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Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen

Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen

Titel: Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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zu reinigen. Aber seit damals war viel Zeit vergangen, und heute kannte sie keine Quelle mehr, deren Wasser klar genug gewesen wäre, um das Grauen wegzuwaschen, das sie gesehen und gerade selbst verübt hatte.
    Angewidert schleuderte sie den Dolch zu Boden, und als ihr Blick auf ihre faltenlosen Hände fiel, auf ihren straffen, zu neuen Taten bereiten Körper, erfasste sie eine unbändige Wut. Denn mochten ihre Muskeln so stark und ihre Glieder so jung und biegsam wie früher sein, ihre Seele war dumpf und schwer, belastet von all den Gräueltaten, die sie erlebt hatte. Toris Gabe war entsetzlicher, als sie es jemals für möglich gehalten hätte.

    Mit dem Kopf auf der Brust hing die Leiche im Seil, und Dubhe ließ sie hängen und lief so schnell sie konnte ins Lager zu ihrem wahren Leben zurück. Bald würde die Sonne hinter den Pinienkronen aufgehen und sie ihre geliebten Falten zurückbekommen.
    Lautlos schlich sie hinein. Im Lager war alles ruhig, nur hier und dort drang tiefes Schnarchen aus einem Zelt. Auch in dieser Nacht war alles gutgegangen, auch in dieser Nacht war ihr Geheimnis nicht entdeckt worden.
    Sie schob den Vorhang ihres Zeltes zurück und blieb wie gelähmt im Eingang stehen.
    Denn drinnen saß eine schwarz gekleidete Gestalt, die sofort herumgefahren war, als der Zeltstoff nur ein wenig geraschelt hatte. Auch hier zeigte sie, was sie gelernt hatte. Es war Amina.
    Während sich ihre Blicke kreuzten, musste Dubhe daran denken, dass sie jetzt ungefähr so alt wie ihre Enkelin aussah. Es war, als berührten sich Vergangenheit und Gegenwart und kollidierten miteinander. »Wer bist …?«, rief Amina, und die Frage erstarb ihr auf den Lippen, denn in dem jungen Gesicht des Eindringlings erkannte sie plötzlich die Züge ihrer Großmutter.
    Dubhe wollte fliehen, doch der tückische Zauber hinderte sie. Denn ausgerechnet jetzt begannen ihre Muskeln zu erschlaffen, ihre Haut zu welken. Sie neigte sich vornüber, und Amina eilte herbei, um sie zu stützen.
    So fanden sie sich beide am Boden kniend wieder. Sie starrten sich an, und Dubhe versuchte ein Lächeln. »Bitte sag es niemandem weiter«, murmelte sie.

     
    Dubhe erzählte ihr alles. Während sie das tat, trat ihr der Wahnsinn ihrer Entscheidung noch deutlicher vor Augen. Seit der ersten Einnahme fragte sie sich zudem, ob Toris Elixier nicht eine zusätzliche Substanz enthielt, die er ihr nicht verraten hatte.
    »Ich habe mich dazu entschlossen, weil ich erkannt habe, dass dieser Krieg nur mit höchstem Einsatz zu gewinnen ist. Und da mir mein Alter einen solchen Einsatz nicht mehr erlaubte, kam ich auf die Idee, etwas daran zu verändern. Denn der Krieg ist ein Ungeheuer, das gerade junge, starke Geschöpfe verschlingt. Der Verlust wäre aber eher zu verschmerzen, wenn, wie im normalen Leben, zunächst die Alten und Schwachen die ewige Ruhe fänden. Alt und schwach, so wie ich es heute bin.«
    Ohne etwas zu erwidern, schaute Amina sie an, doch in ihrem Blick lag ein Vorwurf, dem sich Dubhe nicht entziehen konnte.
    »Und an mich hast du gar nicht gedacht?«, stieß die Enkelin schließlich hervor. »Ich brauche dich doch!«
    Dubhe war verblüfft und spürte, wie sich etwas in ihr löste. »Aber ich bin doch da und werde immer für dich da sein.«
    »Immer? Man kann doch zusehen, wie du älter wirst. Seit gestern bist du schon wieder gealtert. Woher nimmst du also den Mut, mich zu ermahnen, meine Verrücktheiten zu lassen und mich nicht sinnlos für eine Sache zu opfern?«
    »Aber das ist doch etwas völlig anderes …«
    »Wieso denn? Ohne über die Folgen nachzudenken, schluckst du diesen Zaubertrank und spielst die
einsame Rächerin, so als gebe es nicht ein ganzes Heer, das dich unterstützen könnte. Du hast dich entschlossen, dein Leben fortzuwerfen. Du hast dich entschlossen, mich zu verlassen«, rief Amina mit Tränen in den Augen.
    Und plötzlich verstand Dubhe die Enttäuschung ihrer Enkelin, dieses Gefühl, verraten worden zu sein. Und gleichzeitig wurde ihr bewusst, dass es keinerlei Rechtfertigung für sie gab. Sie trat auf Amina zu und wollte sie in den Arm nehmen. Doch die entwand sich.
    »Mit einer Umarmung ist es nicht getan! Du darfst dieses Mittel nicht mehr nehmen.«
    »Das geht nicht.«
    »Ich will aber, dass du damit aufhörst. Was hätte denn sonst meine ganze Ausbildung bei dir für einen Sinn gehabt?«
    »Dich besser als mich werden zu lassen.«
    Amina biss sich auf die Lippen und ballte die Fäuste. »Ich wollte aber

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