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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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noch mehr Kissen. Hector wird sie brauchen.«
    Als sie davoneilt, sagt er: » Glaubt Ihr, dass Ihr schneller lernen werdet als Euer siebenjähriger Erbe?«
    » Wartet es ab.«
    Er grinst.
    Wir verbringen ein paar Minuten mit festen Tritten von beiden Füßen, und dann bringt er mir bei, wie man jemandem die Kniescheibe ausrenkt. Als Ximena uns unterbricht, tun mir die Hacken weh, die Wadenmuskeln brennen, die Schienbeine zittern, und die Narbe auf meinem Unterleib pocht vor Beanspruchung.
    Überrascht stelle ich fest, dass ich es richtig genossen habe. Spaßeshalber lasse ich meine Knöchel ein wenig kreisen und genieße das brennende Gefühl. Trotz meiner Erschöpfung fühle ich mich stark. Sogar mächtig. Und es war bisher immer angenehm, Zeit mit Hector zu verbringen, seit jenem Tag vor mehr als einem Jahr, als er eine einsame Prinzessin durch den Palast führte, damit sie sich ein wenig mehr zu Hause fühlen sollte. Ich hoffe, dass wir schon bald die nächste Übungsstunde haben werden.

10

    D ie Delegation von Vater Alentín und Königin Cosmé habe ich inzwischen so sehr vernachlässigt, dass es schon einer Beleidigung gleichkommt. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Alentín Ximena ruhig und leise dabei unterstützt, alles über den Feuerstein herauszufinden. Daher beschließe ich, ein kleines Abendessen in meinem privaten Speisezimmer zu geben, bei dem ich mich hoffentlich in der Runde alter Gefährten beim Austausch von Geschichten ein wenig entspannen kann und vielleicht auch die Leichtigkeit wiederfinde, die der Kontakt mit engen Freunden bringt.
    Der Haushofmeister besteht jedoch darauf, dass ich auch Conde Tristán und seinen affektierten Attaché einlade, außerdem Lady Jada, denn es wäre weise, mich ihrer Stimme im Quorum zu versichern; wenn wir nicht bald einen dauerhaften Ersatz finden, werde ich Lady Jada noch brauchen. Er hat recht– es ist strategisch gesehen eine gute Idee. Aber meine Vorfreude weicht nun wieder der Anspannung. Ich hatte mich so darauf gefreut, für einen Abend einmal nicht Königin sein zu müssen.
    Mit Berechnung komme ich als Letzte, da ich die Vorstellung nicht ertrage, leere Worthülsen von mir zu geben, während wir alle aufs Essen warten. Wie es in Joya d’Arena Sitte ist, versammeln wir uns um einen niedrigen Tisch und nehmen auf Kissen Platz. Nicht zum ersten Mal überlege ich, per königlichem Erlass zu verfügen, dass überall richtige Tische und Stühle angeschafft werden müssen.
    Hector und Ximena lassen sich links und rechts von mir nieder. Bei dem Gedanken, dass ich nicht einmal ein kleines privates Abendessen ohne ihre schützende Anwesenheit genießen kann, verdüstert sich meine Miene weiter.
    Ich nicke Vater Alentín und Belén zu, die am anderen Ende des Tisches sitzen. Lady Jada sitzt mir direkt gegenüber, und nachdem sie mich wärmstens begrüßt hat, geht sie sofort dazu über, Conde Tristán mit den Augen zu verschlingen, der den Platz neben ihr eingenommen hat. Aber der Conde merkt nichts davon, weil sein Blick wiederum, seit ich den Raum betreten habe, allein mir gilt und nicht von mir weicht.
    Seufzend greife ich nach meinem Glas mit Hagebuttenwein und bereite mich innerlich auf einen langen, langweiligen Abend vor. Wären Alentín und Belén allein hier, dann wüsste ich genau, was ich sagen und wie ich mich geben kann. Der Zorn, den ich ihnen gegenüber empfand, hat sich längst gelegt, und ich hatte mich auf die Vertrautheit mit ihnen sehr gefreut.
    Zu meiner Erleichterung eröffnet Conde Tristán das Gespräch. » Lady Ximena, wie kommt Ihr bei Euren spätabendlichen Studien im Kloster voran?«
    Die ganze Runde erstarrt. Beléns Gesicht wird so düster und gefährlich wie eine Gewitterwolke.
    Der Conde sieht sich bestürzt um. » Ich habe etwas Falsches gesagt, nicht wahr?«
    Lady Jada beruhigt ihn: » Oh, es ist sicher gar nichts. Wir müssen uns nur erst einmal alle ein wenig kennenlernen.« Sie wendet sich an mich. » Nicht wahr, Euer Majestät?«
    Mit tonloser Stimme sage ich: » Euer Gnaden, verratet mir bitte, wie Ihr von Ximenas Studien erfahren habt.«
    Er tauscht einen verwunderten Blick mit seinem Herold. » Ich gehe nachts oft spazieren, wenn alle anderen schon schlafen. In letzter Zeit bin ich oft zum Beten ins Kloster gegangen. Letzte Nacht sah ich dort Lady Ximena mit dem Botschafter von Basajuan.« Der Conde deutet mit einer Kopfbewegung zu Alentín. » Ich dachte nur… ich weiß, dass sie früher einmal Schreiberin in einem

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