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Die Feuertaufe

Die Feuertaufe

Titel: Die Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Problem, Kontaktlinsen bekommt man ja überall. Aber hier draußen haben wir dafür natürlich überhaupt keine Chance. Sie werden also die ganze Zeit über den Blick abwenden müssen.«
    Das sollte mir ja leichtfallen , dachte Judith. Weder auf Grayson noch auf Masada mögen es die Männer, wenn die Frauen zu forsch auftreten. Fremden Männern geradewegs in die Augen zu schauen, gilt da nicht nur als forsch, sondern als regelrecht frech. Nach all den Jahren auf Masada fiel Judith derartiger Blickkontakt immer noch schwer.
    »Warum legen Sie beide keine Masken an?«, schlug Alice vor. »Irgendwelche tolle Nano-Verkleidung haben wir natürlich nicht an Bord, aber ein Tuch vor dem Gesicht sollte doch allemal ausreichen. Wenn man bedenkt, wie viel Mühe sich der Auftraggeber gemacht hat, seine Identität geheim zu halten, müssten doch frei erkennbare Gesichter eigentlich viel auffälliger sein als Masken. In meinem Gepäck müssten noch ein paar Schals sein, die durchaus geeignet sein dürften.«
    »Die habe ich schon gesehen«, erwiderte Galina, zog einen der Schals hervor und versuchte sich daran, Judiths Gesicht weitgehend damit zu verdecken.
    »Ich habe mir schon überlegt, wie wir am besten erklären könnten, warum wir beide an Bord gehen«, fuhr Alice fort. »Ein Leibwächter würde von denen als direkte Herausforderung angesehen werden. Im Frachtraum befinden sich noch ein paar Kisten, aber sonderlich groß sind die nicht. Wenn die uns fragen, was sich darin befindet, müssen wir denen irgendetwas sagen können – irgendetwas, das glaubwürdig genug ist und dabei auch klein genug, dass es wirklich in diese Kisten passen würde.«
    »Wir könnten behaupten, es seien Handfeuerwaffen«, schlug Judith vor. »Oder irgendwelches High-Tech-Spielzeug. Sosehr die alle behaupten mögen, sie würden hochentwickelte Technologie verabscheuen, gibt es auf Masada doch ein paar Leute, die immenses Interesse an High-Tech-Waffen und entsprechenden Schiffen haben. Zu dieser Fraktion gehört auch Ephraim Templeton – mit dem die Kwahe’e zusammentreffen soll. Wenn Sie andeuten könnten, er würde zusätzlich auch noch ein paar solcher Präsente erhalten, nicht nur das Kind …«
    Wider brach Judiths Stimme, und sie konnte nicht mehr weitersprechen. Doch Alice nickte. »Das sollte funktionieren. Eine der Kisten trage ich. Sie nehmen eine andere – am besten eine, die noch ein bisschen größer ist. Wenn die sperrig genug ist, dann haben Sie einen guten Grund, sich die ganze Zeit über auf dieses Ding zu konzentrieren, nicht auf die Leute an Bord. Ich werde nicht genau erklären, was sich denn nun eigentlich in diesen Kisten befindet, sondern nur andeuten, es handle sich um wertvolle Geschenke. Die Gier der Mannschaft dürfte dann das Übrige übernehmen.«
    »Das klingt gut«, warf Valless ein. »Oder zumindest durchführbar.«
    »Gerade haben wir die Genehmigung erhalten, mit der Banshee an der Cormorant anzudocken«, erklärte Todd. »Jeder auf seinen Platz!«
    Genau das geschah auch. Die beiden Schiffe koppelten ihre Luftschleusen aneinander, und Alice Ramsbottom, deren attraktives Gesicht und honigblondes Haar nun unter einem kunstvoll geschlungenen dunkelblauen Schal verborgen war, reichte Judith eine große Kiste.
    »Sie müssen so tun, als wäre die deutlich schwerer, als sie tatsächlich ist«, ermahnte Alice sie und schulterte ebenfalls eine Kiste. »Und bleiben Sie hinter mir!«
    Judith nickte. Ihr Herz schlug ihr bis an den Hals, doch sie hätte nicht sagen können, ob vor Vorfreude oder vor Furcht. Die Kiste, die Alice ihr in die Hände gedrückt hatte, war tatsächlich recht schwer, sodass Judith überhaupt nicht vergessen konnte, sie als eine richtige Last erscheinen zu lassen. Zugleich jedoch war die Kiste immer noch leicht genug, dass Judith nicht ernstlich dadurch behindert wurde – außerdem war sie ja eine junge Mutter, die es gewohnt war, ihr kleines, zunehmend schwerer werdendes Kind regelmäßig durch die Gegend zu tragen.
    Gleich auf der anderen Seite der Luke , dachte Judith. Gleich auf der anderen Seite der Luke ist Ruth. Ruth …
    Als Judith sich in Bewegung setzte, trat sie Alice beinahe in die Hacken, so ungeduldig war sie. Schiffe der Pryderi -Klasse, zu der die Cormorant ebenso gehörte wie die Banshee , waren nicht allzu groß. Falls die Entführer Ruth nicht immer noch in einer Kiste eingesperrt hatten, würde Judith nur noch wenige Schritte zurücklegen müssen, um ihre Kleine wiederzusehen und

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