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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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Kloster war… Es ist nämlich so, ich habe kürzlich selbst mit dem Studium der Schriften begonnen, und ich dachte, das sei ein schönes Thema für eine Unterhaltung…«
    Ich lache immer dann, wenn mir eine gute Lüge auffällt. Es ist ein gezwungener Laut, der niemanden, der mich wirklich kennt, täuschen wird, aber das Gesicht des Condes entspannt sich sofort. » Ich wollte Euer Gnaden nicht beunruhigen«, sage ich. » Es ist nur so, dass wir diese Studien absichtlich vertraulich behandeln. Wisst Ihr, bisher haben nicht viele Menschen davon erfahren, dass das Klosterarchiv von Basajuan während des Krieges beschädigt wurde. Nun versuchen wir gemeinsam, so viele Dokumente wie möglich zu restaurieren und sie teilweise, wo es nötig ist, ganz neu abzuschreiben.«
    Er nickt. » Es freut mich, das zu hören. Kleine Gesten werden sicher dazu beitragen, dass uns Königin Cosmé wohlwollend gegenübersteht. Und das ist ja schließlich sehr wichtig, da ihr Land zwischen uns und Invierne liegt.«
    » In der Tat.« Ich hebe mein Weinglas. » Auf ein wohlwollendes Verhältnis zwischen Basajuan und Joya d’Arena.«
    Alle heben ihre Gläser und wiederholen den Trinkspruch mit höflicher Erleichterung.
    » Wenn ich jedoch an Eurer Stelle wäre«, fährt der Conde überlegend fort, » dann würde ich das Archiv auf alle wichtigen Informationen über den Feuerstein durchforsten.«
    » Wieso das?«, fragt Ximena, und ich bin sicherlich nicht die Einzige, die den gefährlichen Unterton in ihrer Stimme wahrnimmt.
    » Nun, schon allein wegen des Animagus. Der sich als Märtyrer verbrannt hat. Invierne verlangt es immer noch verzweifelt nach diesem Stein. Ich muss gestehen, dass es mich brennend interessiert, warum das so ist. Und ich bin da nicht der Einzige. Die ganze Stadt redet darüber. Vielleicht sogar das ganze Land.«
    » Vielleicht hat man in Invierne Angst davor?«, schlägt Ximena vor. » Ihre Majestät hat einige ihrer mächtigsten Hexenmeister mit diesem Stein getötet.«
    Tristán zuckt die Achseln. » Seit zwei Jahrtausenden gibt es alle hundert Jahre einmal einen Träger und einen Feuerstein. Wieso sollten die Inviernos jetzt plötzlich zu so extremen Mitteln greifen?«
    Ich habe das Gefühl, dass ich etwas zu diesem Gespräch beisteuern sollte, aber ich weiß nicht, was. Sie reden über mich, über den wichtigsten Teil meines Lebens, als wäre ich nicht einmal anwesend. Wahrscheinlich gibt es überall im ganzen Land Unterhaltungen wie diese.
    Mein Feuerstein. Ich. Ein Gesprächsthema für die vertraute Runde. Wahrscheinlich ist es einfach so, dass ich als Königin damit leben muss, dass alle Menschen meinen, ein Anrecht auf ein Stück von mir zu haben.
    » Wisst Ihr, was ich glaube?«, fragt Lady Jada.
    » Nein, aber ich wüsste es gern«, erwidere ich aufrichtig.
    Sie hebt das Kinn. » Ich glaube, sie wollen dieses Land zurückhaben.«
    » Aha?«
    » Ich wäre eine schlechte Bürgermeistergattin, wenn ich nicht über die Geschichte unserer Stadt Bescheid wüsste«, erklärt sie affektiert. » Mein Tutor sagt, ein paar hundert Jahre, nachdem Gott die ersten Familien in diese Welt gebracht hatte, wurde eine der Familien unglaublich gierig und ehrgeizig, und sie raffte durch Ehen und Kriege Land und Bodenschätze an sich. Aber die anderen verbündeten sich gegen diesen Clan und vertrieben ihn. Die Menschen flohen in die Wildnis, Gottes Fluch lag auf ihnen, und sie wurden die Inviernos.– Sie wurden vertrieben«, betont sie noch einmal. » Jeder weiß, dass Brisadulce die schönste Stadt der Welt ist. Ich glaube, die Inviernos wollen sie zurück.«
    Ihre Geschichtskenntnisse entsprechen fast der Wahrheit, ihre Einschätzung unserer Hauptstadt hingegen nicht. Brisadulce ist ein isolierter Ort, auf allen Seiten von bedrohlichen Naturphänomenen eingeschlossen, und kann den Großteil seiner Versorgungsgüter nur durch Handel beziehen. Trotzdem ist es unsere Hauptstadt geblieben, aus Tradition und Geschichte und vielleicht auch aus Nostalgie. Aber das Land an sich, auf dem es liegt, hat wenig praktischen Nutzen, ist sogar beinahe wertlos. Wieso sollten die Inviernos es haben wollen, wenn sie genauso gut Puerto Verde oder die üppigen, wogenden Hügel der südlichen Besitzungen erobern könnten?
    Ernst sage ich: » Eine wohl durchdachte Theorie. Vielleicht haben Sie recht.«
    Ximena verschluckt sich an ihrem Wein.
    Der Küchenmeister tritt ein, gefolgt von Dienern, die Platten mit geschnetzeltem Hühnerfleisch,

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