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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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Maistortillas und frisch aufgeschnittenen Früchten tragen. Mir läuft beim Anblick der Honig-Kokosnuss-Brötchen, meiner Lieblingsleckerei, das Wasser im Mund zusammen. Sie sind noch ofenwarm, und die Honigglasur schmilzt an den Seiten.
    Lady Jada schlägt die Hände zusammen. » Pollo Pibil! Das war das Lieblingsessen des Königs, habe ich gehört.« Sie deutet auf die Platte mit dem Hühnerfleisch.
    » Das stimmt«, sagt Hector. » Er hat es auf der Hacienda meines Vaters kennen gelernt.« Auf meinen fragenden Blick hin fährt er fort: » In einem Sommer geriet König Nicolaos Schiff in einen Sturm und lief auf ein Riff. Er und Prinz Alejandro fanden bei uns Unterschlupf, während der Rumpf repariert wurde. So lernten wir uns kennen.«
    Diese Geschichte habe ich noch nie gehört. Wie viele andere Dinge mag es geben, die ich über Hector nicht weiß?
    Vater Alentín sagt: » Ihr müsst ihn sehr beeindruckt haben, dass man Euch zu seinem Pagen ernannte. Und später dann zum Kommandanten der Königlichen Leibgarde. Ihr seid der jüngste Kommandant in der Geschichte.«
    Hector zuckt die Achseln und blickt verlegen. » Das war eigentlich ein Zufall.«
    » Wie meint Ihr das?«, fragt der Priester.
    » Ich hatte zwei ältere Brüder, und wir haben uns im Hof mit unseren Spielzeugschwertern oft Kämpfe geliefert. An jenem Morgen, als Alejandro bei uns war, schubste mich einer der beiden um, und der andere fing an, mich zu ärgern und mit seinem Schwert zu piksen. Es war nur Spaß, das hatten sie schon hundertmal mit mir gemacht. Aber Alejandro beobachtete die ganze Szene vom Fenster aus und stürmte plötzlich in den Hof, dann schrie er, sie sollten mich in Ruhe lassen, denn er habe mich gerade zu seinem persönlichen Pagen ernannt, und wie könnten sie es wagen, den königlichen Pagen zu bedrohen?«
    » Er hat geglaubt, er würde Euch retten«, sage ich.
    Hector nickt, die Augen warm vor Erinnerung. » Ich war damals erst zwölf Jahre alt, und von daher war klar, dass ich ihn sofort für den wunderbarsten Menschen auf der ganzen Welt hielt.«
    » Aber dann wurdet Ihr irgendwann wahre Freunde«, bemerke ich.
    » Ja, recht schnell. Er war einsam. Ein Einzelkind. Es war gut für ihn, einen Jungen in seiner Nähe zu haben, der ein wenig jünger war, und den er beim Schwertkampf ohne weiteres schlagen würde.« Er lacht aus vollem Herzen. » Das gelang ihm allerdings nur einige Jahre.«
    Ich falle in sein Lachen ein. » Natürlich. Er hat mir gesagt, Ihr seid der Furcht einflößendste Kämpfer, dem er je begegnet sei.«
    » Das hat er gesagt?« Plötzlich zeigt er einen anderen Gesichtsausdruck, als sei ein schützender Vorhang davor weggezogen worden und er gewähre mir nun den Blick auf sein wahres Inneres, dessen ständiger Weggefährte die Trauer ist.
    » Das hat er«, bestätige ich sanft. » Er hat oft von Euch gesprochen, als er tödlich verwundet in seinen Gemächern lag. Es mag Zufall gewesen sein, dass Ihr sein Page wurdet, aber dass er Euch zum Lord-Kommandanten ernannte, war wohlbedacht. Er sagte, es sei die leichteste Entscheidung gewesen, die er jemals fällte, obwohl Ihr noch so jung wart.«
    Hector schluckt und wendet sich ab, um sein Gesicht zu verbergen.
    » Das ist ja sagenhaft«, zwitschert Lady Jada, und ich zucke zusammen. Für einen kurzen Augenblick hatte es sich angefühlt, als seien Hector und ich allein. Sie fährt fort: » Das Pollo Pibil, meine ich. Euer Küchenmeister ist sehr zu empfehlen.«
    Ich würde sie gern einfach ignorieren, um Hector weiter nach seiner Kindheit auszufragen, aber schließlich habe ich Lady Jada aus einem bestimmten Grund eingeladen, also zwinge ich mich, ihr meine Aufmerksamkeit zu schenken. » Vielen Dank.« Ich sehe mich nach dem Küchenmeister um, aber er hat das Speisezimmer unauffällig schon wieder verlassen, um sich dem Nachtisch zu widmen. » Er bereitet jetzt extra für mich einige Pasteten zu, nach einem Rezept, das ich aus Orovalle mitgebracht habe.« Damit nehme ich mir eine Tortilla und knabbere daran.
    » Ja, Eure Vorliebe für Pasteten ist bekannt.«
    Aufmerksam betrachte ich ihr Gesicht und versuche herauszufinden, ob es sich um eine absichtliche, versteckte Beleidigung handelt, aber sie kaut lediglich hingerissen ihr Hühnergericht.
    Es ist der Verräter Belén, der schließlich sagt: » Ihre Majestät hat eine noch größere Vorliebe für Jerboasuppe.«
    Beinahe hätte ich mich an meiner Tortilla verschluckt. Jerboasuppe, das war unsere tägliche Kost,

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