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Die Feuertaufe

Die Feuertaufe

Titel: Die Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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befand sich etwas, das Michael Winton als sehr wertvolle Fracht bezeichnet hätte.
    Einige der Männer und Frauen an Bord hatten zumindest Grundlagen der medizinischen Notversorgung erlernt, und Dulcis McKinleys Aussage, man habe Ruth nur leicht betäubt, ließ sich leicht bestätigen. Gemeinsam wurde beschlossen, das Kind einfach weiterschlafen zu lassen, bis die Wirkung nachließ. Ruth jetzt ein Stimulans zu verabreichen, hätte wahrscheinlich eher zu einem Schock geführt.
    Todd steuerte das Schiff. Alice Ramsbottom hatte die Rolle des Kopiloten übernommen und blickte dabei immens ernst drein. Ihre Eltern – Michael wäre bereit gewesen zu wetten, dass eher George Ramsbottom hinter dieser Entführung steckte, nicht Babette – würden vermutlich niemals vor Gericht gestellt werden. Doch Alice schien keinen Moment lang daran zu zweifeln, dass ihre Eltern an dieser Ungeheuerlichkeit beteiligt waren. Daher würde sich in ihrer persönlichen Welt schon bald so manches ändern.
    Die vier Sicherheitsoffiziere setzten sich in den hinteren Teil der Passagierkabine, und zum ersten Mal seit seiner Rückkehr zur Heimatwelt war Michael mit Judith praktisch alleine.
    Sie wirkte entspannt und glücklich. Ruth hatte sich im Schlaf ausgestreckt und lag nun zum Teil auf Judiths Schoß, zum Teil auf Michaels. Das führte zu einer eigentümlichen Vertraulichkeit zwischen ihnen beiden – die aber ganz und gar nicht unangenehm war.
    »Sie ist in Sicherheit«, sagte Judith und strich ihrer Tochter über das braungefärbte Haar. »Und du auch. Schon komisch. Ich hätte nie gedacht, ich könnte für dich irgendwann einmal zu einer Gefahr werden.«
    Michael räusperte sich. Einerseits machte ihn diese Situation verlegen, andererseits fühlte er sich dabei bemerkenswert wohl. »Es sieht ganz so aus, als wäre da etwas, das ich eigentlich für mich hatte behalten wollen, deutlich offenkundiger gewesen, als mir klar war.«
    »Du liebst mich«, erwiderte Judith schlicht. »Das sehe ich, und ich …«
    Sie wandte ihm das Gesicht zu und umschloss seine Finger mit beiden Händen. Dann richtete sie sich im Sitz ein wenig auf und küsste ihn sanft auf die Wange. »Und ich liebe dich. Ich habe mir selbst gegenüber nie zugegeben, wie sehr ich dich liebe, bis du bereit warst, einfach deine Ehre und die deiner gesamten Familie zu opfern, um Ruth zu retten – und obwohl Ruth mir mehr bedeutet als alles in der Welt, konnte ich das nicht zulassen. Ich konnte nicht zulassen, dass du dir selbst schadest, nicht einmal, um sie zu retten.«
    Da Michael sich immer noch der Sicherheitsoffiziere in ihrer Nähe bewusst war, begnügte er sich damit, den Arm um Judiths Schultern zu legen.
    »Danke«, sagte er leise. »Ich danke dir für deine Liebe. Eine Hochzeit würdest du nicht in Erwägung ziehen, oder? Meine Schwester hätte nichts dagegen. Wo ich jetzt so über ein paar Dinge nachdenke, die sie schon zu mir gesagt hat, weiß sie vermutlich schon seit ziemlich langer Zeit, wer mein Herz erobert hat.«
    »Dann frag mich doch!«
    »Willst du mich heiraten, Judith?«
    »Ja.«
    Dieses Mal küsste Michael sie. Für ein frisch verlobtes Paar war es ein sehr züchtiger Kuss, doch er war sehr vielversprechend.
    »Es wird eine ganze Menge Leute geben, denen das überhaupt nicht gefallen wird«, sagte Judith dann. Und dann, zu Michaels übergroßer Freude, lachte sie hell auf. »Aber nach allem, was wir schon gemeinsam durchgestanden haben, wird wohl die Missbilligung einiger kaum etwas ändern.«
    »Stimmt«, erwiderte Michael und drückte sie fest an sich. »Das ändert wirklich überhaupt nichts.«
    Gemeinsam lasen George und Babette Ramsbottom den handgeschriebenen Brief.
    »Liebe Mom, lieber Dad,
    ich weiß, was ihr getan habt – ich weiß von der Entführung, und dass ihr bereit wart, ein kleines Kind ins Exil zu schicken, mit größter Wahrscheinlichkeit sogar in den Tod, einfach nur, um eure politischen Ziele zu erreichen. Ich weiß, dass ihr geglaubt habt, damit das Beste für das Sternenkönigreich zu bewirken, aber leider kann ich euch da nicht zustimmen.
    Ich weiß auch, dass ihr sehr geschickt dafür gesorgt habt, dass die Leute, denen ihr so entsetzliches Leid zugefügt habt – sehr einflussreiche Leute an höchster Stelle –, euch nichts anhaben können. Bei einer entsprechenden Gerichtsverhandlung kämen Informationen ans Tageslicht, die sowohl ihnen selbst als auch den Dingen, für die sie stehen, ungleich mehr schaden würden als

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