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Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen

Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen

Titel: Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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    Adhara holte das Amulett hervor. Es war länglich, aus Schwarzem Kristall und dicht mit Gravuren verziert, die obskure Worte zu bilden schienen. Der Stein in der Mitte strahlte nicht mehr blutig rot, sondern wirkte fast stumpf.
    Meriph nahm es in die Hand und untersuchte es lange im Fackellicht, trat dann entschlossen zu einer Stelle an der Bücherwand und zog einen Band heraus. Er musste ihn noch nicht einmal durchblättern, sondern fand auf Anhieb die Seite, die er suchte. Er zeigte sie Adhara. Abgebildet war eine Zeichnung von Lhyrs Amulett, getreu bis ins kleinste Detail.
    »Hier drunter steht, dass es sich um einen Ghour-Talisman handelt«, erklärte er. »Ghour war ein Anhänger von Freithar, dem ersten Marvash, der einzigen zerstörerischen Gottheit der elfischen Götterwelt.«
    Allein schon dieser Name klang nach Blasphemie, dachte Adhara.
    »Ghour kann man als den zweiten Marvash bezeichnen. Als Freithar in Ketten gelegt wurde, setzte er das Werk seines Herrn fort. Er erfand eine Reihe von Zaubern zur Herstellung von Artefakten mit der Eigenschaft, den freien Willen völlig auszuschalten. Dieser Talisman hier war sein Meisterstück.« Meriph hielt ihn neben die Zeichnung. »Ghour war blutrünstig und besessen von der Idee, Fleisch und unbeseelte Materie zu verschmelzen. Bei seinen Amuletten verhält es sich so, dass das Schwarze Kristall gegen Ende des Prozesses
mit dem Träger des Artefakts verschmilzt. Aber natürlich erst, nachdem er seine Aufgabe erfüllt hat.«
    »Ein Grund mehr, es Amhal so schnell wie möglich aus der Brust zu reißen.«
    »Da unterschätzt du Freithars Kräfte«, warf der Gnom ein. »Nur unter zwei Bedingungen kann man jemandem ein Ghour-Amulett aus der Brust reißen.« Er hob den Zeigefinger. »Erstens darf die Verschmelzung noch nicht zu weit fortgeschritten sein, das heißt, die Tentakel des Talismans dürfen noch nicht bis zum Herzen des Opfers vorgedrungen sein. Ist das bereits geschehen, kannst du das Amulett nicht lösen, ohne den Marvash – oder Amhal, wie du ihn nennst – zu töten.« Er nahm den Mittelfinger dazu. »Zweitens musst du über das geeignete Werkzeug verfügen, um das Amulett zu entfernen.«
    Meriph blätterte in dem Buch und schlug eine Seite auf, die ebenfalls ganz von einer Zeichnung bedeckt war. Dort war ein prächtiger Dolch farbig dargestellt. In das Heft, von einem satten Rot, waren Rosenstängel eingraviert, die sich wie Weinreben verflochten. Die Glocke bestand aus wunderschönen Knospen, die so herrlich geformt waren, dass sie wie echt aussahen. Die schwarze Klinge war gewellt, lang und schmal, und wies eine helle Einfügung in Form einer Flamme auf. Wie verzaubert betrachtete Adhara das Bild.
    »Das ist Phenors Dolch. Das Heft besteht aus Jaspis, der mit dem Blut ebenjener Phenor getränkt ist. Und diese Flamme im Schwarzen Kristall der Klinge ist aus Harz. Eine Träne.«
    Die Waffe erinnerte stark an Nihals Schwert. »Und
damit lässt sich dem Talisman beikommen?«, fragte Adhara.
    Meriph nickte. »Das ist die einzige Waffe in der Aufgetauchten Welt, die das vermag. Aber es gibt da ein riesiges Problem. Der Dolch ist verschollen.«
    Adhara verspürte keinerlei Verlangen, sich auf eine weitere Suche zu machen, die sie viel Zeit und Kraft kosten würde, die ihr dann für Amhals Rettung fehlten. Dennoch hörte sie weiter aufmerksam zu.
    »Oder genauer gesagt …«, fuhr Meriph fort, wobei er seine Vorliebe für das theatralische Erzählen wiederentdeckte, mit der er vorhin schon Adhara auf eine harte Probe gestellt hatte, »befindet er sich an einem Ort, der schwer zu erreichen ist und gut bewacht wird. Du weißt bestimmt, dass jedes Land der Aufgetauchten Welt ein elfisches Heiligtum beherbergt, das der jeweiligen Schutzgottheit des Landes geweiht ist.«
    »Ja, natürlich.«
    »Vielleicht weißt du aber nicht, dass die Wächter der Heiligtümer Naturgeister sind, die den großen acht elfischen Gottheiten treu ergeben sind. Flar, der Geist des Heiligtums im Land des Feuers, ist ein Diener Shevrars. Ael hingegen dient Phenor.«
    »Ael ist der Geist des Wassers … Aber ist Phenor nicht eine Art Shevrar mit weiblichen Attributen?«
    »Nicht ganz. Phenor und Shevrar sind die gleiche Wesenheit, stellen aber gleichzeitig eine gegenseitige Negation dar. Sie sind männlich beziehungsweise weiblich und ergänzen einander doch, weil sie für die gleichen Kräfte stehen. Wenn Shevrar zerstört, baut
Phenor wieder auf, und umgekehrt.

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