Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
berichten sollen? Niemand von uns hätte sich doch je eine solche Massenvernichtung vorstellen können.«
Sie hielt wieder inne und nahm eine Hand vor das Gesicht. Schließlich fuhr sie fort: »Es war zu spät, als ich die Entdeckung machte, in der Bibliothek von Neu-Enawar,
wo ich zu den Obelisken forschte. Wie ihr wisst, sind dort Werke aufbewahrt, die Aster persönlich verfasst hat. Sie stammen aus der Bibliothek der Sekte der Assassinen, wurden aber, als man sie übernahm, nicht sorgfältig genug geprüft. Nur durch einen Zufall kam ich dahinter, dass es mit einem dieser Bände eine seltsame Bewandtnis hatte.«
Wieder eine Pause. Das Reden schien ihr sehr schwerzufallen.
»Es handelte sich um eines der Tagebücher von Yeshol, dem Kopf der Gilde. Ich hatte es seinerzeit durchgesehen, als ich die wiedergefundenen Bücher für unsere Bibliothek katalogisierte, ihm aber keine besondere Beachtung geschenkt. Denn es enthielt nur Angaben zu den von der Sekte verübten Morden sowie eine Reihe von Anmerkungen zum Alltag der Assassinen in ihrem Bau. Während ich nun aber das Buch noch einmal studierte, erreichte mich eine magische Botschaft, wie ich sie häufig von meinen Priestern erhalte. Da trat plötzlich die Aura dieses einfachen Zaubers in Resonanz mit dem Buch und offenbarte, dass es mit einem Tarnzauber versehen war. Einen ganzen Tag habe ich gebraucht, bis ich ihn knacken konnte. Langsam verschwanden Yeshols Worte vor meinen Augen und machten Sätzen in einer Handschrift Platz, die ich nur zu gut kannte: die Handschrift von Aster.«
Aus ihrem Quersack, den sie am Boden abgestellt hatte, holte Theana ein kleines, abgegriffenes Buch hervor. Der Einband aus schwarzem Samt war teilweise eingerissen, die metallenen Beschläge rostzerfressen. Die erste Seite aufgeschlagen, warf sie es mitten auf den Tisch.
»Dies hier kam zum Vorschein, ein Tagebuch von Aster. Es enthält seine Gedanken, seine Ideen und die Ergebnisse seiner eingehenden Forschungen zu den Elfen. Wie ihr alle wisst, strebte Aster die Zerstörung der Aufgetauchten Welt an. Nihal gegenüber sagte er es geradeheraus: Sein Ziel sei ein Zauber, der so mächtig ist, dass er alle Geschöpfe dieser Welt ausrottet. Ganze Generationen von Magiern haben sich mit dem Problem beschäftigt und herauszufinden versucht, wie weit er damit gekommen war. Heute weiß ich, dass es sich um einen Zauber handelte, der dem sehr ähnlich war, mit dem das Land des Windes entvölkert wurde. Ja, ich glaube sogar, dass der Zauber, den wir gerade erlebt haben, eine direkte Weiterentwicklung jener Magie ist, die Aster zu beschwören beabsichtigte.«
Ein langes, bestürztes Schweigen machte sich im Saal breit, und erst nach einer Weile fuhr Theana fort: »Aster beschreibt sie in allen Details. Er will sie in einem mittlerweile verschollenen Werk der Elfen gefunden haben. Nur Wesen mit ganz speziellen Kräften, über die Aster, wenn auch unbewusst, verfügte, können sie vollbringen. Zudem gibt es eine unverzichtbare Voraussetzung, um diese Kräfte zu entfalten: Man muss das Gebiet besitzen, in dem man agieren will, denn überall, wo der Zauber wirken soll, muss ein Katalysator aufgestellt werden. Der von Kryss angewandte Zauber ist so beschaffen, dass er nur auf Nicht-Elfen wirkt, denn er ruft eine Zerstörungskraft wach, gegen die die Elfen aufgrund ihres besonderen Einsseins mit der Natur vollkommen immun sind.«
»Warum hat man uns nicht gewarnt, warum wurden
wir von dieser Entdeckung nicht unterrichtet?«, fragte der König des Landes der Felsen.
»Wie die Hohepriesterin bereits sagte, es war zu spät, wir hätten nichts mehr verhindern können. Erst drei Tage vor der Katastrophe fügte sich dieses Bild für mich zusammen. Wie hätten wir dieses gesamte Gebiet in drei Tagen zurückerobern sollen?«, antwortete Kalth. »Zudem werden die Obelisken durch eine magische Barriere geschützt, die während einer Vorbereitungszeremonie errichtet wird und jedwedes nicht elfische Geschöpf abstößt oder vernichtet, das ihre Oberfläche zu berühren wagt.«
Theana unterbrach ihn, indem sie ihn am Arm berührte, und sagte dann: »Nach der Entdeckung versuchte ich sofort, Kontakt zur Königin aufzunehmen, erhielt aber keine Antwort. Gleichzeitig sandte ich Botschaften an meine Priester aus, und natürlich auch an den König. Ich selbst komme gerade aus dem Land des Windes. Denn als mir das alles klargeworden war, habe ich mich dorthin bringen lassen, auch wenn ich gar nicht wusste, was
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