Die Feuertaufe

effizienter als irgendein anderer Teil der Konföderations-Regierung. Oder als verspürte die Regierung das brennende Bedürfnis, den Eindruck zu erwecken, vor der Besorgnis der Manticoraner um Piraterie einen Kotau zu machen. Zumindest ein Teil davon war ja auch durchaus verständlich, wenn man bedachte, wie die bisherige Geschichte dieser beiden Sternnationen verlaufen war. Und dass jemand etwas als nicht sonderlich dringend erachtete, war ja auch nicht gleichbedeutend mit der Weigerung, es überhaupt zu tun. Trotzdem gab es Augenblicke, in denen sich Honor sehnlichst wünschte, sie hätte seinerzeit Commodore Teschendorffs Angebot einfach angenommen. Mit einem hatte er auf jeden Fall recht gehabt: Es sah ganz danach aus, als würde sich das alles hier immens in die Länge ziehen!
    Nicht, dass das ausschließlich schlecht wäre. Honor hatte tatsächlich den meisten ihrer Leute Zeit für einen Landgang zugestehen können, und ihr Versorgungsoffizier, Lieutenant Junior-Grade Ottomar Mason, hatte nicht nur Proviant aufnehmen lassen, sondern auch manches andere aufgetrieben, was an Bord in entschieden zu geringer Stückzahl verfügbar gewesen war. Honor war froh, dass ihm das gelungen war. Aber noch mehr beruhigte es sie, dass ihren Besatzungsmitgliedern ein wenig Freizeit auf der Planetenoberfläche dieser Welt vergönnt war. Jedem, der einen Großteil seiner Zeit in der abgeschlossenen Umgebung eines Sternenschiffs verbrachte, tat es schlichtweg gut, wieder einmal echte frische Luft einatmen zu können, vielleicht sogar über einen Strand zu spazieren oder ein bisschen Sonne zu tanken – genau das hatte Taylor Nairobi erst an diesem Morgen Honor gegenüber angesprochen.
    »Wenn ich mich nicht täusche, Skipper«, sagte er, nachdem er seinen Tagesbericht vorgelegt hatte, »konnte mittlerweile jeder an Bord der Hawkwing den Planeten besuchen – mit Ausnahme von Ihnen.«
    »Unfug«, hatte sie ihm widersprochen. »Ich war doch schon drei- oder viermal dort unten.«
    »Und jedes Mal ging es um ein Gespräch mit der Gouverneurin oder irgendeinen anderen offiziellen Termin«, gab Nairobi zu bedenken. »›Freizeit‹ würde ich das nicht gerade nennen, Skip.«
    »Aber …«
    »Keine Ausreden.« Nairobis gestrenger Tonfall verlor angesichts des Funkelns in seinen Augen ein wenig von seiner Wirkung. »Sagen Sie einfach nur: ›Ja, Eins-O, ich denke, da haben Sie recht. Und wenn ich mich dort unten ein bisschen mit der einheimischen Küche befasse, kann ich auch gleich nach einem neuen Kochbuch für die Sammlung meines Vaters Ausschau halten.‹«
    Honor hatte schon den Mund geöffnet, um zu protestieren, schließlich hatte sie noch entschieden zu viel Papierkram zu erledigen, um sich jetzt einfach so amüsieren zu dürfen. Doch dann schloss sie den Mund wortlos wieder. Zum einen hatte Nairobi wirklich nicht unrecht. Sie hatte es genauso nötig wie jeder andere an Bord, zumindest ein wenig Zeit auf einem echten Planeten zu verbringen, auf dem es echte Pflanzen und dergleichen gab. Zweitens hatten tatsächlich sämtliche ihrer bisherigen Reisen auf die Planetenoberfläche rein dienstliche Gründe gehabt, und so hatte Nimitz den Planeten bislang noch nicht ein einziges Mal betreten. Trotz allem, was sie ihrem Gefährten nach diesem Anstandsbesuch bei Sektorengouverneurin Charnowska gesagt hatte, brauchte Nimitz sie nicht einmal kläglich anzuschauen, um in Honor ernstliche Schuldgefühle aufsteigen zu lassen. Sie durfte ihm das Vergnügen, einen neuen Planeten kennenzulernen, nicht einfach vorenthalten. Wenn es schon für Menschen dringend notwendig war, sich von Zeit zu Zeit außerhalb einer rein künstlich geschaffenen Umgebung aufzuhalten, dann galt das für Baumkatzen mit ihren empfindlichen Sinnesorganen erst recht. Und das letzte Argument, das ihr Eins-O vorgebracht hatte, war auch nicht dumm: Im Laufe der Zeit war den meisten von Honors Offizieren aufgefallen, dass sie tatsächlich stets auf der Suche nach einem neuen Kochbuch für ihren Vater war.
    Und deswegen steuerte Honor an diesem regnerischen Frühlingstag den Melchior Rajmund and Emiliá Reginá Stankiewicz Interstellar Airport an – der aus recht offensichtlichen Gründen meist nur als »Capital Spaceport« bezeichnet wurde.
    »Na, wenn das nicht Commander Harrington ist!«
    Erstaunt drehte sich Honor um. Ihre Mandelaugen weiteten sich, als vor ihr niemand anderer stand als Commodore Mieczyslaw Teschendorff.
    Honor musste feststellen, dass er zu den