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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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aufrechterhalten. Schon bald wird unser Trick durchschaut sein, und eine Königin kann nur eine gewisse Zeit verschwinden, bevor ihr Land ins Chaos stürzt und ehrgeizige Fürsten– wie Eduardo– in ihrer Abwesenheit um die Macht zu ringen beginnen.
    » Unser größtes Problem«, fährt Felix fort, » ist aber der Proviant. Sieht aus, als gäbe es hier reichlich Frischwasser, aber wir haben ein ganzes Fass mit Pökelfleisch verloren, und eine der Getreidetrommeln ist durch Salzwasser verdorben. Wir werden jagen und fischen müssen, nicht nur für die Zeit, die wir hier sind, sondern auch für die Heimreise.«
    Ich will gerade nach den verletzten Besatzungsmitgliedern fragen, als Hector zu uns schlendert und sich gegen die Reling lehnt. » Es ist wunderschön, nicht wahr?«, fragt er.
    Ich nicke und betrachte gedankenverloren einen schimmernden Bach, der sich vom Dschungel ins Meer ringelt. Von hier sieht er aus wie ein silbernes Band, das sich durch grünen Samt windet. » So viel Wasser! Der ganze Ort sieht aus, als ob er lebt. Es ist unnatürlich.«
    Er lacht. » Du warst zu lange in der Wüste.«
    Mit einem Lächeln sehe ich zu ihm hoch. » Wenn ich diese Wasserfälle betrachte, dann sehe ich den Reichtum von tausend Nationen.«
    » Vielleicht ist es genau das. Spürst du noch etwas? Zeigt es dir noch die Richtung?« Sein Blick gleitet zu meinem Nabel, und mein Magen macht einen kleinen Satz, als ich mich daran erinnere, wie seine Hände auf meiner Haut lagen.
    » Es ist jetzt sehr stark«, erwidere ich. » Und als ich Mara geheilt habe, ging es viel leichter. Die Kraft war sofort da, als ich sie rief, obwohl… obwohl… ich…«
    Er betrachtet mich genau, während ich nach Worten suche. Dann: » Obwohl das Verlangen in dir nicht so stark war?«, schlägt er leise vor. » Sie war nicht so schwer verletzt.«
    Ich nicke.
    Ein Matrose erscheint an der Treppe. » Kapitän!«, ruft er. » Achteinhalb Faden beim letzten Lot.«
    » Anker fallenlassen!«, dröhnt Felix.
    » Bereit für den Landgang?«, fragt Hector.
    Ich sehe zur Insel hinüber, die so wild und fremdartig und vorahnungsvoll daliegt. » Bereit«, lüge ich.

26

    S chnell eile ich zurück in die Kapitänskajüte, um meinen Rucksack zu holen. Ein prüfender Blick ins Innere überzeugt mich zu meiner großen Erleichterung davon, dass die Phiole mit dem Frauenschild noch heil ist. Mara hebt ihr Täschchen an und nickt, und dem entnehme ich, dass auch ihr Behälter den Sturm unbeschadet überstanden hat.
    Das Dingi der Araceli ist beim Sturm über Bord gegangen, aber wie durch ein Wunder liegt unser Fischerboot immer noch fest vertäut auf dem Achterdeck. Ich brenne darauf, an Land zu gehen, aber Hector besteht darauf, eine andere Gruppe vorzuschicken. » Lass sie erst einmal die Lage auskundschaften und sich davon überzeugen, dass es sicher ist«, sagt er, und ich erkläre mich zögernd damit einverstanden.
    Während acht Männer mit Proviant und Ausrüstung zum Strand rudern, gehe ich nervös an Deck auf und ab. Als sie nahe genug an Land sind, springen sie aus dem Boot und ziehen es an den Strand, packen die Vorräte aus und verschwinden im Dschungel. Es scheint eine Ewigkeit zu dauern, bis sie wieder auftauchen und uns winkend das Signal geben, dass alles in Ordnung ist. Schließlich schieben zwei Männer das Boot wieder ins Wasser und springen hinein, während die Übrigen damit beginnen, ein Lager aufzuschlagen.
    Mara, Belén, Sturm, Hector und ich gehören zur zweiten Gruppe, die an Land gebracht wird. Als wir ins Boot steigen, wird das Ziehen an meinem Feuerstein so drängend, dass es fast wehtut. Um mich von diesem unangenehmen Gefühl abzulenken, lasse ich meine Finger durch das warme, klare Wasser gleiten, als wir durch die Bucht rudern. Die Fische faszinieren mich. Sie schimmern leuchtend gold, blitzend rot, sogar feuersteinblau. Am liebsten würde ich ins Wasser springen und ein wenig schwimmen.
    Sobald wir flacheres Wasser erreichen, springe ich aus dem Boot und plansche an Land, ohne mich darum zu kümmern, dass meine Sachen ganz nass werden. Wir ziehen das Boot auf den Strand, und überrascht merke ich, dass ich unsicher auf den Beinen bin, als ob das Land rollen und schwanken würde wie das Meer.
    Hector bemerkt mein leichtes Taumeln und grinst. » Du wirst dich bald wieder an festen Boden unter den Füßen gewöhnen.«
    Die Matrosen, die vor uns an Land gegangen sind, haben mit den ersten Vorbereitungen für ein improvisiertes Lager

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