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Die Feuertaufe

Die Feuertaufe

Titel: Die Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Auf derart viele Personen war das Lebenserhaltungssystem des Zerstörers schlichtweg nicht ausgelegt, selbst wenn der Platz an sich ausgereicht hätte – was nicht der Fall war. Das wiederum bedeutete, dass Honor eine Prisenmannschaft für das andere Schiff abstellen musste, groß genug, um die gefangenen Piraten im Auge zu behalten und die wichtigsten Systeme der Evita zu überwachen. Und so viele Leute konnte Honor einfach nicht entbehren.
    Zumindest nicht, ohne alle hoffnungslos zu überlasten , dachte sie und verkniff sich eine Grimasse.
    Ganz so schlimm ist es auch wieder nicht , sagte sie sich. Die Leute, die dort drüben für »technische Unterstützung« sorgen mussten, werden so rasch wie möglich von Bord gehen wollen. Wenn ich also dreißig oder vierzig meiner eigenen Leute hinüberschicke, damit das Schiff überhaupt gesteuert werden kann, dann finden wir vielleicht wenigstens genug Platz, sie alle an Bord der Hawk unterzubringen.
    »Also gut, Everett«, entschied sie. »Ich schicke bald ein paar weitere Leute an Bord. Die sollen behilflich sein, die Schiffssysteme zu übernehmen. Wie viele genau das werden, weiß ich noch nicht – darüber muss ich erst noch mit dem Eins-O und dem Master sprechen. Aber allzu lange dürfte das nicht dauern. Bereiten Sie in der Zwischenzeit die Gefangenen der Piraten für den Transfer an Bord der Hawk vor! Erklären Sie ihnen, dass unser Schiffsarzt sie untersuchen muss!«
    »Das ist nur zu wahr, Ma’am«, bestätigte Janacek und klang jetzt noch grimmiger. Honor hörte, wie er erneut tief durchatmete. »Ma’am, es sieht so aus, als wären mindestens drei Viertel der Gefangenen an Bord Frauen.«
    »Das hatte ich bereits vermutet, Everett«, erwiderte Honor sanft. »Glauben Sie mir, ich weiß, worum es hier geht – und Lieutenant Neukirch auch.«
    »Jawohl, Ma’am.« Vielleicht hatte Janacek tatsächlich ein bisschen weniger grimmig geklungen, aber wenn dem so sein sollte, dann war die Veränderung nur minimal. Nicht, dass Honor ihm das verdenken konnte. Aus welchem Grund auch immer, die Besatzung von Piratenschiffen bestand fast immer ausschließlich aus Männern. Als wollten sie einen Ausgleich dazu bilden, gebärdeten sich die wenigen Frauen, die sich ebenfalls in diesem Gewerbe umtrieben, meist noch ungleich schlimmer als ihre männlichen Kollegen – dieser Ansicht war zumindest Honor. Doch dieses unausgewogene Verhältnis von Männern und Frauen erklärte auch, warum Piraten meist dazu neigten, bevorzugt weibliche Techniker am Leben zu lassen und sie dazu zu zwingen, ihnen beim Alltagsbetrieb des Schiffes zur Hand zu gehen.
    Schließlich , dachte Honor verbittert, können diese Technikerinnen ihnen ja auch noch in anderer Hinsicht nützlich sein. Ihre Nasenflügel bebten, dann riss sich Honor wieder zusammen. Manchmal wünschte ich wirklich, wir hätten eine Ärztin an Bord. Aber wenigstens hat Mauricio schon einiges erlebt. Alleine schon hier draußen in Silesia hat er sich schon um mehr als genug Vergewaltigungsopfer gekümmert.
    »Ich liege doch wohl richtig mit der Annahme«, konzentrierte sie sich wieder auf Janacek und ließ sich nicht im Mindesten anmerken, worum sich ihre Gedanken gerade eben noch gedreht hatten, »dass die bisherigen Besitzer Ihres neuen Schiffes Sicherheitsvorkehrungen getroffen haben, um ihre … Techniker im Griff zu haben?«
    »Jawohl, Ma’am. So könnte man das ausdrücken.«
    Janaceks Tonfall verriet Honor, dass die Lebensbedingungen der Gefangenen eindeutig als suboptimal anzusehen waren. Gut zu wissen.
    »Wie viele Ihrer Gefangenen könnten Sie wohl in einen geeigneten Raum quetschen? Ich meine, wenn Sie so richtig drücken?«
    »Mindestens zwo Drittel … wenn wir ein bisschen drücken. Wenn wir so richtig drücken, dann kriegen wir sie vielleicht sogar alle dort rein.«
    »Ich verstehe.« Ganz offenkundig ging dem jungen Lieutenant genau das Gleiche durch den Kopf wie ihr selbst. »Ich nehme an, wenn man ›so richtig‹ drückt, dann würde das effektiv ›nur Stehplätze‹ bedeuten, richtig, Lieutenant?«
    »Jawohl, Ma’am.«
    »Dachte ich mir.« Kurz dachte Honor nach, dann zuckte sie erneut mit den Schultern. »Tja, ist natürlich bedauerlich, aber leider müssen bei deren Gefangenschaft beachtliche Sicherheitsaspekte bedacht werden, Lieutenant. Also werden sie das wohl einfach aushalten müssen, nicht wahr?«
    »Leider ja, Ma’am«, stimmte Janacek zu. Sonderlich zerknirscht klang er nicht.
    »Dann kümmern Sie sich

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