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Die Feuertaufe

Die Feuertaufe

Titel: Die Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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ihn baumeln lassen.« Ärgerlich wandte er sich Eden zu. »Na, was haben Sie hier herumzuglotzen? Beim Kampf haben Sie nichts getaugt, wie ich höre. Haben wohl nach Ihrer Mama gejault, was? War keiner da zum Händchen halten, was?«
    »Nicht so laut, Sir«, sagte Bolitho, »die Leute hören zu.«
    »Und Sie hol' der Teufel für Ihre Unverschämtheit!« Tergorrens Stimmungen wechselten offenbar wie Gewitterböen. »Ich verbitte mir das!«
    Aber Bolitho blieb fest. »Mr. Eden ist beim Entern niedergeschlagen worden, Sir.« Er fühlte, daß ihn seine Vorsicht verließ und er im Begriff war, seine ganze Zukunft zu ruinieren. Aber er hielt Tergorrens brutalen Hohn gegen jemanden, der sich nicht wehren konnte, einfach nicht mehr aus. »Wie Sie sich erinnern werden, Sir, waren wir stark in der Minderzahl. Wir hatten auf Ihre Unterstützung gerechnet.«
    Tergorren starrte ihn an, als träfe ihn der Schlag. »Wollen Sie -«, er zupfte nervös an seiner Halsbinde -, »wollen Sie etwa andeuten, ich hätte zu spät geentert?« Er beugte sich vor, bis sein Gesicht nur ein paar Zoll von Bolithos Gesicht entfernt war. »Ja? Wollen Sie das?«
    »Ich habe nur sagen wollen, daß Mr. Edens Verhalten einwandfrei war, Sir. Er hatte seine Waffe verloren, und schließlich ist er erst zwölf Jahre alt, Sir.«
    Sie starrten einander an, blind und taub für alles, was um sie herum geschah.
    Dann nickte Tergorren ganz langsam. »Na schön, Mr. Bolitho. Sie werden mit in den Ausguck gehen, bis ich Gegenbefehl gebe. Bei der Rückkehr zum Schiff werde ich Sie wegen grober Insubordination in Arrest legen lassen.« Er nickte nochmals. »Wollen mal sehen, wie Ihrer feinen Familie das gefällt – he?«
    Bolitho fühlte sein Herz wie einen Hammer gegen seine Rippen schlagen. Er mußte es sich wieder und wieder vorsagen: Er will, daß ich ihn schlage. Er will, daß ich ihn schlage. Dann hätte Tergorren seine Absicht voll erreicht; und für Bolitho wäre es das Ende gewesen.
    »Sonst noch was, Sir?« Seine eigene Stimme klang ihm so fremd, daß er sie kaum erkannte.
    »Nein. Einstweilen nicht.« Der Leutnant fuhr herum, und die Männer, die starr und stumm, wie hypnotisiert, zugehört hatten, stoben bei der plötzlichen Bewegung auseinander wie erschreckte Kaninchen.
    Dancer blieb an Bolithos Seite, bis dieser an den Marswanten haltmachte. »Eine Gemeinheit war das«, sagte er wütend. »Am liebsten hätte ich ihn zu Boden geschlagen, Dick.«
    »Ich auch.« Bolitho schwang sich an einer Webeleine hoch und starrte zur Großrahe empor. »Und das wußte er auch ganz genau.«
    Unsicher entgegnete Dancer: »Mach dir nichts daraus. Immerhin haben wir die Brigg genommen. Das muß uns Kapitän Conway doch schließlich zugutehalten.«
    »Hoffentlich«, erwiderte Bolitho. »Mehr haben wir auch nicht zu bieten.« Er kletterte hoch. »Geh, Martyn, sonst stellt er auch mit euch noch was an.«
    Da hörten sie auch schon Tergorrens Stimme, die ihn im Dunkel suchte. »Wenn Sie fertig sind, Mr. Dancer, dann suchen Sie gefälligst einen Koch. Er soll in der Kombüse Feuer machen. Diese Kerls sehen aus wie Vogelscheuchen, und Dreck kann ich nicht leiden!«
    »Sofort, Sir«, rief Dancer zurück.
    Er blickte an den schwarzen Wanten hoch, aber Bolitho war schon verschwunden.

Mr. Starkies Bericht
    Richard Bolitho hielt sich an einer Pardune fest und beobachtete den Himmel. Zögernd erschien, dicht über dem Horizont, ein etwas hellerer Streifen. Kaum mehr als ein grauer Schimmer aber in ein paar Stunden würde es so heiß sein, daß einem fast das Hirn kochte.
    Er fühlte das Vibrieren und Schwanken des Mastes, als die Sandpipe r willig auf die sich füllenden Segel reagierte. Wie mochte es wohl den Verwundeten gehen? Besonders Leutnant Hope – würde er sich erholen oder seiner Verletzung erliegen? Unten auf dem engen Achterdeck und am Großmast konnte er mit Mühe ein paar Gestalten erkennen. Es kam ihm vor, als steige Essensgeruch aus der Kombüse herauf, und sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Er wußte gar nicht mehr, wann er zuletzt gegessen hatte, und immer wütender wurde er auf Tergorren, der ihn jetzt, zu allem anderen, hier oben auch noch hungern ließ.
    In einem hatte der Leutnant recht gehabt. Wenn die Kunde von dem Geschehen bis in Bolithos Elternhaus gedrungen war, dann würde Tergorrens Feindseligkeit und Unfairneß dabei nicht zur Sprache kommen. Seine Eltern würden genau das zu hören kriegen, was sie nach Tergorrens Absicht hören sollten,

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