Die Feuertaufe
sollte den heutigen Tag damit verbringen, eines der Restaurants aufzusuchen, die mir auf ganz Jasper am besten gefallen. Ich war eine Zeit lang hier stationiert, wissen Sie?«
»Nein, Sir«, erwiderte Honor (nicht ganz wahrheitsgemäß). »Das wusste ich nicht.«
»Und ich muss sagen, ich bin zu dem Ergebnis gekommen, was die Küche betrifft, ist Jasper den meisten anderen Welten überlegen. Hatten Sie bereits Gelegenheit, die örtliche Küche kennenzulernen?«
»Leider nicht.« Honor lächelte. »Tatsächlich sind Nimitz und ich« – als sie den Namen erwähnte, deutete sie kurz auf die Katz – »gerade auf dem Weg, dieses Versäumnis auszubügeln.«
»Tatsächlich? Hatten Sie schon ein bestimmtes Restaurant im Auge?«
»Noch nicht, Sir.«
»Also, ich hoffe, Sie vergeben mir, wenn ich das so unverblümt ausdrücke, aber bei den meistens unserer Restaurants – einschließlich leider praktisch aller ›gehobeneren Etablissements‹ – könnten Sie Schwierigkeiten bekommen, überhaupt eingelassen zu werden. Die meisten Einheimischen werden darauf bestehen, dass auf Ihrer Schulter ›ein Haustier‹ sitzt.«
Gequält verzog Honor das Gesicht, als der silesianische Commodore sie daran erinnerte, wie die meisten Menschen über Baumkatzen dachten. Nicht, dass Honor nicht schon des Öfteren selbst vor genau diesem Problem gestanden hatte. Sogar in manchen Restaurants auf Manticore erlebte man dergleichen.
»Ich hatte mir gedacht«, fuhr Teschendorff fort, bevor Honor noch etwas erwidern konnte, »dass ich bislang nie Gelegenheit hatte, eine Baumkatze kennenzulernen. Wenn Sie und … – Nimitz, richtig? – nichts dagegen hätten, dass ich diese Gelegenheit hier beim Schopfe ergreife, dann wäre es mir eine Freude, Sie als meinen Gast in eines meiner persönlichen Lieblingsrestaurants zu führen. Ein Restaurant, bei dem ich recht zuversichtlich bin, dass meine eigene bescheidene Unterstützung des Hauses die Geschäftsführung dazu bewegen wird, Nimitz als eigenständigen Gast anzusehen, nicht als Haustier eines Gastes.«
Nachdenklich blickte Honor den Commodore an. Sie spürte Nimitz’ Gewicht auf ihrer Schulter und fragte sich dabei, was genau sich wohl hinter dieser Einladung verbarg. Es war möglich, dass es Teschendorff tatsächlich nur um genau das ging, was er gerade angesprochen hatte. Andererseits hatte Honor mittlerweile nur allzu oft die Erfahrung machen müssen, dass es im Universum nur sehr selten derart geradeheraus zuging. Und dass Nimitz den silesianischen Offizier die ganze Zeit über äußerst aufmerksam beobachtete, ließ vermuten, dass der Kater diesen Teschendorff als ebenso faszinierend empfand, wie das umgekehrt der Fall zu sein schien. Das wiederum warf natürlich reichlich hochinteressante Fragen auf.
Aber wenn Teschendorff tatsächlich irgendeinen tieferen Beweggrund für sein Handeln hatte – oder zumindest einen Grund, der bislang noch nicht offen ausgesprochen worden war –, dann gab es nur eine Möglichkeit herauszufinden, was dahinterstecken mochte: Nimitz und Honor müssten diese Einladung annehmen. Abgesehen davon hatte ein Offizier ihres eigenen, recht beachtlichen Ranges nicht jeden Tag Gelegenheit, einen sogar noch ranghöheren Offizier einer fremden Sternnation näher kennenzulernen.
»Dann, Sir«, hörte Honor sich sagen, »wäre es Nimitz und mir eine Ehre, diese Einladung anzunehmen.«
Das Restaurant, für das sich Commodore Teschendorff entschieden hatte, trug den Namen »Chez Fiametta’s del Shenyang«. Honor war wahrlich keine Linguistin, doch dieser Name erschien ihr doch noch mehr aus verschiedenen Kulturen zusammengemischt, als das ohnehin üblich war. Deswegen hatte sie auch gewisse Zweifel, als sie zusammen mit Nimitz Teschendorff über einen antiken Bürgersteig aus regenfeuchten Ziegeln folgte und schließlich eine relativ bescheidene Eingangstür erreichte.
Es überraschte Honor nicht im Mindesten, als der Oberkellner beide Augenbrauen hob und sofort zu einem Protest ansetzte, kaum dass er Nimitz sah. Doch hätte Honor zu diesem Zeitpunkt noch Zweifel daran gehabt, dass Teschendorff tatsächlich ein Stammgast dieses Etablissements war, dann hätte die Leichtigkeit, mit der sich der Oberkellner von seinem Protest abbringen ließ, ohne dass der Commodore allzu viel »erklären« musste, sie endgültig überzeugt. Honor hatte nicht gesehen, dass bei diesem kurzen Gespräch Geld den Besitzer gewechselt hätte, und doch saßen sie nach nur wenigen Minuten
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