Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
er nicht mehr angeberisch erzählte, sondern ganz aufrichtig wurde.
»Er folgte mir auf Schritt und Tritt, verehrte mich, half mir auch, soweit er konnte. Und ich versuchte, ihm diese neue Magie beizubringen, die ich studiert und erlernt hatte, die Magie der Elfen. Gewiss kann ein Gnom oder ein Mensch sie nie perfekt ausüben: Die enge Verbindung zur Natur, über die die Elfen verfügen, haben wir leider verloren. Dennoch kann ein Magier mit meinen Fähigkeiten diesen Mangel zumindest teilweise ausgleichen und einige Zauber mittleren Schwierigkeitsgrades erfolgreich ausführen. Doch Adrass … für den war das unmöglich. Und so lehrte ich ihn die Kräuterkunde des Elfenvolkes. Und siehe da, hierin zeigte er sich begabt. Die Begeisterung, die er dabei an den Tag legte, war rührend. Nun hatte er endlich etwas gefunden, was er gut konnte.«
Meriphs Blick verlor sich im Leeren. Adhara konnte ihn fast sehen, den jungen, naiv leidenschaftlichen Adrass. Denn sie erkannte davon etwas in dem Mann wieder, der sie geschaffen hatte.
»Er beschloss, Heilpriester zu werden, einer der Wege, die einem minderbegabten Magier offenstehen, besonders dann, wenn er sich gut mit Kräutern auskennt. Zu jener Zeit begann sich der Kult der Ordensgemeinschaft des Blitzes zu verbreiten.«
Meriph fuhr sich mit einer Hand über die Augen, so als sei er müde.
»Auch als er dann in einem Tempel aufgenommen wurde, um dort ausgebildet zu werden, lebte er weiter bei mir. Zwischen uns war eine Bindung entstanden, es kommt mir ein wenig lächerlich vor, es so auszudrücken … aber er war wie ein Sohn für mich«, murmelte er. »Ich hatte ihn ins Herz geschlossen.«
Meriph war ergriffen, fing sich aber sofort wieder.
»Eines Tages kam Dakara uns besuchen. Er war in dem Tempel aufgetaucht, in dem Adrass diente, und hatte sich nach mir erkundigt. Mir stellte er sich als junger Priester vor, der zu den elfischen Ursprüngen des Thenaar-Kultes forsche. Ich nahm ihn auf. Er war ein junger Gelehrter, so wie ich einer gewesen war, und ich war glücklich, ihn als Gast zu haben. In ihm erkannte ich etwas wieder, was auch mir einmal eigen gewesen war: ein mächtiges Feuer, das in mir gelodert und mich in Jugendtagen dazu verleitet hatte, in den Unerforschten Landen mein Leben aufs Spiel zu setzen. Kein Wunder, dass sich Adrass vom Schein dieses Feuers anziehen ließ wie eine Motte vom Licht. Doch Dakara war nicht nur ein ruheloser Geist, er war auch gefährlich.«
Sie hatten fertig gegessen, und Meriph räumte die Teller fort. Unter einer Strohmatte in einer Ecke holte er zwei Äpfel hervor und warf einen davon Adhara zu.
»Ungefähr ein Jahr verging. Adrass ging weiter seiner gewohnten Arbeit nach, aber ich spürte, dass er nicht glücklich war, und wusste auch, warum. Er war nicht mehr zufrieden mit den Tätigkeiten, auf die er
sich verstand, und fühlte sich unnütz. Wieder war er in diese Apathie verfallen, in der ich ihn als jungen Burschen kennengelernt hatte.«
Meriph biss in seinen Apfel.
»Eines Abends im Winter stand Dakara wieder bei uns vor der Tür. Er war auf der Flucht. Ich bat ihn herein, und er erzählte in aller Ausführlichkeit, was er entdeckt hatte. Es waren Dinge, die ich größtenteils schon kannte, denen ich aber nie größere Beachtung geschenkt hatte. Auch wenn der Glaube an ein Wechselspiel von Marvash und Sheireen stimmte und nicht einfach nur ein elfischer Mythos war, so handele es sich doch, wie ich ihm sagte, um einen Ablauf, in den wir armen Sterblichen nicht eingreifen könnten.«
Wieder biss er in den Apfel.
»Dakara war da anderer Meinung. Und er erzählte uns alles. Von den Erweckten und ihren Plänen. Aufmerksam hörte ich ihm zu, vor allem Adrass starrte ihn mit glänzenden Augen an. Ich versuchte ihnen zu erklären, dass diese Pläne der reine Wahnsinn seien. Sheireen oder Marvash könnten nicht aus dem Nichts geschaffen werden, was er da vorhabe, sei nichts anderes als Mord und Folter. Dakara hielt dagegen, versuchte, mich von seinen fanatischen Hirngespinsten zu überzeugen. Doch ich hatte im Leben schon genug Fanatiker kennengelernt und ließ mich nicht beeindrucken. Bei Adrass aber sah das anders aus.«
Meriph warf das Kerngehäuse fort und streichelte nervös seinen Bart.
»An einem Abend kam es zu einem heftigen Wortwechsel zwischen Adrass und mir. Er meinte, ich irrte
mich, was Dakara vorhabe, sei nicht nur richtig, sondern auch notwendig. Ich meinerseits setzte ihm noch einmal auseinander, dass man
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