Die Feuertaufe
zugeschaut, wie der Baumkater sein Mahl mit untadeligen Tischmanieren verspeiste. Ihr Kellner schien von diesem ungewöhnlichen Tischgast ebenso fasziniert zu sein.
Letztendlich war es eines der angenehmsten Essen, die Honor jemals auf silesianischem Territorium erlebt hatte, und Teschendorff erwies sich als äußerst angenehmer Tischgenosse. Er stellte tatsächlich viele Fragen – allesamt intelligent, wohldurchdacht und ohne jegliche Aufdringlichkeit –, sowohl zu Nimitz selbst als auch zu den Medusianern, den Bewohnern des einzigen Planeten mit Stickstoff-Sauerstoff-Atmosphäre im Basilisk-System. Und im Gegensatz zu vielen anderen Silesianern, die Honor bislang kennengelernt hatte, schien Teschendorff auch ebenso bereit, im Gegenzug Fragen über seine eigene Sternnation zu beantworten. Natürlich achtete Honor sorgsam darauf, keine Fragen zu stellen, die ihn vielleicht hätten kränken oder beleidigen können. Doch zu mehr als einer Gelegenheit sprach der Commodore letztlich verschiedene Aspekte der Instabilität der gesamten Konföderation an, und das mit einer schonungslosen Offenheit, die Honor von einem silesianischen Offizier schlichtweg nicht erwartet hätte.
Das alles führte dazu, dass Honor sein Angebot, ihr die Verantwortung für die Evita abzunehmen, letztendlich gänzlich neu bewertete.
»Also, Commander«, sagte Teschendorff schließlich, »ich habe dieses Gespräch ebenso genossen wie Ihre Gesellschaft, aber leider habe ich jetzt noch einen Termin.«
Er faltete seine Serviette zusammen, legte sie auf den Tisch und stand auf. Auch Honor wollte sich schon erheben, doch mit einer Handbewegung bedeutete ihr der Commodore, sitzen zu bleiben.
»Sie brauchen jetzt wirklich nicht fortzulaufen, Commander Harrington«, erklärte er ihr lächelnd. »Ich weiß, dass Sie gesagt hatten, Sie seien keine Weinkennerin, aber es gibt hier einen Orangenblüten-Muskateller, den Sie wirklich noch probieren sollten.«
»Commodore, Sie sind entschieden zu großzügig …«, setzte Honor an, doch Teschendorff schüttelte nur den Kopf, und sein Lächeln wurde noch breiter.
»Sie und Nimitz haben sich so viele Fragen von mir gefallen lassen, dass ich tief in Ihrer Schuld stehe«, erklärte er schließlich. »Außerdem habe ich die Absicht, die Rechnung für unser Mahl offiziell einzureichen – mein Budget sieht schließlich auch Berufsausbildung und Geschäftskontakte vor.«
Kurz blickte Honor ihn an, dann zuckte sie mit den Schultern und erwiderte sein Lächeln.
»Also gut, Sir! Ich bin zwar nach wie vor der Ansicht, Sie seien zu großzügig, aber ich bin gierig genug, dieses freundliche Angebot trotzdem anzunehmen.«
»Gut! Es war mir eine Freude, Commander. Ich hoffe, wir sehen einander wieder.«
Er deutete eine Verneigung an, dann wandte er sich um und ging davon. Auf dem Weg zum Ausgang blieb er noch einmal kurz stehen und sagte irgendetwas zu einem Kellner.
Einen Augenblick später trat der Kellner an Honors Tisch und reichte ihr zur Begutachtung eine Flasche Wein. Dann öffnete er sie, und Honor durchlief das ganze Ritual – Riechen, Probieren, Gutheißen –, als wüsste sie tatsächlich, was sie da eigentlich tat.
Genau wie alle anderen von Teschendorffs Empfehlungen, erwies sich auch diese als ausgezeichnet. So ließ sich Honor in ihrem Sessel zurücksinken und blickte auf den Garten hinaus, während sie den Wein genoss. Der Regen hatte aufgehört, nun brachen die ersten Sonnenstrahlen durch die allmählich aufbrechende pechschwarze Wolkendecke. Sie funkelten auf dem regennassen Straßenpflaster und ließen die Blumenbeete und Büsche in den buntesten Farben aufleuchten.
Honor bereitete sich gerade darauf vor, das Chez Fiammetta’s zu verlassen – nicht ohne ein gewisses Bedauern –, als der Kellner erneut an ihren Tisch herantrat.
»Benötigen Sie sonst noch etwas, Commander Harrington?«, erkundigte er sich.
»Nein danke«, erwiderte sie lächelnd. »Wirklich nicht. Sie haben sich hervorragend um Nimitz und mich gekümmert.«
»Sehr gerne geschehen, Ma’am«, gab er zurück und neigte den Kopf dann fragend ein wenig zur Seite. »Bitte entschuldigen Sie«, fuhr er dann fort, »aber ich konnte nicht umhin, einzelne Fetzen Ihres Gesprächs mit dem Commodore mitanzuhören, insbesondere, was Ihren Gefährten betrifft.« Er nickte zu Nimitz hinüber. »Ich war davon ausgegangen, Sie seien Manticoranerin. Aber nach dem, was Sie über Baumkatzen erzählt haben und wo sie herkommen, stellt sich mir
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