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Die Feuertaufe

Die Feuertaufe

Titel: Die Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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gerade erbaut über Honors Entscheidung gewesen, sie während ihres Höflichkeitsbesuches bei Sektorengouverneurin Charnowska an Bord des Schiffes zurückzulassen.
    »Nicht jeder freut sich, bei einem offiziellen Hafenbesuch einen Baumkater zu sehen«, fuhr Honor fort, lehnte sich in ihrem eigenen Sessel zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich nehme dich mit, wenn ich noch einmal den Planeten besuche – falls es dann nicht ganz so offiziell ist. Aber ohne ausdrückliche Einladung der Gouverneurin, oder zumindest ihre Einwilligung, werde ich dich keinesfalls zu einer Besprechung mit ihr mitnehmen. Das ist eben eine von diesen Spielregeln, die wir beide akzeptieren müssen.«
    Die Art und Weise, wie Nimitz die Ohren anlegte, zeigte sehr deutlich, was er von diesen »Spielregeln« hielt. Und auch wenn Honor nicht die Absicht hatte, es ihm zu zeigen: Sie gab ihm durchaus recht. Nicht nur das, sie wünschte wirklich sehr, sie hätte ihn in ihrer Nähe haben können, damit er Charnowskas Emotionen während ihres Gesprächs schmeckte. Nachdem Honor und Nimitz nun schon so viele Jahre zusammen waren, verstand ihr Gefährte Standardenglisch besser als die meisten Menschen, denen sie bislang begegnet war. Zudem hatten sie sich einige Signale zurechtgelegt, und Honor konnte auch seine Reaktionen und seine Körpersprache bemerkenswert genau lesen. Dass sie auf diese Weise eine Menge über die Emotionen ihres jeweiligen Gegenübers erfahren hatte, war ihr schon manches Mal sehr hilfreich gewesen. Deswegen wäre es Honor wirklich recht gewesen, auf diese Weise etwas mehr über die Denkweise der Sektorengouverneurin zu erfahren.
    Sie wollte gerade noch etwas anderes zu ihrer Katz sagen, als ein leises, melodisches Klingeln zu hören war. Honor drückte auf den Knopf, der die Tür zu ihrem Besprechungsraum entriegelte. Das Türblatt glitt zur Seite, und Rose-Lucie Bonrepaux, Senior Steward der Hawkwing , trat ein. Chief Steward Bonrepaux war einige Jahre älter als Honor, mit rotblondem Haar, braunen Augen und ovalem Gesicht. Noch ohne ein einziges Wort von ihr gehört zu haben, musste Honor schon an den bemerkenswerten havenitischen Akzent des Chiefs denken. Ihren Eltern (beides Ingenieure) war die Flucht aus der Volksrepublik gelungen, als Bonrepaux noch keine fünf Jahre alt gewesen war. Anschließend hatten sie sich im Sternenkönigreich niedergelassen. Die ganze Familie Bonrepaux hatte die typische Loyalität und den charakteristischen Patriotismus entwickelt, der manchen auf Manticore Geborenen zu beschämen vermochte. Und obwohl der Steward erschreckend zierlich war – und ein gutes Dutzend Zentimeter kleiner als Honor –, war sie doch eine wahre Urgewalt, wenn es darum ging, sich an Bord des Zerstörers um die Lebensmittelverteilung zu kümmern.
    »Ich habe geholt, worum Sie mich gebeten hatten, Skipper«, erklärte sie jetzt.
    »Danke, Rose-Lucie«, erwiderte Honor. Der Steward stellte das große Plastiktablett, abgedeckt mit einer undurchsichtigen Glocke, auf dem Tisch ab.
    »Außerdem hat mich Commander Nairobi gebeten, Ihnen auszurichten, dass Lieutenant Janacek und sein Trupp innerhalb der nächsten fünfzehn Minuten zurück an Bord kommen«, fuhr sie fort.
    »Danke«, wiederholte Honor. Bonrepaux nickte und verließ das Besprechungszimmer wieder. Hinter ihr schloss sich die Tür, und Honor richtete den Blick erneut auf Nimitz.
    »Wie ich schon sagte«, erklärte sie ihm mit fester Stimme, »du bringst mich nicht dazu, irgendwelche Schuldgefühle zu entwickeln. Trotzdem …«
    Sie streckte den Arm aus und nahm die Glocke vom Tablett. Sofort richteten sich Nimitz’ Ohren wieder auf. Bonrepaux hatte einen ganzen Stapel Geflügelsalat-Sandwiches gebracht, wie Honor sie ganz besonders schätzte (und die ihr dabei halfen, all die Kalorien anzusammeln, die ihr genetisch modifizierter Stoffwechsel nun einmal benötigte). Neben dem Teller stand eine Flasche Old Tilman, so kalt, dass sie völlig beschlagen war. Doch außer den Sandwiches und dem Bier gab es da auch noch einen hübschen Stapel frisch geschnittener Selleriestängel.
    In einer fließenden Bewegung glitt Nimitz von der Rückenlehne des Sessels herab und stolzierte über den Tisch auf seine Gefährtin zu. Honor lachte leise in sich hinein. Alle Baumkatzen waren ganz versessen auf Sellerie, auch wenn weder Honor noch irgendein anderer Mensch jemals den Grund dafür herausgefunden hatte. Und bei Nimitz war diese Leidenschaft noch stärker

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