit eigenen Augen habe ich gesehen, wie sie dich verzehrt, und ich glaube, dass sie um ein Vielfaches größer ist als dein Sinn für Ehre und die Unantastbarkeit eines gegebenen Wortes. Deswegen schlage ich dir einen neuen, gerechteren Handel vor. Bisher habe ich alles gegeben, um dich zufriedenzustellen. Jetzt ist es an dir, mich für diese Dienste zu entgelten: Weigerst du dich, mir Ido auf der Stelle zurückzugeben, verweigere ich dir den Zauber, der die Bevölkerung des Großen Landes ausrotten soll.«
»Das kannst du nicht von mir verlangen«, stöhnte Kryss, dem mittlerweile Schweißperlen auf der Stirn standen.
»Dann stehe ich nicht mehr auf deiner Seite«, drohte San, wobei er die Stimme erhob.
Kryss bebte. Dieser Bastard erpresste ihn, und er musste sich darauf einlassen. Ihn jetzt, in diesem entscheidenden Moment des Krieges, zu verlieren, würde alles Erreichte zunichtemachen.
»Gut, einverstanden«, gab er klein bei und wandte
sich an Tyrash, der ihm gefolgt war. »Du hast gehört, was er verlangt. Tu, was du zu tun hast.«
»Gewiss Herr, aber wie ich Euch bereits erklärt habe …«
»Tu, was du zu tun hast!«
»Ich kann aber nicht garantieren, dass …«
Da packte der König den Magier an der Gurgel und hielt ihm die Dolchspitze an die Kehle. »Du hast deine Arbeit getan, ich brauche dich nicht mehr. Wenn du nicht auf der Stelle gehorchst, töte ich dich.«
»Aber Herr … Ich habe es ja noch nie zu Ende geführt … Das sind alles nur Theorien … Ich könnte sterben …«
»Wenn du nicht sofort anfängst, stirbst du ganz sicher«, zischte Kryss.
Er ließ den Magier los. Der sank zu Boden, richtete sich aber erschrocken sogleich wieder auf, während San ihn beobachtete und nicht aus den Augen ließ.
Siehst du, er sagt es auch. Es ist nicht möglich, was Kryss dir versprochen hat. Es ist nicht möglich. Es verhält sich wirklich so, wie die alte Priesterin gesagt hat. Die Gilde hat sich geirrt, Sennar hat sich geirrt, alle haben sich geirrt: Der Tod kennt keine Wiederkehr , flüsterte ihm, ohne dass San es wollte, eine innere Stimme zu.
Er schüttelte heftig den Kopf.
Doch. Es geht. Es gibt eine Rückkehr. Es muss möglich sein, weil ich durch die Hölle gegangen bin, um hierherzugelangen. Es muss möglich sein, denn wenn es nicht so wäre, hätte nichts einen Sinn, was in den zurückliegenden fünfzig Jahren geschehen ist. Wenn es die Götter gibt, wenn es eine Gerechtigkeit gibt, werde ich bekommen, wonach ich mich sehne.
Jetzt öffnete Tyrash das Säckchen mit der Erde von Idos Grab. Noch einmal blickte er den König flehend an, in dessen kalten Augen er aber nichts erkannte, was ihn hätte beruhigen können. Er seufzte und streute dann die Erde um sich herum auf dem Fußboden aus. Alles, was von dem Gnomen in dieser Welt erhalten war, steckte in den Krümeln, die jetzt kreisförmig um den Magier herum angeordnet waren. San konnte seine Tränen nicht zurückhalten und senkte den Kopf, um seine Rührung
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