Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
Dunkelheit sie verschluckte und Adhara wieder nichts als das blutrot pochende Herz des Amuletts erkennen konnte.
Da vernahm sie eine klagende Stimme, die ihr etwas in der Elfensprache zuflüsterte.
Schnell, mach schnell, sonst bin ich tot und Erak Maar für immer verloren .
Adhara streckte die Hand zu dem Amulett aus, und als ihre Finger es berührten, durchfuhr ein heftiger Schmerz ihren Arm, setzte sich über die Schulter und die Seite fort und erfasste jede Faser ihres Körpers.
Die Feuerkämpferin schrie auf und schrak aus dem Schlaf hoch.
Sie lag immer noch in ihrer Kammer in der Elfenfestung. Wie viel Zeit vergangen war, hätte sie nicht sagen können, denn nach wie vor durchströmte das gleiche Licht den Raum wie zu dem Zeitpunkt, als sie eingeschlafen war. Und doch hatte sich etwas verändert. Sie wusste, wo Lhyr im Sterben lag.
7
Schattenkämpfer
I n der klaren Luft eines schönen Tages waren die Krieger angetreten. Es war nicht die Zeit für große Feierlichkeiten, dennoch hatte Dubhe darauf bestanden, dass Aminas Aufnahme öffentlich und mit allen Ehren erfolgen sollte. Mehr als in guten waren jetzt in den schlechten Zeiten Gelegenheiten zur Zerstreuung willkommen, und es war schon lange her, dass ihre Landsleute solch ein Schauspiel hatten genießen können. Zu diesem Anlass gab es nicht nur gutes Wetter in Neu-Enawar, sondern auch eine gute Nachricht. Einer Schar Soldaten war es gelungen, in Makrat, der Hauptstadt des Landes der Sonne, einzudringen und den sogenannten Rat der Weisen zu stürzen, ein Grüppchen gewissenloser Männer, die dort im allgemeinen Chaos der Seuche die Macht an sich gerissen hatten. In den letzten Wochen waren diese Schurken König Kalths Hauptsorge gewesen.
»Haben wir nichts Wichtigeres zu tun, als eine solche Totenstadt zurückzuerobern? Die Elfen dringen immer weiter vor, und bald wird das Land des Windes ganz in
ihrer Hand sein«, hatte Dubhe zu bedenken gegeben, als ihr der Enkel sein Vorhaben erläutert hatte, in Makrat wieder geordnete Verhältnisse herzustellen.
»Das Kriegsgeschick kann ich zurzeit ohnehin nicht ändern. Und auch die Seuche ist noch nicht besiegt, obwohl Theanas Heilmittel im Moment die Ausbreitung zu verlangsamen scheint. Aber gerade weil es überall so schlecht aussieht, ist es mir wichtig, Makrat zurückzuerobern. Ich will meinem Volk beweisen, dass ich es nicht im Stich gelassen habe. Ich will ihm etwas geben, woran es glauben kann, etwas, das die Hoffnung wachhält, dass noch nicht alles verloren ist.«
Zu guter Letzt hatte Dubhe ihm zustimmen müssen, und der Erfolg hatte ihm recht gegeben. In einer schlichten Rüstung stand Kalth jetzt neben ihr. Zwar hatte er noch nie ein Schlachtfeld aus nächster Nähe gesehen, wusste jedoch, dass die Zeiten einen kriegerischen König erforderten, und als solcher wollte er sich zeigen. Auch der Brustpanzer, den er trug, war noch nie mit Blut oder dem Stahl eines Schwertes in Berührung gekommen, aber darauf kam es nicht an. Dubhe spürte, dass die Menschen voller Bewunderung und neuer Hoffnung zu ihrem König aufsahen.
Auch ihr eigener Blick verweilte auf ihrem jungen Enkelsohn. Eine leichte Brise bewegte sein schwarz glänzendes Haar, und seine klaren Augen beobachteten das Geschehen mit der versunkenen würdevollen Miene eines Menschen, der dafür geschaffen ist, Verantwortung für andere zu tragen. Kalth war das genaue Ebenbild seines Vaters Neor, damals in jungen Jahren, als dieser noch im Vollbesitz seiner körperlichen Kräfte
gewesen war. Die Ähnlichkeit war so stark, dass es Dubhe fast wehtat. Wenn sie Kalth betrachtete, hätte sie sich auch vormachen können, dass ihr Sohn gar nicht tot war und das Schicksal ihn ihr zurückgegeben hatte. Doch sie wusste, dass dem nicht so war. Die Trauer um ihn hatte sie tief in ihrem Herzen verbergen müssen, denn die Zeiten erlaubten es nicht, sich dem Schmerz hinzugeben. Von einer Königin wurden jetzt Mut und Seelenstärke verlangt. Doch dieser Verlust war eine Wunde, die sich unmöglich schließen konnte. Stets begleitete der Schmerz sie. Sie spürte ihn im Unterleib, dort, wo ihr Sohn neun Monate lang herangewachsen war, und keinen Augenblick kam die Blutung zum Stillstand. Dubhe fragte sich, welche Rolle bei ihrem Entschluss, Toris Verjüngungselixier einzunehmen, dieser unerträgliche Kummer gespielt hatte, der ihr nachts die Kehle zuschnürte und den Atem nahm.
Jetzt drehte sich Kalth zu ihr um.
»Bist du bereit?«, fragte er mit einem
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