Die Feuertaufe
bloß weil ein einfacher Commander einen solchen Einsatz empfiehlt – und dann auch noch ein Commander, der freundschaftlich mit Ballroom-Terroristen verkehrt! So etwas muss peinlich genau geplant und begründet werden, und sei es auch nur der Form halber. So, wie Sie sich das vorstellen, läuft das einfach nicht!
Andererseits: Falls Charnowska wirklich nichts davon weiß, dann ist es meine Pflicht, sie darüber zu informieren. Und falls sie sehr wohl davon weiß – falls sie sogar selbst in die ganze Angelegenheit verwickelt ist –, dann könnte sie zu dem Schluss kommen, es sei an der Zeit, ein wenig Schadensbegrenzung zu betreiben und das Ganze enden zu lassen, bevor die Admiralität einseitig dagegen vorgehen kann.«
Mathesons Gesichtsausdruck zeigte unmissverständlich, wie er darüber dachte: Sollte Honor ernstlich glauben, Charnowska würde etwas Derartiges tun, dann sollte ein gewisser manticoranischer Commander doch besser nicht frei in der Gegend herumlaufen – zumindest nicht ohne Aufpasser, der ihn den Sabber vom Kinn wischt. Honor rechnete schon damit, dass Matheson das auch offen aussprechen würde, doch stattdessen zuckte er nur die Achseln.
»Ich glaube nicht, dass das irgendetwas bringen wird«, erklärte er freimütig. »Andererseits: Wenn Sie denken, genau das sei Ihre Pflicht, dann werden Sie zweifellos auch entsprechend handeln. Aber ich hoffe doch, Sie behandeln die Herkunft dieser Informationen vertraulich.«
Fragend hob er beide Augenbrauen, und Honor nickte ihm knapp und ein wenig verärgert zu. Natürlich würde sie Charnowska niemals berichten, woher Sie diese Informationen hatte!
»Verzeihung«, entschuldigte er sich, als er dieses Nicken vollkommen richtig deutete. Dann zuckte er erneut die Achseln.
»Wie ich schon sagte, ich bin mir sicher, Sie werden tun, was Sie für richtig halten. Zugleich bin ich mir jedoch ebenso sicher, dass das überhaupt nichts bringen wird.« Er schob eine Hand in die Tasche und zog einen kleinen Papierzettel hervor. Darauf stand in Handschrift eine Com-Nummer. »Falls ich mit meinen Vermutungen richtigliege und falls Sie zu dem Schluss kommen sollten, Sie würden darüber erneut mit mir sprechen wollen, dann rufen Sie diese Nummer an – von einer Bodenstation aus, bitte!« Mit dem Kinn deutete er auf den See, über den immer noch die kleinen Modellboote flitzten. »Fragen Sie nach Betsy, und erwähnen Sie die Boote hier auf dem See! Vielleicht wollen Sie ihr ja sogar eines abkaufen.«
Er blickte Honor fest in die Augen und streckte ihr den Zettel entgegen. Als sie danach griff, stand Matheson auf.
»Viel Glück, Commander«, sagte er und spazierte fröhlich pfeifend davon.
»Guten Morgen, Commander Harrington!«
Sektorengouverneurin Charnowskas Lächeln war ebenso freundlich wie bei ihrer ersten Begegnung, doch irgendwie erschien es Honor dieses Mal weniger herzlich. Vielleicht lag es daran, dass Honor diesmal Nimitz zu der Besprechung mitgenommen hatte. Natürlich mochte Charnowska zu den Menschen gehören, die Haustiere einfach nicht leiden konnten. Doch wenn Honor hätte raten müssen, dann wäre sie davon ausgegangen, die Verärgerung der Gouverneurin rühre weniger von einer Abneigung allen Haustieren gegenüber her als von der Tatsache, dass ihre Besucherin nicht einmal gefragt hatte, ob sie besagtes Haustier mitbringen dürfe.
Aber vielleicht hat es auch überhaupt nichts mit Nimitz zu tun. Vielleicht liegt es ja daran, dass sie mich insgeheim im Auge behält und es ihr überhaupt nicht passt, mit wem ich in letzter Zeit gesprochen habe. Na, lässt das nicht alle möglichen, höchst interessanten Überlegungen zu?
»Guten Morgen, Gouverneurin Charnowska!«, erwiderte Honor freundlich und schüttelte die ihr dargebotene Hand. Dann deutete sie mit der linken auf ihren Gefährten. »Ich glaube, Nimitz haben Sie noch nicht kennengelernt, Ma’am, nicht wahr?«
»Nein, tatsächlich nicht«, bestätigte die Gouverneurin. Innerlich nickte Honor. Charnowskas Tonfall hatte ihr zumindest eine Frage bereits beantwortet. Die Gouverneurin war ganz offensichtlich der Ansicht, Honor habe ihr gerade ein einfaches Haustier »vorgestellt«. Charnowska war ganz offenkundig bereit, sich freundlich zu verhalten und angemessene Höflichkeit walten zu lassen, doch es war offenkundig, dass sie – anders als Teschendorff – keine Ahnung hatte, dass Baumkatzen die auf Sphinx heimische vernunftbegabte Spezies waren.
Und sie wusste auch nichts von den ihnen
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