Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
Vom Netzwerk:
Täschchen.«
    Hastig sehe ich mich danach um. Wer weiß, wo die kleine Tasche während des Sturms hingerutscht sein mag und ob ihr Inhalt heil geblieben ist? Ich entdecke meinen eigenen Rucksack, eingeklemmt zwischen dem umgekippten Stuhl und einem zerbrochenen Regal. Kurz denke ich voll Sorge an die kleine Figur und hoffe, dass sie nicht zerstört wurde.
    » Weißt du noch, wo du es zuletzt gesehen hast? Ich kann es nicht…« Dann kommt mir eine andere Idee.
    Sie erscheint mir so kühn, dass ich unwillkürlich tief einatme. Ob es mir gelänge, sie zu heilen? So wie ich es bei Hector getan habe? Das ist ja eher zufällig geschehen. Genauer gesagt, bisher hat sich ja alles, was ich je mit dem Feuerstein bewirkt habe, zufällig ergeben. Aber schließlich bin ich hierhergekommen und habe alle Beteiligten in größte Gefahr gebracht, um vielleicht herauszufinden, wie man die Kraft des Steins bewusst steuert und kanalisiert.
    » Mara, bitte gib mir deine Hände. Ich möchte etwas ausprobieren.«
    Sie tut das, und tiefes Vertrauen liegt in ihrem Blick. Ich nehme ihre Hände und versuche nicht darauf zu achten, wie kalt sie sind und wie glitschig von ihrem Blut.
    » Ähm… schließe die Augen, und entspanne dich. Hector war bewusstlos, als ich es bei ihm gemacht habe.«
    Sie schließt die Augen.
    Denk nach, Elisa!
    Als ich Hector heilte, fühlte ich, wie sich die Kraft in mir rührte, wie sie aus der Welt um uns herum durch meinen Feuerstein eingesaugt wurde. Ich versuche sie mir vorzustellen, das Gefühl von etwas Fließendem wahrzunehmen, das mich erfüllt. Bitte, Gott. Hilf mir.
    Die Kraft strömt wie die Flut in mich hinein, und ich keuche vor Freude. Dieses Mal ist es so leicht. So natürlich und richtig.
    Ich bete: » Denn die rechtschaffene rechte Hand Gottes ist eine heilende Hand; gesegnet sei, wer Erneuerung sucht, denn er soll genesen.«
    Nichts.
    Letztes Mal geschah etwas aus meiner Verzweiflung und einem tiefen Bedürfnis heraus. Aus Liebe. Vielleicht ist Liebe der Schlüssel.
    Ich konzentriere mich und denke daran, was Mara für mich bedeutet. Ich denke daran, wie sie sich tapfer den Gefahren gestellt hat, die wir geteilt haben, an ihre Entschlossenheit, alles zu lernen, was man wissen muss, um mir eine gute Zofe zu sein. Ich habe miterlebt, wie sie sich von dem schüchternen, innerlich tief verletzten Mädchen, dessen Dorf gerade zerstört worden war, in einen fröhlichen, lachenden Menschen verwandelt hat, fest entschlossen, sein neues Leben zu umarmen.
    Mara ist mir lieb und teuer. Ich liebe sie.
    Ich flüstere: » Denn die Liebe ist schöner noch als Rubine, süßer als Honig, edler als des Königs Wein. Und niemand besitzt größere Kraft als er, der sein eigenes Leben für das eines Freundes gibt.«
    Die Kraft strömt aus mir heraus, noch bevor ich das Gebet vollendet habe. Mara streckt ihre Beine aus, bäumt sich auf, ihr Gesicht verzieht sich vor Schmerz, und ich taumele ruckartig nach vorn und fürchte schon, alles nur noch schlimmer gemacht zu haben. Aber dann erschlafft ihr Körper. Nach ein paar keuchenden Atemzügen entspannt sich ihr Gesicht, und sie lächelt.
    » Ich glaube, es hat funktioniert«, sagt sie. Sanft betastet sie ihren Bauch mit den Fingerspitzen. » Es hat wehgetan, aber jetzt ist alles gut.«
    Mir stockt vor Erleichterung der Atem. Dieses Mal war es so viel einfacher. Vielleicht liegt es an der Nähe zum zafira. Oder vielleicht lerne ich auch tatsächlich allmählich, die Kraft des Steins zu bündeln. » Das ist gut«, antworte ich. » Das ist sehr…« Mir wird schwindelig. » Muss mich kurz hinlegen…« Damit sinke ich aufs Bett.
    Als ich aufwache, blickt ein Meer aus Gesichtern zu mir herab. Ich blinzele ihnen entgegen, erkenne Hector, Felix, Mara, Belén. » Schaut nicht so von oben auf mich herunter«, brumme ich schläfrig.
    Sie treten zurück, bis auf Hector, der fragt: » Geht es dir gut?«
    Sein Haar ist zerzaust, seine Augen riesengroß. Ganz plötzlich wirkt er jung, so unsicher. Es wäre ganz bestimmt keine gute Idee, meine Arme um seinen Hals zu schlingen und ihn dazu zu bringen, mich vor aller Augen zu küssen. » Mir geht es gut. Ich bin müde, aber sonst ist alles in Ordnung.« Ich setze mich auf und schwinge meine Beine über die Bettkante. » Mara?«
    » Die Wunde hat sich ganz geschlossen«, antwortet sie, und Staunen schwingt in ihrer Stimme mit. » Und meine Narbe… sie ist noch da, aber sie ist weicher. Gesünder, würde ich sagen.«
    Die Erleichterung

Weitere Kostenlose Bücher