Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feuertaufe

Die Feuertaufe

Titel: Die Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
Volksrepublik sieht der Ausführung Ihrer Befehle freudig entgegen.«
    »Die Volksrepublik wird nicht enttäuscht werden«, versicherte ihm Tyler knapp. »Auf Wiedersehen, Bürger!« Er wandte sich ab und verließ mit großen Schritten den Raum.
    Mercier blickte Charles an. »Sie spielen hier mit dem Feuer, Bürger«, warnte er ihn. »Er hätte genauso gut die Beherrschung verlieren und Sie umbringen können.«
    »Hätte ich ihn lieber ein bisschen verhätscheln sollen?«, schoss Charles zurück. »Er ist ein Offizier der SyS. Er weiß doch genau, welche Pflichten man ihm auferlegen kann!«
    »Das tun wir alle«, bestätigte Mercier. »Und Ihre Pflicht ist es jetzt, sich nicht umbringen zu lassen, bevor das alles vorbei ist.«
    Und dann würden die Havies kommen und sich darum kümmern, ja? Wahrscheinlich. »Ich danke Ihnen, Bürger Mercier«, gab Charles zurück und brachte ein mattes Lächeln zustande. »Das werde ich beherzigen.«
    »Das sollten Sie auch«, sagte Mercier. »Holen Sie sich ein Glas Wasser! Es ist Zeit für Ihr Gegengift.«
    Weiss war schon wieder fast eine ganze Woche zurück auf seinem Posten, als Charles endlich auf seine Anrufe reagierte. »Die Verzögerung tut mir leid«, bat der Solly über Weiss’ abgesicherte Verbindung um Verzeihung. »Ich war auf der anderen Seite der Stadt sehr beschäftigt und hatte nie genug Zeit, Sie zurückzurufen.«
    »Das ist schon in Ordnung«, sagte Weiss. »Wir müssen uns treffen.«
    »Das wird auch geschehen«, versprach ihm Charles. »Aber noch nicht jetzt. Ich habe gerade ein neues Haus im Grandee District bezogen, und das muss erst noch ein wenig renoviert werden, bevor man darin Gäste empfangen kann.«
    Weiss runzelte die Stirn. Da ereigneten sich im Karavani-System derart entscheidende Dinge, und Charles verschwendete seine Zeit damit, Immobilien zu kaufen?! »Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst!«
    »Aber ja«, versicherte ihm Charles. »Das ist eine echte Investition – nicht nur für die Zukunft, sondern auch für die Gegenwart. Nichts zeigt deutlicher, dass man auf der Seite des Volkes steht, als wenn man ein Stück volkseigenes Land ersteht.«
    Weiss musste zugeben, dass sein Gesprächspartner damit wirklich nicht unrecht hatte. Wer auf Haven ein Grundstück erstand, wurde von der Regierung automatisch äußerst gründlich durchleuchtet. Niemand tat das freiwillig, es sei denn, er war wirklich so sauber wie frisch gefallener Schnee auf Neu–Berlin. Wenn Charles wirklich sämtliche Hürden überwand, dann stünde er anschließend auf der Havie-Liste der »verdächtigen Gestalten« deutlich weiter unten.
    »Der Nachteil ist natürlich, dass die SyS das Gebäude eine ganze Weile beobachten wird – bis sie überzeugt sind, dass ich wirklich nichts Ungebührliches im Schilde führe«, fuhr Charles fort. »Zwei Wochen, höchstens drei, dann können Sie gefahrlos vorbeikommen.«
    Zischend stieß Weiss auf Deutsch einen Fluch aus. Seines Erachtens bewies Charles hier sehr, sehr schlechtes Timing. Doch nachdem er mit dem Ganzen nun einmal schon losgelegt hatte, blieb ihnen nichts anderes übrig, als durchzuhalten und zu warten, bis es der SyS zu langweilig wurde. Erst dann könnten sie weitermachen.
    Abgesehen davon gab es auch noch andere Dinge, die Weiss unternehmen konnte, um das Ganze nicht einschlafen zu lassen. »Verstanden«, sagte er. »Informieren Sie mich, wann ich Sie gefahrlos aufsuchen kann.«
    »Das mache ich«, versprach Charles. »Auf Wiedersehen« , setzte er dann noch auf Deutsch hinzu.
    Es dauerte beinahe vier Wochen, bis Weiss endlich die Nachricht erhielt, die er sehnsüchtig erwartete. Kurz und ohne Unterschrift lag sie in seinem Eingangskorb, als er morgens seinen Schreibtisch erreichte: 1522 Rue de Leon, heute, 20:20 Uhr. Es sah ganz so aus, als wäre Charles endlich bereit, ihn zu treffen.
    Und er war es auch.
    Das neu erworbene Anwesen erwies sich als ein bescheidenes Haus in einer Gegend der Stadt, in der einst ausschließlich die oberste Elite der Haveniten zu residieren pflegte, doch mittlerweile schienen auch hier die Zeiten härter geworden zu sein. Weiss musste gegen das Bedürfnis ankämpfen, sich verstohlen umzublicken, als er an die Eingangstür herantrat und auf die Klingel drückte.
    Das Echo des Klingeltons war noch nicht ganz verklungen, als Charles bereits die Tür öffnete. »Kommen Sie herein«, sagte er leise und warf einen kurzen, prüfenden Blick über Weiss’ Schulter, während der Andermaner an ihm vorbeitrat.

Weitere Kostenlose Bücher