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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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Seidenstoff herankommt, der auf dem Sarkophag liegt.
    Mara und der Wächter fahren mit den Fingern über die Pflastersteine und suchen nach Lücken.
    » Vielleicht muss man irgendwo draufdrücken?«, überlegt der Wächter. » In der Bibliothek meines Vaters öffnet sich eine Tür, wenn man einen Stein am Kaminsims berührt.«
    Also drücken sie aus den verschiedensten Winkeln auf alle Steine in der Nähe. Nichts geschieht.
    » Probiert es mal mit dem Sockel«, schlage ich vor. Der Sarkophag, der darauf ruht, ist leer und wartet geduldig darauf, dass sich hier jemand zur letzten Ruhe bettet. Möglicherweise ich.
    Nun drängen sich alle um diesen Sarg, die Fackeln hoch erhoben, und versperren mir die Sicht. Ich atme entnervt aus.
    Hector raunt mir ins Ohr: » Alles in Ordnung?«
    » Ich fühle mich so grässlich hilflos. Ich hasse es, so schwach zu sein. Und vielleicht habe ich alle völlig umsonst mitten in der Nacht hierher…«
    » Ein Hebel!«, ruft Ximena. » Verborgen unter dem Sockel! Probieren wir doch mal, ob er nicht…«
    Der Sarkophag hebt sich einen Finger breit. Einige Wachleute treten hastig beiseite, als der Sockel und der darauf ruhende Sarg geräuschlos beiseitegleiten. Frische Luft fährt in den Raum, und eine der Fackeln erlischt. Die anderen flackern, gehen aber nicht aus.
    An Hectors Arm geklammert, um mich abzustützen, recke ich mich, bis ich über Maras Schulter sehen kann, und muss beinahe niesen, als die kühle Seeluft meine Nase kitzelt. Dort, wo sich eben noch der Sockel befand, klafft jetzt ein gähnendes Loch. Steinerne Stufen, mit grünem Moos bedeckt, winden sich hinab in die Dunkelheit. Der Wächter hebt die Fackel ein wenig, das Licht bricht sich auf dem grünen Zeug, und jetzt erkenne ich, dass es vielmehr eine Art klebriger Schimmel ist.
    » Uh«, stöhnt Mara.
    » Uh«, stimmt Ximena ihr zu.
    » Ihr hattet recht, Euer Majestät«, sagt Hector, und ich habe das Gefühl, dass er für alle Anwesenden spricht. » Ihr hattet recht, Eurem Gefühl zu vertrauen, und Ihr hattet recht, als Ihr Martín vertrautet.«
    Seine Worte wärmen mich. Hector war stets mein größter Verbündeter. Schnell suche ich seinen Blick und nicke leicht, und ich hoffe, er merkt, wie dankbar ich ihm gerade bin.
    » Nun«, antworte ich, » dann wollen wir seine Ehre wiederherstellen, indem wir herausfinden, wohin dieser Gang führt.«
    Die Gardisten drängen sich um den geheimen Eingang, begierig, ins gefährliche Ungewisse hinabzusteigen.
    » Wartet kurz«, sage ich. » Mara, geh du zurück in meine Gemächer. Falls irgendwelche Besucher dort auftauchen, erfinde ein paar Ausflüchte. Und wenn du an dem Posten vorbeikommst, sag ihm, dass ich nicht gestört werden möchte, während ich hier bete.«
    Sie nickt, ganz offensichtlich erleichtert, und Hector bedeutet zwei Wachmännern, sie zu begleiten.
    Als sie gegangen sind, wendet er sich wieder mir zu. » Seid Ihr sicher, dass Ihr dafür bereit seid?«
    » Etwas zu unternehmen ist für mich das beste Mittel zur Genesung.«
    » Ich wusste, dass Ihr das sagen würdet.« Ein leises Lächeln kräuselt seine Lippen. » Etwas unternehmen, das wäre ein Spaziergang im Klostergarten. Das hier hingegen…«
    » Das ist es, was ich tun werde.«
    Er seufzt ergeben. » In solchen Augenblicken vermisse ich Alejandro. Er ließ sich viel leichter lenken.«
    Ich unterdrücke ein überraschtes Lachen.
    » Haltet Euch an meiner Schulter fest. Und wenn Ihr es Euch anders überlegt…«
    » Kommt, gehen wir.«
    Ich sehe zu Ximena hinüber und erwarte, dass sie widersprechen wird, aber sie hält den Blick mit unergründlicher Miene auf Hector gerichtet.
    Fernando steigt als Erster hinunter, die Fackel in die Höhe haltend, und Hector folgt ihm. Als ich an der Reihe bin, achte ich vorsichtig darauf, fest mit dem Fußballen aufzutreten und den glitschigen, grünen Schleim zu vermeiden. Feuchte Luft kitzelt mein Gesicht, weht mir das Haar von den Schläfen. Wir werden bei unserer Expedition mit Sicherheit auf Wasser stoßen, denn der unterirdische Fluss ist ganz in der Nähe, sein Rauschen erklingt stetig und überwältigend, so allgegenwärtig, dass es beinahe wie Stille wirkt.
    Die Treppe windet sich nach unten, eng und steil. Die nahen Wände, die uns umfangen, sind ebenfalls mit dem grünen Schleim bedeckt, und ich mag sie nicht berühren, noch nicht einmal, um das Gleichgewicht zu halten. Es ist viel leichter, meine Hand auf Hectors Schulter ruhen zu lassen und darauf zu vertrauen,

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