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Die Feuertaufe

Die Feuertaufe

Titel: Die Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Sie war ein spanisches Schiff. Jetzt kommandiert sie dieser Jean Gauvin. Der ist regelrecht verrückt und hat vor nichts Angst. Früher saßen senegalesische Händler in dem Fort, aber ein algerischer Korsar, ein gewisser Rais Haddam, hat es ihnen weggenommen. Der hat auch unsere Offiziere umbringen lassen. Ganz langsam, und vor der gesamten Mannschaft. Es war fürchterlich anzusehen und anzuhören.«
    Niemand sagte etwas dazu, und Bolitho sah, wie sich in Starkies gebräuntem Gesicht der Schrecken widerspiegelte, so lebhaft, als sei eben erst geschehen, was er da berichtete.
    »Wir waren direkt unterhalb der Festung vor Anker gegangen. Es war ein schöner Tag, und die Mannschaft war vergnügt. Warum auch nicht in einem Monat würden wir auf dem Heimweg sein. Die Fregatte lag dicht bei uns, sie führte die spanische Flagge. Und auf dem Fort wehte die Flagge einer Handelsgesellschaft.« Starkie erschauerte. »Eigentlich hätte Käpt'n Wade Verdacht schöpfen müssen. Aber er war erst dreiundzwanzig und dienstgradmäßig eigentlich nur Leutnant. Wir setzten die Boote aus und gingen an Land, um dem Gouverneur der Insel unseren Besuch zu machen. Aber wir wurden sofort umzingelt, und die Batterie des Forts feuerte ein paar Schüsse rund um die Sandpiper , um der Wache zu zeigen, daß Widerstand zwecklos war. Nachdem dann das Abschlachten und Foltern vorbei war, hielt dieser algerische Korsar, Rais Haddam, uns paar Überlebenden eine Ansprache. Wenn wir das Schiff bedienten, würde er uns vielleicht leben lassen.« Er blickte zu Seite. »Gauvin war auch dabei, und als ein Midshipman zu protestieren versuchte, gab er Befehl, ihn zu töten. Sie haben ihn unten am Strand lebendig verbrannt.«
    »Mein Gott!« flüsterte Dancer.
    »Aye.« Starkie blickte an ihm vorbei auf die dunkle See.
    »Dieser Haddam hat sich den Abschaum der Menschheit unter seiner Flagge zusammengeholt.«
    Bolitho nickte. »Rais Haddam. Ich habe von ihm gehört – mein Vater und seine Freunde haben von ihm gesprochen. Seit Jahren machte er die algerische Küste unsicher, und jetzt hat er anscheinend sein Tätigkeitsfeld verlegt.« Er blickte zum bleichen Himmel hinauf. »Ich habe nie gedacht, daß ich mit dem einmal persönlich zusammengeraten würde.«
    Trübe sagte Starkie: »Keine Zeit für Verteidigungsvorbereitungen.«
    Bolitho blickte in die Gesichter der Umstehenden und sah nur Verzweiflung und Niedergeschlagenheit. Dancer war zu neu bei der Kriegsmarine, um etwas anderes zu empfinden. Starkie war von seiner Gefangenschaft her noch zu deprimiert, um mit Rat und Tat von Nutzen zu sein.
    »Dann müssen wir uns eben zum Angriff vorbereiten«, sagte Bolitho möglichst gelassen.
    Er dachte an Tergorren, der dank Edens schlimmem Streich vor Schmerzen und Trunkenheit nicht zu gebrauchen war. An Hope, der eine Pistolenkugel in der Schulter hatte und kaum noch atmete. An die Matrosen – manche waren von der plötzlichen Befreiung noch verwirrt, die anderen noch erschöpft von dem heißen Kampf auf eben diesem Deck.
    »Gauvins Schiff hat vierundzwanzig Kanonen gegen unsere vierzehn kleinen Quäker!« rief Starkie erschrocken aus.
    Dancer fragte: »Als sie mit der Sandpipe r die Barkentine nahmen – was wurde da aus der Mannschaft?«
    »Abgeschlachtet wie Schweine«, antwortete Starkie grimmig, »und dann über Bord!«
    »Soviel also zum Negativen«, sagte Bolitho. »Und jetzt: was können wir gegen Gauvin ausrichten?«
    Er ging nach Luv hinüber; das Sprühwasser prasselte ihm auf Hände und Gesicht. Dancer trat zu ihm.
    »Er wird wissen, daß die Gorgo n südlich von uns steht. Und er wird annehmen, daß wir wieder zu ihr wollen.«
    Bolitho blickte zu Starkie hinüber – ob man sich wohl auf sein Gedächtnis verlassen konnte?
    »Wenn wir kreuzen, Mr. Starkie wie dicht können wir an die Landspitze heran?«
    Starkie riß vor Schreck die Augen weit auf. »Zu dieser verfluchten Insel zurück, meinen Sie?«
    »Ich meine: auf sie zu. Das ist etwas anderes.«
    »Sehr gefährlich. Sie müssen das doch wissen, wenn Sie die Landspitze umrundet haben. Da sind massenhaft Riffe, und viele stehen noch nicht mal auf der Karte.«
    Im halben Selbstgespräch sagte Bolitho: »Vor Cornwall liegen ein paar Inseln – die Scillys heißen sie. Ein Bristoler Kauffahrer wurde dort im letzten Krieg von einem französischen Kaperschiff gejagt. Der Kaper war viel schneller, aber der Kapitän des Kauffahrers kannte die Küste und die Inseln sehr gut. Er segelte geradewegs über

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