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Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen

Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen

Titel: Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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18
Die Waffe
    M it bedächtigen Schritten, blass, den Blick nur auf Theana gerichtet, betrat Adhara den Saal. Für sie war es ein eigenartiges Gefühl, die Hohepriesterin wiederzusehen. Bei ihrer letzten Begegnung war sie von dieser gezwungen worden, Dessars Lanze zu umfassen, und hatte ihr damit den endgültigen Beweis geliefert, dass sie tatsächlich die Sheireen war. Das war keine schöne Erinnerung. Die darauffolgenden Monate hatte die Feuerkämpferin damit zugebracht, vor Theana und dieser Bestimmung davonzulaufen. Und nun war sie zurückgekehrt, folgte damit also genau dem Weg, den die Götter, oder wer auch immer, für sie vorgezeichnet zu haben schienen.
    Sie wandte den Blick nicht von der Hohepriesterin ab, bis sie den steinernen Versammlungstisch erreicht hatte. Theana kam ihr merklich gealtert vor. Auch ihre Augen strahlten etwas aus, das sie zuvor nicht darin gesehen hatte: Grauen und Hilflosigkeit angesichts übermächtiger Ereignisse.
    »Verzeiht, dass ich diese Versammlung so einfach
störe, doch ich glaube, ohne mich würde hier etwas Wichtiges fehlen«, begann sie. Adhara hatte zuvor nie in der Öffentlichkeit gesprochen. Bis zu diesem Moment hatte sich ihr Leben im Hintergrund abgespielt, zunächst als Gesellschafterin bei Hofe, dann auf der Flucht. In diesen Saal einzutreten und das Wort zu ergreifen bedeutete für sie auch, die Nische zu verlassen, in der sie sich die ganze Zeit über verborgen hatte, und zumindest teilweise das Unausweichliche zu akzeptieren.
    Ohne recht zu verstehen, was dort vor sich ging, schauten sich die Versammelten an. Nur Kalth und Theana wechselten vielsagende Blicke.
    Und die Hohepriesterin ergriff das Wort. »Das Mädchen hat vollkommen Recht. Ihre Anwesenheit ist von immenser Bedeutung für uns. Sie ist unsere vielleicht letzte Hoffnung. Ich will sie Euch vorstellen«, setzte sie hinzu und zeigte mit der Hand auf sie. »Das ist Adhara, die Geweihte.«
     
    Mit pochendem Herzen erklärte Theana die Lage. So genau hatte sie diese Geschichte noch nie erzählt. »Sheireen« und »Marvash« waren Bezeichnungen, die ihr zuvor nur im Gespräch mit Dubhe über die Lippen gekommen waren. Um darüber sprechen zu können, musste sie die tiefsten Wurzeln ihres Glaubens bloßlegen und Außenstehende in Geheimnisse einweihen, die eigentlich nur den Angehörigen der Ordensgemeinschaft des Blitzes bekannt sein durften. Durch die Katastrophe im Land des Windes hatte sie aber erkannt, wie blind sie gewesen war. Denn eigentlich hatte sie
den Marvash nie als eine solch unmittelbare Bedrohung gesehen. Dabei hatte bereits Aster, ohne sich seiner Eigenschaft als Marvash bewusst zu sein, die Aufgetauchte Welt an den Rand des Abgrunds geführt. Theana war sich bewusst, dass es ihr im Grunde an Vertrauen zu ihrem Gott Thenaar gefehlt hatte, zu seinen Gesetzen und dem Geschöpf, das er gesandt hatte: der Geweihten.
    Sichtbar ergriffen erzählte sie, dass sie Adhara als nicht entscheidend für ihren Kampf gegen Kryss angesehen und es ihr daher freigestellt hatte, zu gehen oder zu bleiben. Dabei war in Wirklichkeit alles miteinander verbunden, alles war Teil eines einzigen allumfassenden Plans, den sie nicht richtig erkannt hatte.
    »Ich bin hergekommen, um die Verantwortung für einen schweren Fehler zu übernehmen«, fing Adhara an, wobei sie das Heft ihres Dolchs fest in die Hand nahm. Die Berührung des Metalls gab ihr Kraft. »Als ich beschloss, meiner Bestimmung nicht zu folgen, habe ich das Land des Windes zu einem grausamen Ende verurteilt. Aber damals war ich zu verwirrt. Ich wusste nichts von mir selbst und hatte nicht den Mut, mich den Tatsachen zu fügen: dass ich die Sheireen bin, dass ich nur zu diesem einen Zweck geschaffen wurde und dass der Sinn meines Lebens in meinem Namen liegt: die Geweihte.«
    Ihr selbst kam es so vor, als lade sie mit jedem Wort eine schwerere Last auf sich, hatte gleichzeitig aber auch das Gefühl, damit endgültig die Identität zu gewinnen, nach der sie so lange gesucht hatte. Dabei hatte sich der richtige Weg recht früh vor ihr abgezeichnet,
hatte aber erst deutlicher werden müssen. Sie hatte gemerkt, dass sie nicht sein wollte und konnte, was nur andere in ihr sahen. Weder Amhals schwache und hilfsbedürftige Adhara, noch Adrass’ herz- und seelenlose Chandra. Lange hatte sie ringen müssen, um sich ein echtes Selbstbild zu schaffen, hatte herausfinden müssen, warum sie tatsächlich auf der Welt war. Um Sheireen zu sein, das schon, aber

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