Die Feuertaufe
den Kernrumpf vor den schlimmsten Auswirkungen geschützt, sodass das Schiff kampftauglich blieb. Waffenentwickler reagierten darauf, indem sie die Zerstörungskraft der Gefechtsköpfe weiter und weiter steigerten, bis die Grenzen der archaischen Fissions-(Spaltung), Zweiphasen- (Fission-Fusion) und Dreiphasen-Nukleartechnologie (Fission-Fusion-Fission) erreicht waren.
Weitere Veränderungen ergaben sich aufgrund des Interesses der Wirtschaft an deutlich kleineren Gravitationsgeneratoren. Erst diese ermöglichten um das Jahr 1650 herum den Bau des seit langer Zeit angestrebten reinen Fusions-Gefechtskopfs. Dabei handelt es sich um eine Atombombe, bei der ausschließlich die weithin verfügbaren leichten Elemente wie Wasserstoff und dessen Isotope erforderlich sind. Dadurch ließen sich kostengünstig Gravitationsimplosionen herbeiführen und gestatteten ohne übermäßigen finanziellen Aufwand die Konstruktion von Raketen mit bis dahin ungeahnter Sprengkraft. Bei hinreichender Reinheit des Treibstoffes war es möglich, die bei der Detonation freigesetzte Strahlung präzise vorherzusagen und (in eingeschränktem Maße) das Spektrum und auch die zeitliche Dauer des Strahlungsimpulses zu steuern. Da die Schadwirkung der meisten Kernwaffen auf der Freisetzung von Röntgenstrahlung basiert, wurde die entsprechende Abwehr zunehmend erschwert, nachdem die gezielte Manipulation der freigesetzten Wellenlängen möglich wurde, wenngleich auch nur innerhalb eines recht engen Rahmens. Zu diesem Zeitpunkt wurden Gefechtsköpfe mit einer Sprengwirkung Hunderter von Megatonnen geradezu alltäglich, selbst der Gigatonnen-Bereich war nicht beispiellos. Wieder wurde die Dauer typischer Bord-Bord-Gefechte drastisch (und brutal) verkürzt. Die Konstrukteure der Gefechtsköpfe begriffen rasch, dass sich durch Veränderung der Kompressionsmuster und -sequenzen der neuen Gravitations-Imploder die Strahlungsfreisetzung bündeln ließ. Im Jahr 1669 konnte im Rahmen geheimer Versuchsreihen bei verschiedenen Navys bestätigt werden, dass sich bei Gefechtsköpfen der jüngsten Generation, bei denen der Brennstoff in unterschiedlicher Weise komprimiert wurde, in Kombination mit impellergetriebenen Raketen bescheidene Steigerungen der Abstandswirkung erreichen ließen. Die erforderliche Software, um die Imploder-Sequenzen festzulegen und die Sprengwirkung zum Zeitpunkt der Detonation zu bündeln, verbreitete sich im Zuge von Routine-Updates rasch überall im bekannten Weltraum – und das vor allem, weil praktisch keinerlei neue Hardware erforderlich war. Auch wenn es zum damaligen Zeitpunkt nicht in dieser Weise wahrgenommen wurde, verhieß die Entwicklung dieser ersten Kernwaffen mit Energiebündelung (kurz: KEB) bereits deutlich todbringendere Technologien.
Doch auch die Konstrukteure von Abwehrsystemen blieben während dieser Zeit nicht untätig. Fortschritte auf dem Gebiet der gravitatorischen Sensortäuschung lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Verbesserungen der Zielsuchersysteme. Vor allem Verbesserungen der Seitenschild-Systeme übernahmen die Führung dabei, die Schildbrecher-Verbesserungen abzuwehren; dabei sorgte die Verwendung modernerer Baumaterialien dafür, dass die Abwehr beinahe Schritt hielt mit den zunehmend leistungsstarken Raketen. Möglicherweise hätte der reine Fusions-Gefechtskopf die Oberhand behalten, wäre nicht im Jahr 1701 die impellergetriebene Antirakete auf den Plan getreten. Effektiv handelte es sich dabei um eine kleinere Version des Schiffskillers, die durch den Kontakt von Impellerkeil mit Impellerkeil jedoch keine feindlichen Schiffe zerstörte, sondern einkommende Raketen. Dies verlieh der Problematik der Raketenabwehr eine gänzlich neue Dimension, da sich auf diese Weise Schiffe, die einander hinreichend nah waren, durch Kooperation in einer Art und Weise wechselseitig verteidigen konnten, wie es nie zuvor möglich gewesen war. Die Antirakete reduzierte die Effektivität der Schiffskiller-Rakete drastisch. Etwa achtzig Jahre später kamen zusätzlich kleine Nahbereichsabwehr-Laserwaffen auf. Diese neuen aktiven Abwehrsysteme stellten sicher, dass selbst eine Rakete, deren Zielsuchersystem sich nicht durch die Eloka des Zielobjektes täuschen ließ, noch vor dem Seitenschild aufgehalten werden konnte. Auf diese Weise sorgten die Nahbereichsabwehr-Cluster für eine letzte lichtschnelle Verteidigung und führten letztendlich zu der mittlerweile vertrauten geometrischen Steigerung der Chance, eine
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