Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
mit einem Vorstoß sofort jeden Angriff abgewehrt.
»Du weißt, was ich meine. Deine erste Schlacht käme jetzt noch zu früh«, sagte Dubhe.
Amina wurde ernst. »Natürlich weiß ich das. Ich bin nicht mehr so unvernünftig wie früher. Eigentlich dachte ich, du hättest das gemerkt.«
»Das habe ich auch«, beschwichtigte Dubhe die Enkelin in sanftem Ton.
»Und ich weiß auch, dass die Aufnahme bei den Schattenkämpfern ein Vertrauensbeweis ist, dessen ich mich noch würdig erweisen muss. Aber das schaffe ich schon. Du weißt ja, wenn ich mir mal etwas in den Kopf setze, gebe ich nicht so leicht auf.«
Mit einem Lächeln strich ihr Dubhe über das Haar. Sie nickte Kalth zu und wandte sich zum Gehen. »Wir sehen uns dann bei der nächsten Lagebesprechung.«
»Warum bleibst du nicht noch und feierst mit uns?«
»Ich hab noch zu tun«, antwortete sie kurz angebunden. Tatsächlich musste Dubhe noch Vorbereitungen für die Nachtstunden treffen, die einzigen, in denen sie sich noch richtig lebendig fühlte. Mittlerweile waren diese nächtlichen Überfälle wie eine Art Droge für sie. Und für diese Nacht hatte sie sich besonders viel vorgenommen.
Der Elf schrie vor Schmerz, doch Dubhe verzog keine Miene und straffte noch erbarmungsloser das Seil, mit dem sie ihn an einen Baum gefesselt hatte. Der Dolch in ihrer rechten Hand triefte von Blut. Das Jungmädchengesicht, das die faltigen Züge der Königin ersetzt hatte, verzog sich zu einem betrübten Lächeln. Früher einmal wäre sie zu solch einer Kaltblütigkeit nicht fähig gewesen. Jemanden zu töten war ihr immer zuwider gewesen, und jemandem sinnlos Schmerzen zuzufügen wäre ihr im Traum nicht eingefallen.
Was die Zeiten doch aus einem machen , dachte sie.
»Du entscheidest selbst, wann deine Qual ein Ende hat. Du brauchst mir nur die Wahrheit zu sagen.«
Der Elf schaute sie flehend an. »Töte mich!«, stöhnte er.
»Nicht bevor du mir die Wahrheit gesagt hast.«
»Du kannst nicht erwarten, dass ich meine Leute verrate.«
»Dann wirst du eben leiden müssen.«
Wieder schnitt sie ihm mit der Klinge ins Fleisch, langsam, fast so, als genieße sie es.
Als wütete wieder die Bestie in mir … , dachte sie, während der Elf brüllte.
Sie packte sein Gesicht. »Was sind das für seltsame Geräte, die ihr überall aufstellt? Los, sag’s mir!«
Der Elf schüttelte den Kopf, soweit es ihm der eiserne Griff seiner Peinigerin erlaubte. Dubhe entfernte sich von ihm und begann, mit großen Schritten auf der Lichtung auf und ab zu gehen, zu der sie ihr Opfer verschleppt hatte. Seit Theana ihr von diesen verfluchten Obelisken berichtet hatte, versuchte sie, mehr darüber herauszufinden. Beim ersten Mal war es noch ein normales Verhör gewesen, das mit dem Tod des Gefangenen endete.
Nun aber, angesichts dieses mit Wunden übersäten, blutbesudelten Elfen, geriet ihre Sicherheit ins Wanken. Rechtfertigte der Erfolg, das Überleben ihres Volkes, jede Tat? War dies tatsächlich das letzte Mittel, das ihr zur Verfügung stand? Oder die finstere Verlockung eines Triebs, der lange Zeit in ihr verschüttet war und sich nun noch einmal entfaltete?
Als sie sich wieder dem Gefangenen zuwandte und ihm die Klinge an die Kehle setzte, war sie versucht, seinem Schmerz ein Ende zu machen und sie tief zu versenken. Denn der Elf blickte sie mit solch flehenden Augen an, dass es sie nicht gleichgültig ließ.
»Wenn du mir nicht erzählen willst, was das für Geräte sind, sag mir wenigstens, wo ich Kryss finde.«
Der Elf riss die Augen auf. »Das kannst du nicht von mir verlangen. Er ist mein König. Er bedeutet alles für
mich. Für uns alle. Zerstückle mich ruhig, zieh mir die Haut lebendig vom Leib, aber von mir erfährst du nichts.«
Wütend ließ Dubhe ihn los und rammte ihm die Klinge ins Fleisch, ein sauberer Schnitt ins Bein, wie mit einem Skalpell ausgeführt. Die Schmerzensschreie des Elfen hallten über die Lichtung.
»Zu verbluten ist ein grausamer Tod. Sag mir, was ich wissen will, und ich gebe dir den Gnadenstoß.«
»Nein«, jammerte der Elf.
Nun schrie sie auf. Sie stach ihm die Klinge in die Kehle und wartete, bis der an den Baum gefesselte Leib völlig erschlafft und das letzte Röcheln des Sterbenden verklungen war.
Ein Schmerz hatte auch Dubhe durchfahren, und sie fühlte sich schmutzig, ganz ähnlich wie viele Jahre zuvor, als sie nach jedem Einbruch die Quelle bei ihrer Höhle aufgesucht hatte, um sich dort im eiskalten Wasser von der Tat
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