Die Feuertaufe
Konsequenzen Ihres Handelns – zumindest die Konsequenzen für andere – ganz und gar in Übereinstimmung mit den wichtigsten Traditionen der Royal Navy stehen. Das mag Ihnen im Augenblick als ein schwacher Trost erscheinen, Commander Harrington. Aber ich hoffe, dass Sie sich irgendwann in der Zukunft daran erinnern werden, dass ich derart denke. Und es gibt viele andere bei Ihrer Majestät Navy, die ganz gewiss ebenso denken werden, sollten Sie jemals von Ihren Taten in Silesia erfahren.«
»Ich danke Ihnen, Sir«, brachte Honor heraus und war erstaunt, wie ruhig ihre Stimme doch klang.
»Es wird keinen Verweis in Ihrer Akte geben, Commander. Ihr Entsatz wird schlichtweg als Verwaltungsentscheidung dargestellt werden, um die beschleunigte Generalüberholung der Hawkwing zu ermöglichen. Wenn Sie mein Büro verlassen haben, melden Sie sich umgehend beim Bureau für Personal. Dort wird man Ihnen die Papiere zum Abschluss Ihrer derzeitigen Verwendung aushändigen, und anschließend wird Ihr Name auf der Liste der Offiziere erscheinen, die auf eine Versetzung warten.«
»Jawohl, Sir.«
Die werden das wirklich alles verschwinden lassen, als hätte es nie stattgefunden , dachte Honor verbittert. Nicht einmal ein offizieller Verweis, um zu erklären, warum man ihr das Kommando über die Hawkwing entzogen hatte – und warum Sie den Rest ihrer Karriere bei der Navy, der ihr vielleicht noch verbleiben würde, aufs Trockene gesetzt bliebe … auf Halbsold, wie nur allzu viele andere Offiziere, die im Dienste Ihrer Majestät nicht den Ansprüchen genügt hatten.
»Das wäre dann alles, Commander.«
»Jawohl, Sir.«
Sofort nahm Honor wieder Haltung an, dann wandte sie sich wie mechanisch der Tür zu, durch die sie dieses Büro betreten hatte. Sie hatte gerade erst einen einzigen Schritt getan, als Webster erneut das Wort ergriff.
»Einen Moment noch, Commander.«
»Sir?«
Sie drehte sich wieder zu ihrem Vorgesetzten um, und er runzelte die Stirn.
»Wenn ich mich richtig erinnere, war einer Ihrer Ausbilder an der Kadettenanstalt Admiral Courvoisier, oder?«
»Jawohl, Sir, das stimmt.«
Honor fragte sich, ob man ihr die immense Verwirrung wohl ansah. Webster verzog das Gesicht.
»Leider gehört Admiral Courvoisier zu den Offizieren, die über diese ganze bedauerliche Angelegenheit vollständig informiert werden mussten«, erklärte er Honor. »Angesichts des Endergebnisse mag Sie das vielleicht erstaunen, aber bevor die Entscheidung gefallen ist, wie wir auf die Protestnoten der Konföderation reagieren sollten, habe ich meinen Stab angewiesen, das Gespräch mit so vielen Ressortoffizieren wie möglich zu suchen, die Sie persönlich kennen. Ich hatte gehofft, auf diese Weise einen besseren Einblick in Ihre Beweggründe zu erhalten … und vielleicht auch Hilfe dabei zu finden, in ihrem Falle zu einer Entscheidung zu kommen, die zumindest ein gewisses Maß an Fairness mit den Bedürfnissen der Navy kombiniert.«
Honors Kiefermuskeln spannten sich an. Sie wollte nicht einmal wissen, wie ihr alter Mentor wohl auf diese Schande reagiert hatte.
»Ich erwähne das Ihnen gegenüber, Commander«, fuhr Webster fort, »weil ich im persönlichen Gespräch mit Admiral Courvoisier von ihm erfahren habe, wie sehr er es bedauert, dass Sie in derartige Schwierigkeiten geraten sind. Ich dachte, Sie würden vielleicht wissen wollen, dass er sich sehr leidenschaftlich für Sie eingesetzt hat. Er ist der Ansicht, Sie hätten niemals etwas anderes getan, als vollständige Hingabe zu zeigen: Sie hätten ausschließlich an ihre beruflichen Pflichten gedacht, an die Männer und Frauen unter Ihrem Kommando, an die Navy und an die Ehre des Sternenkönigreichs von Manticore. Und er betont ausdrücklich, dass nichts von alledem, was sich aufgrund Ihrer Entscheidungen und Ihres Handelns in Casimir ereignet hat, auch nur das Geringste an seiner Einschätzung Ihrer Person gegenüber ändert.«
»Dank … danke, Sir!«
Zu ihrem eigenen Entsetzen klang Honors Stimme jetzt rau, fast schon brüchig. In ihren Augen brannten die unvergossenen Tränen, die selbst der Verlust Ihrer Karriere nicht hatte freisetzen können. Wenigstens der Admiral wusste Bescheid. Wenigstens er verstand sie. Dieses Wissen war Honor unendlich kostbar.
Webster richtete seinen Sessel wieder zur Gänze auf.
»Noch etwas, Commander«, sagte er.
»Sir?«, fragte Honor, als der Erste Raumlord nicht weitersprach.
»Wie ich schon sagte, habe ich persönlich mit Admiral
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