Die Feuertaufe
auf dem Schiff sind, wird ihn der D-doktor b-behandeln. Hier können wir g-gar nichts machen.« Er verzog das Gesicht. »G-geschieht ihm g-ganz recht.«
»Das mag ja sein«, sagte Starkie und blickte zu Dancer hinüber, der den Leutnant am Rock festhielt, weil er eben beinahe über die Reling ins Meer gefallen wäre. »In Kürze werden wir ihn aber sehr nötig brauchen.«
Verwundert blickte Dancer ihn an. »Wieso denn? Wir können doch der Gorgo n signalisieren, und der Kapitän wird schon wissen, was zu tun ist.«
Starkie warf ihm einen trüben Blick zu. »Sie haben es nicht gemerkt. Der Wind hat nach Nordost gedreht. Ihr Schiff würde den ganzen Tag brauchen, um auf unsere Position zu kreuzen – das heißt, wenn Ihr Kapitän überhaupt weiß, was hier los ist.«
»Aber was hindert uns, Kurs auf die Gorgo n zu nehmen?«
beharrte Dancer.
»Ich bin ja nur Bootsmannsmaat«, erwiderte Starkie, »und froh, wieder in Freiheit und in Sicherheit zu sein; aber ich kenne die Kriegsmarine, und ich kenne die Kapitäne. Die Sandpipe r liegt in günstiger Position, den Feind anzugehen, oder ihm wenigstens bis zu seinem Schlupfwinkel zu folgen.« Er hob die Schultern. »Aber ohne Offiziere – da weiß ich nicht so recht. Für nutzloses Heldentum kriegt man in keiner Flotte eine Belohnung.«
»Wir segeln also nicht zur Gorgon ?« fragte Eden. Er sprach so leise, daß ihn alle erstaunt ansahen.
Bolitho fiel auf, daß er vor lauter Angst nicht einmal mehr stotterte. »Komm mal her zu mir, Tom«, sagte er. Er nahm den Knaben beim Arm und fragte ganz ruhig: »Was hast du mit Mr. Tergorren angestellt?«
Eden starrte das Deck an; seine Hände zuckten nervös. »Ich wußte, daß er sich selbst k-kuriert und sich M-medizin in den Wein tut. Auf einer Flasche in seiner K-kajüte steht's drauf. Vinu m Antimoni i – was mein V-vater immer bei G-gicht verordnet. Und da hab ich eine g-große Dosis in eine von seinen W-weinflaschen geschüttet. Er m-muß alles ausgetrunken haben, und noch eine ganze Flasche B-brandy obendrein«, schloß er verzweifelt.
Bolitho starrte ihn entsetzt an. »Du hättest ihn umbringen können«.
»A-aber ich dachte doch, wir k-kommen auf unser Schiff, verstehst du. Es sollte ihm d-doch bloß mal so r-richtig dreckig gehen, weil er so g-gemein zu dir war, und zu m-mir auch.« Er schüttelte traurig den Kopf. »Und nun sagst du, wir s-segeln noch nicht zur G - gorgo n zurück?«
Bolitho holte tief Atem. »Sieht jedenfalls so aus.«
Dancer stützte den Leutnant, der vom Schanzkleid wegtaumelte. »Zwei Mann her!« rief er. »Der Leutnant muß wieder in seine Kajüte geschafft werden.«
»Bin bloß neugierig, was jetzt werden soll«, sagte Bolitho. Wie eine Antwort darauf kam ein Ruf vom Ausguck: »Deck ahoi! Segel in Lee voraus!«
Sie stürzten an die Reling, aber in Lee lag das Meer noch in tiefem Schatten.
Bitter sagte Starkie: »Also liegen wir diesem Satan genau im Wind. Der steht genau zwischen uns und unserer Sicherheit.«
»Wie gut kennen Sie diese Küste?« fragte Bolitho, und es war, als stelle sich diese Frage ganz von selbst, ohne sein Zutun.
»Gut genug.« Starkie blickte starr auf den Kompaß nieder, wie um seine Gedanken zu sammeln. »Eine schlechte Küste, wenn man versuchen will, schneller als eine Fregatte zu sein.« Bolitho dachte an die Gorgon , die sich südlich zur Position der Sandpipe r befand. Vielleicht wußte der Kapitän noch nicht einmal, daß sie die Brigg genommen hatten, sondern glaubte, sie sei zusammen mit der Fregatte entkommen.
Eben sagte Starkie: »Wir hatten monatelang nach den Piraten gesucht; und Käpt'n Wade hatte von einem Genueser Handelsschiff gehört, daß sich in diesen Gewässern ein solches Schiff herumtreiben soll. Damals dachte der Käpt'n, es wäre nur ein kleines Schiff und tauge wahrscheinlich nicht viel. Doch dieser Pirat versteht sein Geschäft, glauben Sie mir! Er soll halb Franzose, halb Engländer sein; aber eins ist sicher: er hat sich mit irgendwelchen algerischen Korsaren zusammengetan, die vom Mittelmeer gekommen sind, um hier sowohl Sklave nschiffe als auch ehrliche Kauffahrer auszurauben.«
Mit einem Seitenblick auf Dancer fragte Bolitho gelassen weiter: »Sind es viele?«
»Reichlich genug. Als sie die Sandpipe r aufbrachten, waren sie gerade knapp an Leuten, aber jeden Tag kommen neue hinzu. Ganz egal, aus welchem Land und von welcher Rasse sie sind, Hauptsache, sie treten zum Islam über. Die Fregatte haben sie vor Oran aufgebracht.
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