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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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die Ansichten und Bräuche der Zeit, in der sie entstanden.«
    » Wie ist das mit Euch, Lada Jada«, knüpfe ich noch immer lächelnd daran an. » Könnt Ihr mir als Frau des Bürgermeisters etwas über aufsehenerregende Gerichte– oder auch über Legenden– aus Brisadulce verraten, über die Eure Königin Bescheid wissen sollte?«
    Lady Jada strafft die Schultern und öffnet ihren Mund, um, wie ich schon jetzt überzeugt bin, einen Wortschwall ausgesuchter Trivialitäten von sich zu geben. » Eure Majestät sollte den Küchenmeister einmal dazu auffordern, dass er eine…«
    Sie verstummt, als plötzlich ein würgendes Geräusch zu hören ist.
    » Iladro?«, fragt Conde Tristán.
    Der Herold hat sich über den Tisch gebeugt, und Krämpfe schütteln seinen Körper. Er hebt den Kopf, und Tränen strömen aus seinen Augen. Sein fein geschnittenes Gesicht hat eine fleckig violette Farbe angenommen.
    Ximena eilt mit wehenden Rüschenröcken um den Tisch, schnappt sich mit einer Hand Iladros Gabel und drückt mit der anderen seinen Mund auf.
    Hector zieht mich auf die Beine. Mit der freien Hand holt er einen Dolch aus seiner Armbeuge. » Elisa, spuckt sofort alles Essen aus, was Ihr noch im Mund habt. Sofort.«
    Gift. Meine Haut wird kalt und klamm. » Ich… da ist nichts.«
    Ximena schiebt Iladro den Griff der Gabel in den Rachen. » Beherrscht Euch nicht weiter, Iladro, sondern übergebt Euch. Es kann Euch das Leben retten.«
    Und das tut er, in grauen Geysiren aus halbverdautem, rotgefärbtem Pollo Pibil und Teigklumpen, die auf dem Tisch vor mir landen. Säure ätzt meine Nase.
    » Das Kokosbrötchen!«, ruft Belén. » Er war der Einzige, der Kokosbrötchen gegessen hat!«
    Der Küchenmeister platzt in den Speisesaal und schreit: » Halt! Spuckt das Essen aus! Der Vorkoster ist gerade…« Nun entdeckt er das Erbrochene auf dem Tisch, und er wird kreidebleich. » Zu spät.«
    » Lady Jada«, befehle ich, » holt sofort Doktor Enzo.« Sie springt auf und rennt aus dem Speisesaal.
    » Wird er…«, fragt der Conde mit schwankender Stimme und streicht seinem Herold über den Arm. » Oh, Iladro, was habt Ihr nur…«
    Hectors Arm legt sich um meine Schultern, er drückt mich mit dem Rücken gegen seinen Körper und tritt vom Tisch zurück. Noch immer hat er einen Dolch in seiner freien Hand, obwohl ich nicht weiß, was er damit anstellen will.
    » Wasser!«, schreit Ximena, und jemand bringt ein Glas. Sie setzt es dem Herold an die Lippen und zwingt ihn zu trinken. Er hustet, und Wasser spritzt aus seinem Mund, aber sie fährt ihn heftig an, und er stürzt den Becher nun hinunter, als hinge sein Leben davon ab; vielleicht ist das ja auch so. Dann sorgt sie dafür, dass er sich gleich wieder erbricht.
    » Gehen wir, Elisa«, sagt Hector und will mich aus dem Speisesaal ziehen.
    Ich wehre mich. » Nein.«
    » Es ist hier nicht sicher! Wir müssen…«
    Mit einem Ruck fahre ich zu ihm herum. » Euer Schwert wird mich nicht vor Gift schützen.« Zu den anderen gewandt sage ich: » Ximena, bleib bei Iladro, bis Doktor Enzo hier ist. Alle anderen kommen sofort mit mir.« Damit schreite ich durch die Tür zur Küche, gefolgt von meinen Gästen.
    In der Küche herrscht Chaos. Überall sind Leute damit beschäftigt, Essen wegzuwerfen und Schüsseln und Kochutensilien zu reinigen. Ich nehme den beißenden Geruch von Erbrochenem und angebranntem Brot wahr. Auf dem Fliesenboden neben der großen Arbeitsfläche, auf der Gemüse geputzt wird, liegt ein Mann, den ich noch nie zuvor gesehen habe. Er ist ganz offensichtlich tot. Seine Augen sind weit aufgerissen und quellen aus den Höhlen, erstarrt in Entsetzen und Schmerz. Erbrochenes, mit Blut durchsetzt, rinnt aus einem Mundwinkel und sammelt sich neben ihm in einer kleinen Pfütze. Ein Mädchen, das die Kleidung einer Küchenhilfe trägt, steht halb verborgen hinter dem Grillspieß und starrt ihn an. Tränen laufen ihre Wangen hinab. Belén und die Wächter besetzen und blockieren die Zugänge zur Küche.
    » Ruhe!«, rufe ich laut. Allmählich erstirbt der Lärm, und entsetzte Augen richten sich auf mich. » Alle dort hinüber an die Wand.« Ich unterstreiche meine Worte mit einer Geste, aber es dauert viel zu lange, bis die Leute der Aufforderung Folge leisten. » Sofort!«
    In ihrer Eile zu gehorchen rempeln sie einander an, bis sie endlich säuberlich aufgereiht dastehen.
    Ich schreite vor ihnen auf und ab. » Wer hat die Kokosbrötchen gebacken?«
    Schweigen. Dann sagt eine

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