Die Feuertaufe
worden war, hatte Honor nicht erwartet, seine offizielle Depesche werde etwas enthalten, was sie in irgendeiner Weise entlastete. Das wäre dem Commodore schließlich gar nicht möglich gewesen. Er hatte ohnehin schon riskiert, sich viel zu viele einflussreiche Feinde zu machen, vor allem angesichts von Sektorengouverneurin Charnowskas offensichtlicher Beteiligung an dieser ganzen Sache. Für Honor konnte er hier rein gar nichts tun. Das wusste sie, und sie konnte ihm auch nichts von dem vorwerfen, was seit dem Angriff auf die Plattform geschehen war. Wie auch immer letztendlich die Konsequenzen für Honor ausfallen mochten – und dass es so lange gedauert hatte, bis der Erste Raumlord sie zu sich rief, sah sie als sehr schlechtes Omen –, Honor verstand genau, warum Teschendorff in dieser Art und Weise gehandelt hatte. Und sosehr Honor auch damit rechnete, dass das nun Folgende schmerzen würde, war sie doch zu dem Schluss gekommen, ihre Karriere aufgeben zu müssen sei ein Spottpreis dafür, derart viele Leben gerettet zu haben.
Nachdem ihre Berichte im Sternenkönigreich eingetroffen waren, kamen die Befehle sehr rasch. Die Hawkwing wurde für eine lang überfällige und wohlverdiente (aber doch wundersam beschleunigte) Generalüberholung zu Ihrer Majestät Raumstation Hephaistos geschickt. Die Besatzung des Zerstörers erhielt drei Wochen Landgang, das jedoch erst, nachdem jedes einzelne Besatzungsmitglied unmissverständlich darauf hingewiesen worden war, die Gründe für die Verkürzung Ihrer aktuellen Verwendung unterlägen strengster Geheimhaltung. Sie sollten mit niemandem darüber sprechen – schon gar nicht mit den Medien –, bis die Navy ihre eigene Untersuchung dieses Zwischenfalls abgeschlossen hätte.
Das Gleiche hatte ein Captain Senior-Grade des Judge Advocate General auch Honor selbst erklärt. Der Vertreter des Militärjustizwesens hatte ruhig, aber mit Nachdruck gesprochen. Anschließend hatte man auch Honor »auf Landgang« geschickt. Niemand hatte Worte wie »mögliche Anklage« oder »Untersuchungskommission« fallen lassen, doch Honor hatte trotzdem begriffen, dass sie eben nur unausgesprochen geblieben waren. Und im Großen und Ganzen war das Auftreten des JAG-Captains nicht sonderlich vielversprechend ausgefallen … gelinde gesagt.
Zunächst hatte Honor noch versucht, ihren Eltern – und möglicherweise auch sich selbst – einzureden, alles werde gut werden, wenn die ganze Lage erst einmal geklärt wäre. Dass man Honor ausdrücklich angewiesen hatte, über diesen Zwischenfall Stillschweigen zu bewahren, hatte ihr natürlich jegliche Möglichkeit genommen, mit ihren Eltern über das zu reden, was ihr auf der Seele lag. Doch sie wusste, dass ihre Mutter und – vor allem – ihr Vater, der schließlich selbst bei der Navy gewesen war, keine großen Schwierigkeiten hatten zu begreifen, dass irgendetwas nicht stimmte. Dr. Alfred Harrington hatte lange genug gedient, um genau zu wissen, dass derartige Verwendungen nicht bloß aus einer Laune heraus verkürzt wurden, und dass die planmäßige Überholung eines Sternenschiffs üblicherweise nicht fast ein ganzes T-Jahr vorgezogen wurde, solange nicht ein ernstzunehmendes technisches Problem vorlag. Doch sosehr die Neugier sie auch plagen mochte – und auch die Sorge um ihre Tochter –, hatten er und Honors Mutter sorgsam all jene Fragen vermieden, von denen sie schon rasch begriffen hatten, dass Honor sie nicht beantworten durfte.
Ihre stillschweigende Unterstützung tat Honor sehr gut, aber die Tage zogen sich endlos dahin. Während sie zu Wochen wurden, ohne dass von der Admiralität auch nur das Geringste zu hören war, sank Honor der Mut doch sichtlich. Jeder, der jemals an Bord eines Schiffes Ihrer Majestät gedient hatte, war es gewohnt, auf Meldungen zu warten. Doch das lag gemeinhin nur daran, dass es nun einmal seine Zeit dauerte, bis Nachrichten all die vielen Lichtjahre zurücklegten. Es lag nicht daran, dass man nur zu Hause herumsaß und versuchte, sich mit allerlei Dingen abzulenken – lange Wanderungen, Drachenfliegen, Segeln –, während man darauf wartete, dass das Damoklesschwert endlich herabfiel. Schlimmer noch: Während die Wartezeit länger und länger wurde, verflog mehr und mehr Honors Hoffnung, die Ergebnisse, die der Einsatz der Hawkwing gezeitigt hatte, könnten die langfristigen Konsequenzen ihres Handelns in irgendeiner Weise lindern.
Und dann, am vorgestrigen Tag, war die Vorladung zur Admiralität
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