Die Feuertaufe
erster Generation zu widerstehen vermochte. Jene frühen Prototypen mit ihrer Masse von mehreren Tausend Tonnen waren als Waffen gänzlich unwirtschaftlich, doch die Testergebnisse gaben den Ausschlag, in diese neue Technologie zu investieren. Diverse Versuchsreihen zahlreicher Forschungsgruppen, insbesondere auf Beowulf in der zu diesem Zeitpunkt noch jungen Solaren Liga, führten schon bald zu kleineren, deutlich praktikableren Antrieben. Militärs überall in der Galaxis erkannten rasch die Möglichkeiten, die sich dank dieser neuen Technologie ergaben. Das Zeitalter der impellergetriebenen Rakete war angebrochen.
Die ersten Raketen dieser Bauweise waren groß und kostspielig. Selbst die größten Schiffe vermochten nur äußerst eingeschränkte Stückzahlen mit sich zu führen, doch ein einzelner Treffer garantierte praktisch die völlige Zerstörung des jeweiligen Zielobjektes. Diese frühesten Raketen verfügten noch nicht über Gefechtsköpfe. Vielmehr wurden die Raketen so gezielt, dass sie zwischen den beiden Ebenen des Impellerkeils ihres Zielobjektes hindurchschlüpfen und dann das Ziel mit ihrem eigenen Keil direkt treffen konnten. Damals wie heute gab und gibt es kein bei der Konstruktion von Sternenschiffen verwendetes Baumaterial, das den direkten Kontakt mit einem Impellerkeil überstünde. Erwähnte Raketen ohne Gefechtskopf wurden etwa ein Jahrzehnt lang verwendet und führten dazu, dass die Forschungsabteilungen diverser Sternnationen die erste Generation der auf Gravitationskräften basierenden Seitenschildgeneratoren entwickelten. Diese Generatoren waren leistungsstark genug, um den Antrieb einer einkommenden Rakete zu zerstören und die resultierenden Trümmer zu verdampfen, sodass jeglicher Schaden am Schiff verhindert wurde.
Diese Abwehr funktionierte nicht perfekt. Schon bald stellte sich heraus, dass nur die Seiten der Impellerkeile eines Schiffes auf diese Weise geschützt werden konnten. Bug und Heck blieben ungeschützt, was die vielzitierten Schüsse »in den Rachen« und »in den Kilt« gestattete. Trotzdem führte die Entwicklung der Seitenschilde dazu, dass Raketenkonstrukteure nach neuen Möglichkeiten Ausschau hielten, ein Zielobjekt zu beschädigen. Das Wiedererscheinen großer Multi-Megatonnen-Atomsprengköpfe lässt sich auf genau diesen Zeitpunkt datieren. Bei den ersten Versuchen legte man es darauf an, eine Sprengladung dicht an ein feindliches Sternenschiff heranzubringen, statt das Schiff mit dem Impellerkeil der Rakete selbst zu zerstören. Diese ersten Nuklearraketen mit Impellerkeil erwiesen sich als weitgehend ineffektiv. Die offenen Enden der Keile ihrer Zielobjekte stellten einfach ein zu kleines Ziel dar, und die Raketen waren nicht manövrierfähig genug, um einem Keil oder Seitenschild auszuweichen und dann innerhalb der an sich geschützten Zone zu detonieren. Einige Taktiker versuchten sich auch daran, die Detonation der Waffe im Vorfeld festzulegen, sodass das Zielobjekt in die Strahlung und das Trümmerfeld eintauchen müsste. In einem solchen Falle würde der Impellerkeil des Zielobjektes wie eine Art Trichter wirken, durch den die Druckwelle geradewegs das Schiff selbst treffen musste. Diese frühen »Abstandswaffen« auf Nuklearbasis scheiterten letztendlich an der zu geringen Zerstörungskraft ihrer Zweiphasenkernsprengköpfe (Fission-Fusion), doch sie lieferten dennoch wichtige Informationen über präzises Timing bei Raketengefechten mit hoher Bahnkreuzungsgeschwindigkeit.
Die Götter, die über ein derartiges Wettrüsten herrschen, verabscheuen Unausgewogenheit, und so währte die Undurchdringlichkeit des Seitenschildes nicht lange. Im Jahr 1298 führten die unablässigen Forschungsbestrebungen zum ersten anwendbaren Schildbrecher. Genau genommen handelt es sich bei dem Wort »Schildbrecher« um einen Sammelbegriff einer verwirrenden Vielzahl verschiedenster Methoden und Technologien, um einen Angriff durch einen Seitenschild hindurch zu ermöglichen. Die ersten Prototypen wiesen unterschiedlichste Formen auf, und noch heute ist nicht gänzlich geklärt, welcher Typus sich als erster als praktikabel erwies. In der Forschungsliteratur finden sich mindestens sieben »Erfinder« des Seitenschildbrechers. Doch wer auch immer letztendlich diese Erfindung für sich in Anspruch nehmen darf, die Historiker stimmen in der Ansicht überein, dass das erste weithin gebräuchliche Gerät darauf basierte, den Impellerkeil der Rakete selbst zeitlich genau abgestimmt
Weitere Kostenlose Bücher