Die Feuertaufe
Mündung eines Pulsers, den ihm der Captain nun fest gegen die Kehle presste.
»Captain!«, fauchte Mercier und trat einen Schritt vor.
»Halten Sie sich da raus, Bürger«, befahl Tyler, und der Wahnsinn, der in seinen Augen blitzte, war nun auch seiner Stimme anzumerken. »Dieser Mann ist ein Verräter und ein Feind des Volkes. Warum bringen wir ihn nicht gleich hier und jetzt um?«
»Weil dieser ganze Einsatz, wenn Sie das jetzt tun, ganz und gar nutzlos gewesen wäre«, warnte ihn Mercier. »Einschließlich der Beschädigung des Schiffes.«
Und genau diese Beschädigung, das wusste Charles genau, war es, die so sehr an Tyler nagte. Die entsprechenden Befehle – genau wie von Charles dazu angewiesen – hatte er mit ruhiger, beherrschter Stimme erteilt, und so waren die Raketen auf ihren Weg geschickt worden. Doch für jeden auf der Brücke der Ellipsis war klar gewesen, dass er diesen Anweisungen nur unter Protest folgte – während in seinem Inneren wie kochende Lava Zorn und Frustration brodelten.
Das konnte ihm Charles nicht einmal verdenken. Illegaler Handel mit Solly-Technologie war das Einzige, was Haven auch nur eine Chance verlieh, es mit der überlegenen Ausrüstung der Mantys aufzunehmen. Dass eine solche Lieferung einfach aus dem All gefegt wurde – und schlimmer noch: zusammen mit ihrem Lieferanten! –, musste Tyler ja fast das Gefühl geben, er hätte sich gerade selbst eine Hand abgehackt.
Und mit dieser Ansicht stand der Captain nicht alleine da, auch wenn Charles ihm das gewiss nicht sagen würde. Der Angriff auf diesen Frachter hatte auch Saint-Just am meisten Kopfschmerzen bereitet, als dieser ganze Plan geschmiedet wurde. Charles hatte lange, nachdrücklich und fast ohne Punkt und Komma reden müssen, um dem Bürger Minister die Zustimmung abzuringen – und selbst dabei hatte Saint-Just alles andere als glücklich gewirkt.
Und der Bürger Minister brauchte die Befehle nur abzuzeichnen. Er brauchte sie nicht einmal selbst auszuführen!
Das alles änderte jedoch nichts daran, dass der Mann, der besagte Befehle nun eben ausgeführt hatte, Charles in diesem Moment eine Waffe gegen den Hals presste. »Ich verstehe, warum Sie so frustriert sind, Bürger Captain«, sagte Charles. Angesichts des Druckes der Waffe auf seinen Hals klang seine Stimme ein wenig gepresst. Zumindest vermutete Charles, einzig dies sei Grund für den ungewohnten Klang seiner Stimme. »Aber der ganze Plan hängt davon ab, dass die Andermaner glauben, es gäbe einen Wurmloch-Terminus im Karavani-System, den die Volksrepublik noch nicht entdeckt hat – die Mantys aber eben sehr wohl. Wir – die Ellipsis – müssen besagte Mantys sein. Und das bedeutet, wir müssen alles das tun, was ein Manty unter entsprechenden Bedingungen täte. Was den Schaden an den Alpha-Emittern betrifft, bedauere ich das natürlich. Aber die Andermaner haben uns beobachtet, und es musste so sehr nach einem Austritt aus einem Wurmloch aussehen wie nur irgend möglich.«
»Na gut«, gab Tyler erbittert zurück, den Finger immer noch am Abzug des Pulsers. »Das haben wir ja alles gemacht. Also erklären Sie mir, warum wir Sie immer noch benötigen.«
»Weil er derjenige ist, der sich nun an die Andermaner wenden muss«, ergriff Mercier wieder das Wort. »Niemand sonst kann sie auf die richtigen Gedanken bringen und die Falle so zuschnappen lassen.«
»Und woraus genau besteht diese Falle?«, wollte Tyler wissen.
»Die Details finden Sie in Ihren versiegelten Befehlen«, gab Charles zurück. »Die dürfen Sie öffnen, sobald Sie den Rendezvouspunkt erreicht und uns auf unserem Kurierschiff abgesetzt haben. Dann wird sich das Beischiff auch umgehend um Ihre Emitter kümmern.«
Einen Moment lang blieb der Pulser immer noch gegen Charles’ Kehle gepresst. Dann, langsam, ließ der Druck nach. »Enthalten diese Befehle noch irgendwelche unschönen Überraschungen für mich?«, grollte der Captain.
»Nein«, versicherte ihm Charles. »Zumindest nichts, was irgendein Problem für Sie darstellen sollte.«
Immer noch umklammerte Tyler seinen Pulser, als dächte er nach wie vor darüber nach, die Waffe zum Einsatz zu bringen. Dann schob er den Pulser widerstrebend in seinen Holster zurück. »Wir erreichen den Rendezvouspunkt in sechs Stunden.« Er blickte Mercier an, dann schaute er wieder zu Charles hinüber. »Bis dahin sollten Sie beide mir aus dem Weg gehen.«
»Wie Sie wünschen«, antwortete Mercier und neigte den Kopf. »Die
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